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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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sah hinaus. »Stimmt, es wird schon dunkel«, sagte sie. »Wir müssen uns beeilen.«
    Draußen regnete es inzwischen in Strömen.

    Bis sie endlich alles vorbereitet hatten, waren sie nass bis auf die Haut. Zweimal hatten sie sich in dem aufgespannten Netz selbst verfangen, und je dunkler es wurde, desto öfter rutschten sie aus oder stolperten über die Bindfaden, die sie an das Netz gebunden hatten.
    Ob wegen des Regens oder Sprottes Sturmwarnung - Herrn Feistkorns roter Kopf erschien nicht noch einmal über der Hecke.
    Niesend und mit schmerzenden Knien liefen die Mädchen schließlich ins Haus, zogen die klitschnassen Sachen aus und holten sich zum zweiten Mal an diesem Tag Kleider vom Dachboden. Durchs offene Küchenfenster hingen die Bindfaden, die sie an das Netz gebunden hatten. 
    »O nein, jetzt können wir das Fenster ja gar nicht zumachen«, sagte Melanie, die sich mit Oma Slättbergs Handtuch die langen Haare trockenrubbelte.
    Trude nieste so laut, dass die andern zusammenzuckten. »Das Licht können wir auch nicht anmachen!«, schniefte sie. »Na, wenn du so niest wie gerade eben, wissen die sowieso, dass wir hier sind«, sagte Sprotte. Besorgt besah sie sich die Rüschen am Saum ihres schwarzen Kleides. »Hoffentlich ruinier ich das nicht auch noch!«, sagte sie. »Das Ding, das ich im Wald anhatte, ist völlig hin.«
    »Meins sieht auch ziemlich schlimm aus«, sagte Trude kleinlaut. »Ich hab es meiner Mutter gegeben - aber die hat nur gefragt, ob sie es nicht besser wegwerfen soll.« 
    Sprotte stöhnte. »Na bitte. Kann mir mal eine sagen, wie ich die Kleider wieder so hinkriege, dass meine Oma nichts merkt?« »Also, meins ist völlig in Ordnung«, sagte Melanie. »Muss nur gewaschen werden.«
    »Gebt sie mir«, sagte Frieda. »Ich besser sie aus.« 
    »Kannst du etwa nähen?«, fragte Trude ungläubig. »Ich mein, so richtig?«
    Frieda nickte. »Ich hab mir sogar schon mal 'ne Hose genäht. Und Kleider für meine Puppen und so was. Das krieg ich schon hin.«
    Draußen war es inzwischen stockdunkel. Genauso dunkel wie in der Nacht, als Sprotte mit ihrer Mutter nach Isolde gesucht hatte. Die vier Wilden Hühner drängten sich vor dem Küchenfenster. Jede nahm einen der Bindfäden in die Hand. Quer durch Oma Slättbergs Garten spannten sie sich bis in die Kronen der Obstbäume, die zu beiden Seiten des Weges wuchsen. Das große Netz schwebte fast unsichtbar zwischen ihnen in der Dunkelheit.
    Sprotte schüttelte den Kopf. »So funktioniert das nicht«, sagte sie leise. »Zwei von uns müssen nach draußen, unter die Bäume, und von da aus ziehen. Eine links, eine rechts.« »Was? Da raus?«, sagte Melanie. »Na, dann Freiwillige vor!« Frieda stieß Sprotte an. »Komm, wir beiden machen's, ja?« »Okay.« Sprotte nickte. »Wir sind ja nicht aus Zucker wie die süße Melanie!«
    »Haha!« Melanie schnitt ihr eine Fratze.
    »Da hängen zwei Mäntel an der Garderobe«, sagte Sprotte.
    »Die ziehen wir noch über.«
    Es waren richtige Oma-Mäntel. Dick, dunkel und schwer. »Toll seht ihr aus!«, sagte Melanie kichernd. »Die Jungs werden denken, zwei wild gewordene Omas überfallen sie.« »Es ist schon Viertel nach neun«, flüsterte Trude und presste die Nase gegen die Fensterscheibe. »Jetzt kommen sie bestimmt bald.«
    Aber sie mussten noch sehr lange warten. 

15. Kapitel

    Es war Viertel nach zehn, als die Pygmäen kamen. 
    Sprotte und Frieda waren trotz ihrer dicken Mäntel so durchgefroren, dass sie mit den Zähnen klapperten. Ihre Füße waren pitschnass vom Regen und von den Haaren tropfte ihnen das Wasser in den Kragen. 
    Widerlich.
    Warum muss es ausgerechnet heute regnen?, dachte Sprotte wütend. Warum, warum, warum? Gerade wollte sie sich aufrichten, weil ihre Beine eingeschlafen waren und ihre Knie höllisch wehtaten, als sie die Fahrräder hörte. Das Knirschen der Reifen auf dem nassen Schotter, das Klappern der Schutzbleche - und die Stimmen der Jungs. 
    »So ein verdammtes Sauwetter!«, sagte Torte. 
    Und Steve maulte: »Hätten wir die Sache nicht auf morgen verschieben können?«
    Sprotte hörte, wie sie anhielten, abstiegen und ihre Räder gegen die Hecke lehnten.
    »Hört endlich auf zu meckern«, sagte Fred. »Ist doch prima, das Wetter. So ist wenigstens kein Mensch auf der Straße oder guckt sich die Blumen in seinem Garten an. Außerdem hätten wir's längst hinter uns, wenn Steve sein Fahrrad in Schuss hätte.«
    »Da hat jemand dran rumgefummelt!«, rief Steve. »Ich

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