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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Clans? Werden sie sich auch mit diesem Drwyn verbinden?«
    »Das werden sie.«
    »Wie viele?«
    »Alle siebzehn.«
    »Und wie viele Männer stehen unter Waffen?«
    Der Amhain lachte. »Mehr als du je gesehen hast, Ungläubiger. Du bist ein toter Mann. Ihr alle seid tot.«
    Duncan schwang sich in den Sattel und brachte sein unruhiges Pferd zum Stillstand, damit Sor die Satteltaschen mit dem umfangreichen Proviant verschließen konnte.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Sor, als er den letzten Riemen durch die Lasche zog. Sein Atem trieb in der bitterkalten Luft vor ihm.
    »Ich bin mir sicher. Aradhrim kennt mich genauso gut wie dich.«
    Sor stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn im frühmorgendlichen Sonnenschein mit zusammengekniffenen Augen an. In der Nacht war der Schneesturm abgezogen; nun hatte sich der Himmel aufgeklart, und die schneebedeckten Berge waren so hell, dass man sie nicht lange ansehen konnte. Sogar der Himmel wirkte wie poliert und war so blau, dass er beinahe silbern erschien.
    »Es ist meine Pflicht. Ich bin der Vertreter der Morennadh.«
    »Und ich bin dein Bruder.« Duncan grinste. »Der Kriegsherr kennt Cara nicht, und du musst bei Kael bleiben und ihn zügeln, sobald er herausgefunden hat, wohin diese Hundebestie unterwegs ist. Er hört auf dich.«
    »Manchmal«, murmelte Sor und zog eine Grimasse.
    »Zumindest hört er öfter auf dich als auf mich.« Duncan beugte sich aus dem Sattel und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. »Ärgere dich nicht mehr. Ich bin am besten dazu geeignet zu gehen, das ist alles.«
    Sog ergriff sein Handgelenk. »Pass auf dich auf. Wenn dir etwas zustößt, bringt Mutter mich um.«
    »Dann werde ich also dafür sorgen, dass mir nichts zustößt.«
    »Reite unmittelbar nach Fleet. Wenn stimmt, was dieser Amhain gesagt hat, müssen wir es Aradhrim so schnell wie möglich mitteilen. Die Clans werden ihre Späher irgendwann vermissen und weitere aussenden.«
    »Es ist die falsche Jahreszeit, um einen Krieg anzufangen.«
    »Vielleicht ist es die richtige Zeit, wenn sie ihren Feind überraschen wollen.« Sor machte ein grimmiges Gesicht und trat einen Schritt zurück. »Mach schon. Bring erst einmal ein paar Meilen hinter dich.«
    Duncan schnalzte mit der Zunge, trieb sein Pferd an, und es trabte durch den Schnee. Eiskristalle wirbelten auf und glitzerten in der hellen Luft. Es waren mehr als siebenhundert Meilen bis nach Fleet. Er hoffte, das alte Sprichwort würde recht behalten, nach dem schlechte Nachrichten immer am schnellsten reisten.

1 1
    Einunddreißig Tage. Teia hatte sie gezählt. Ein voller Mondzyklus und noch etwas mehr, seit die Crainnh ihr Winterquartier erreicht hatten, und noch immer war Ytha nicht zu ihr gekommen. Sie hatte das Gemach des Häuptlings gesäubert und so opulent eingerichtet, wie es sein Zelt gewesen war, und sie hatte verbissen trotz der Schmerzen in ihrer Rippe immer weiter gearbeitet. Überdies hatte sie auch die Arbeiten verrichtet, zu denen alle Crainnh-Frauen abwechselnd herangezogen wurden: Sie hatte sich um die Räucherkammer gekümmert, hatte Brennmaterial und Nahrungsmittel für den herannahenden Winter herbeigeschafft. Und sie hatte gewartet und ihren Vorrat an Wartgutwurzeln gestreckt, um ihre Schwangerschaft zu verbergen, und jeden neuen Tag hatte sie befürchtet, dass nun die Sprecherin zu ihr kommen und mit ihr über ihre Gabe reden würde.
    Doch Ytha war nicht erschienen.
    Lange konnte Teia ihre Schwangerschaft nicht mehr verbergen, nicht in den beengten Verhältnissen der Höhlen. Beim Erstmond würde ihr Bauch allmählich anschwellen, und noch einen Monat später würde sie ihn auch nicht mehr unter ihren dicken Winterröcken verstecken können. Eine der anderen Frauen würde ihn sicherlich bemerken, und dann würden es alle wissen. Derartige Geheimnisse waren im Clan nur schwer zu hüten.
    Von Drwyn indes ging in dieser Hinsicht keine Gefahr aus. Er schenkte ihrem Körper nur Aufmerksamkeit, wenn er ihn benutzen wollte, und wenn er das tat, bestieg er sie meist von hinten, wie der Hengst die Stute, und achtete dabei nur auf sein eigenes Vergnügen, sodass er die Rundung ihres Bauches vermutlich auch nach sechs Monden noch nicht bemerken würde.
    Außerdem verbrachte er die meiste Zeit mit den Jägern. Sie sah die beiden Wachen am Höhleneingang öfter als ihn. Der eine von ihnen war fast immer Harl. Sie fragte sich schon, ob er den Dienst mit anderen Männern getauscht hatte. Er beobachtete sie, wenn sie

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