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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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versprochen hatte, zu Hause anzurufen, sobald sie angekommen wären. Sie fischte ihr Handy aus der Tasche, musste aber feststellen, dass sie hier oben keinen Empfang hatte.
    Endlich umrundete der schmale Steig einen letzten mannshohen Felsbrocken und traf auf einen ziemlich maroden Weidezaun.
    Das Haupthaus der Hadersdorfer-Alm bestand aus einem unregelmäßig gemauerten Granitfundament, auf dem ein Holzaufbau ruhte. Aber es war im Vergleich zum Staigerhof geradezu winzig. An das Haus schlossen sich ein Stall und ein etwas windschiefer Stadel an.
    Lilli duckte sich hinter einen der Felsbrocken. »Pscht!« Sie legte einen Finger vor die Lippen und flüsterte. »Die
Grottenolme
dürfen uns nicht zu früh entdecken!«
    Giulia stöhnte leise. »Macht bloß schnell mit eurer Überraschung. Ich brauche dringend eine heiße Dusche!«
    Gefolgt von Bob, Very und Enya schlich Lilli sich näher ans Haus. Sie drückte sich ein Stück an der Steinwand entlang und versuchte, einen Blick durch die geschlossenen Fensterläden zu erhaschen. Aber auch hinter den Läden war es dunkel.
    Very huschte an Lilli vorbei und flüsterte dann: »Da hängt ein altes Fahrradschloss vor der Tür!«
    Verwirrt blickten sich die
Wilden Küken
an. Ein Karussell aus Fragen drehte sich in Lillis Kopf. Waren die Jungs vielleicht gar nicht mehr da? Waren sie wieder nach Hause gefahren? Musste deshalb immer jemand vom Staigerhof zum Melken heraufkommen? Aber der giraffengefleckte Bus stand ja noch am Staigerhof. Zumindest Gelatino musste doch hier sein. Lilli lauschte in die Dämmerung.
    Keine fröhlichen Stimmen, kein Gelächter. Nichts. Nur ein leises Muhen drang aus dem Stall. Dann ein Meckern. Lilli gab ihren Freundinnen ein Zeichen, schlich zur Stalltür und schob den Holzriegel beiseite.

Vorsichtig öffnete Lilli die Stalltür und sofort schlugen ihr der Geruch und die Wärme von Kühen entgegen. Auch wenn Lilli es in der Dunkelheit nur erahnen konnte, wusste sie, dass mehrere Tiere neugierig den Kopf hoben. Vereinzeltes Meckern und Muhen ertönte, Klauen scharrten, Streu raschelte und leise klirrte eine blecherne Glocke. Lilli glaubte, sogar das nervöse Peitschen eines Kuhschwanzes herauszuhören.
    »Sind sie hier drin?«, flüsterte Bob, die sich zusammen mit ihren Freundinnen und Giulia neben Lilli in den Stall drängte.
    »Hier drin sind jedenfalls eine Menge Rindviecher, gut möglich, dass auch
Olme
dabei sind!« Lilli sagte es absichtlich so laut, damit die Jungs es auch garantiert hören würden, falls sie sich hier versteckt hatten.
    Zur Antwort ertönte das ärgerliche Meckern einer Ziege.
    »Ich find hier nirgends einen Lichtschalter!«, beschwerte sich Very und kurz darauf erstrahlte der Touchscreen ihres Smartphones. »Das hat hier zwar keinen Empfang, aber es kann leuchten!«
    Sofort kramten auch alle anderen ihre Telefone raus. Im schwachen Licht der Displays erkannte Lilli fünf Kühe und sieben Ziegen. »Die sieben Geißlein!« Lilli lachte. »Und wer versteckt sich im Uhrenkasten?« Sie leuchtete in alle Ecken des Stalls. Von den Jungs keine Spur.
    Eine der Kühe legte den Kopf schräg und blinzelte Lilli mit ihren sanften braunen Augen an. Zwischen ihren Hörnern kräuselten sich Locken. »Mmmm!«, machte die Kuh. Es war kein richtiges Muhen, mehr ein Brummen, als wollte sie Lilli etwas mitteilen.
    »Hoffentlich ist ihnen nichts zugestoßen!«, sagte Enya. Auf ihrem Display leuchtete ein Foto von Erik.
    »Vielleicht sind sie abgestürzt und …«, besorgt blickte Very durch die offen stehende Stalltür ins Freie, »und stecken in irgendeiner Gletscherspalte fest!«
    Dunkel ragten die Berge draußen vor der Tür in den Abendhimmel. Ein kühler Luftzug strich in den warmen Stall.
    »Das ist echt unheimlich!«, wisperte Bob neben Lilli.
    Giulia stampfte auf. »Mann, Gelatino!« Sie drehte sich um ihre eigene Achse und betonte jedes einzelne Wort. »Das – ist – nicht – lustig!« Keine Antwort.
    Langsam wurde auch Lilli unheimlich zumute. Je mehr sie versuchte, ihr Unbehagen zu unterdrücken, desto stärker musste sie an abgestürzte
Grottenolme
denken, an Bergwachteinsätze und Suchhunde. Fieberhaft überlegte sie, wie die Notfallnummer lautete, aber hier oben funktionierte ja nicht mal das Handynetz. Lilli fuhr sich mit der Hand in den schweißkalten Nacken. Sie war das Oberküken der Bande und durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. »Vielleicht sind sie mit dem Linienbus nach Hochdorf ins Kino!«, sagte sie möglichst ruhig.

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