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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Sprotte hastig. »Und meine Freundinnen übernachten heute hier.« 
    »Hm, und deine Eltern, wo sind die?« 
    »Meine Mutter arbeitet noch«, sagte Sprotte und bekam ganz heiße Ohren. »Aber sie kommt bald. Ganz bestimmt.« 
    »Und dein Vater?« 
    »Hab ich nicht«, sagte Sprotte.
    »Na gut.« Die Polizisten sahen sich an. »Euch alle hätten wir sowieso nicht mitgekriegt. Dann wollen wir mal die Herrn nach Hause bringen.«
    »Was?« Entsetzt rissen die Jungs die Augen auf. »Aber - aber wir kriegen Heidenärger, wenn wir da im Bul ... im Polizeiauto ankommen«, stammelte Fred. »Mein Vater denkt doch, ich hab Gott weiß was angestellt.« 
    »Mein Vater schlägt mich tot«, murmelte Willi. »Der schlägt mich glatt tot.«
    Sprotte rieb sich die Nase. »Ich hab ganz vergessen zu sagen«, rief sie plötzlich, »dass die Jungs natürlich auch hier schlafen. Ist doch klar.«
    »Das fällt dir aber ziemlich spät ein«, sagte der kleine Polizist. »Och, das kommt nur, weil ... weil ich schon so müde bin!«, sagte Sprotte und gähnte ausgiebig.
    Die beiden Polizisten steckten die Köpfe zusammen. Der eine guckte auf seine Uhr. Sie tuschelten ziemlich lange miteinander. Dann drehten sie sich schließlich um. Ängstlich starrten die Kinder sie an.
    »Also gut«, sagte der Große. »In einer Stunde kommen wir noch mal vorbei. Wenn deine Mutter bis dahin nicht da ist, bringen wir eine Ladung von euch nach Hause.« 
    »Aber ...«
    »Kein Aber. Sollte sich bis dahin noch mal jemand wegen Lärm beschweren, bringen wir euch alle nach Hause. Klar?« »Klar!«, murmelten die Wilden Hühner.
    »Klar!«, murmelten die Pygmäen.
    »Na, dann bis in einer Stunde«, sagte der Kleine und legte den Finger an die Mütze. »Und legt euch ruhig schon mal ein bisschen aufs Ohr.« 
    »Machen wir«, brummte Sprotte. 
    Dann waren die beiden Polizisten verschwunden. 
    »Kommt deine Mutter wirklich bald?«, fragte Fred. 
    »Keine Spur!«, sagte Sprotte düster und rieb sich wie verrückt die Nase. »Und ich bin nicht sicher, dass ich sie in einer Stunde auftreibe.« 

16. Kapitel

    »Kommt«, sagte Sprotte und winkte die ganze Versammlung hinter sich her. »Wir gehen erst mal ins Haus.« 
    »Nee, ich hau ab!«, sagte Willi. »Sofort!« Und er lief aufs Gartentor zu.
    »Aber guck doch mal, wie du aussiehst!«, rief Fred. »So kannst du doch nicht zu Hause aufkreuzen.«
    »Immer noch besser, als wenn ich überhaupt nicht komme. Wie spät ist es überhaupt?«
    »Elf«, sagte Torte. »Ziemlich genau.«
    »Oh, Scheiße!« Hastig stieg Willi auf sein Rad. Die andern glaubten ein Schluchzen zu hören, aber dann war er auch schon ohne ein weiteres Wort verschwunden. 
    »Was ist denn mit ihm?«, fragte Frieda besorgt. 
    »Sein Vater verhaut ihn gern«, sagte Fred. 
    Bedrückt gingen sie in Oma Slättbergs Küche. Sprotte machte Licht an, ließ den Kessel voll Wasser laufen und stellte ihn auf den Herd.
    »Ich glaub, wir können alle was Heißes vertragen«, sagte sie. »Was denken eure Eltern denn, wo ihr seid?«, fragte Melanie die Jungs.
    »Die denken, ich bin bei Fred«, sagte Steve mit verlegenem Lächeln, während er sich in Oma Slättbergs Küche umsah. »Meine auch«, sagte Torte. Er guckte an sich runter. »Mann, seh ich aus. Ihr habt nicht zufällig trockene Klamotten da?« Er wurde rot. »Klamotten für Jungs, meine ich.« 
    »Nee, nur jede Menge alte Kleider!«, sagte Trude und kicherte verlegen.
    Frieda musterte die Jungs von Kopf bis Fuß. »Ihr müsst aber aus den Sachen raus«, sagte sie. »Sonst habt ihr morgen einen dicken Schnupfen oder noch was Schlimmeres. Sieht ja keiner, wenn ihr die Kleider jetzt anzieht. Allerdings - ob eure Sachen bis morgen trocken sind?« Sie zuckte die Achseln.
    »Dann müssen sie eben in Kleidern zur Schule gehen«, sagte Melanie.
    Mit roten Köpfen sahen die Jungen auf ihre matschverschmierten Hosen.
    »Ich kann die Heizung anmachen«, sagte Sprotte. »Wenn wir sie da drüberhängen, sind die Sachen morgen trocken. Und den Dreck bürsten wir raus.«
    »Danke.« Fred guckte die andern an. »Mensch, ich frier wie 'n Schneider.«
    Frieda und Sprotte hängten ihre dicken Mäntel zurück in den Flur.
    »Okay, wir ziehen die blöden Kleider an«, murmelte Fred, als sie zurückkamen.
    »Vernünftig«, sagte Melanie. »Dahinten ist das Badezimmer. Komm, Trude. Wir gucken mal, was noch auf dem Boden ist.« Hastig verschwanden die Jungs im Badezimmer.
    »Ich muss den Taxi-Dienst anrufen«, sagte Sprotte.

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