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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Blödsinn«, sagte sie. »Der hat doch keine Ahnung. Wenn der wüsste, dass du eins der berüchtigten Wilden Hühner bist, na, dann würd er sich aber überlegen, was er sagt.«
    »Genau!«, sagte Melanie und hakte sich bei Trude ein. »Und jetzt haben wir hier genug im Regen rumgestanden. Jetzt machen wir Oma Slättbergs Haus pygmäensicher, ja?« 
    »Ja!«, riefen die andern drei.
    Und Sprotte verkündete: »Erste Station – Hühnerstall!«

    Damit die Pygmäen die Hühner nicht wieder freiließen, verriegelte Sprotte die Stalltür auch von innen. Dann kletterte sie durchs Fenster raus und nagelte ein Brett davor. Die Hennen saßen natürlich längst auf ihren Stangen. Beim zweiten Hammerschlag guckte Herr Feistkorn über die Hecke. »Was machst du denn da?«, fragte er misstrauisch. »Hämmern nach achtzehn Uhr ist verboten. Das sollte so ein großes Mädchen wie du wissen!«
    »Ja, haben Sie denn noch nicht gehört?«, fragte Melanie, die zusammen mit Trude und Frieda am Gatter lehnte. »Heute Nacht soll es Sturm geben! So einen, bei dem die Autos durch die Luft fliegen und so. Deshalb nageln wir alle Fenster zu.« »Ja!« Sprotte nickte. »Sollten Sie auch machen, Herr Feistkorn. Und außerdem machen Sie am besten keinen Schritt mehr vor die Tür. Wir gehen auch gleich rein.« 
    Beunruhigt legte Herr Feistkorn den dicken Kopf in den Nacken und sah zum grauen Himmel hinauf.
    »Sieht aber kein bisschen nach Sturm aus!«, brummte er. Trudes Lippen zuckten. Sie verschluckte ein Kichern, drehte sich mit hochrotem Kopf um und rannte zum Schuppen. Frieda lief hinterher.
    »Haben die das im Radio gesagt?«, fragte Herr Feistkorn. »Ja, ja!« Sprotte schlug den letzten Nagel ein. Etwas schief, aber das Brett hielt. »Im Sonderfunk für Haus-, Hühner- und Taubenbesitzer.«
    Herr Feistkorn hatte viele Tauben. Hühner konnte er nicht ausstehen. Oma Slättberg sagte immer, dass eine Taube mehr Dreck mache als all ihre Hühner zusammen. 
    »Was für ein Sonderfunk? So ein Blödsinn«, knurrte Herr Feistkorn. »Nie gehört von so einem Sender.« 
    »Komisch«, sagte Sprotte. »Meine Oma hört den immer. Schönen Abend noch, Herr Feistkorn!« 
    Dann rannte sie mit Melanie zum Gartenschuppen. Frieda und Trude lehnten an Oma Slättbergs Werkzeugregal und kicherten um die Wette.
    »Wenn der gleich seine Fenster zunagelt, platz ich!«, japste Trude.
    »Erst mal wird er wahrscheinlich wie wild an seinem Radio rumkurbeln, um diesen Sonderfunk zu finden«, sagte Sprotte. Suchend sah sie sich um. »So, was können wir denn jetzt gebrauchen?«
    »Wie wär's mit den Netzen da oben?«, fragte Melanie. 
    »Ach ja, die Obstbaumnetze.« Sprotte kletterte auf einen Stapel Holzkisten und zog die Netze vom Regal. »Das ist 'ne gute Idee. Oma hängt sie immer über die Kirschbäume, damit die Vögel sich nicht alle Kirschen holen.« 
    »Super!« Melanie grinste voll Vorfreude. »Wenn wir davon eins über den Weg gespannt kriegen, können wir die Pygmäen wie Fische fangen.«
    »Hm!« Sprotte zog die Stirn kraus und rieb sich ausführlich die Nase. »Wird nicht einfach. Aber wir versuchend. Was können wir noch nehmen?«
    »Wir könnten eine Fallgrube graben!«, schlug Trude aufgeregt vor. »Direkt hinterm Tor. So wie bei Tarzan, ihr wisst schon.«
    Sprotte verdrehte die Augen. »Hast du schon mal versucht, so ein großes Loch zu buddeln? Da würden wir nächste Woche noch graben.« 
    »Ach ja. Schade«, murmelte Trude.
    »Ich dachte, wir wollen die Jungs nur verjagen.« Frieda setzte sich auf einen rostigen Gartenstuhl. »Aber das mit dem Fangen«, sie grinste übers ganze Gesicht, »das gefällt mir noch viel besser.«
    »Ja, und das mit dem Netz«, Melanie kicherte, »das passt
    doch wirklich prima, oder? Wo die so gerne angeln. Diesmal
    sind sie eben die Fische.«
    Die Wilden Hühner platzten fast vor Lachen.
    »Und wenn sie im Netz zappeln«, Frieda wischte sich die
    Lachtränen aus den Augen, »dann machen wir ihnen, edel, wie wir sind, ein Friedensangebot. Damit wir endlich in Ruhe nach dem Schatz suchen können. Was haltet ihr davon?«
    »Einverstanden«, sagte Melanie.
    »Hm!« Trude nickte. »Das ist gut.«
    Nur Sprotte sah nicht sonderlich begeistert aus.
    »Können wir das nicht später entscheiden?«, brummte sie.
    »Wir sollten jetzt erst mal das Netz spannen, sonst wird aus dem Fische fangen nämlich nichts. Und dann könnt ihr euer Friedensangebot auch vergessen.«
    Melanie öffnete die Schuppentür einen Spaltbreit und

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