Die Wildkirsche. Erotischer Roman
doch jemand in der Nähe, der ihren Hilferuf hörte!
»Dann werde ich dir wohl oder übel deinen süßen Mund stopfen. Willst du das?«
Lorraine sah trotzig zu ihm auf.
»Wenn ich es mir recht überlege, mag ich es nicht, wenn Frauen zu viel quasseln.« Mit diesen Worten zog er ein Schnupftuch aus seiner Rocktasche und drückte es tief in ihren Mund. Der Stoff rutschte in ihren Rachen, sodass sie würgen musste.
In diesem Moment näherten sich zwei berittene Gestalten der Höhle. Erschrocken fuhr der Meister herum und blickte zum Ausgang, wo sie sich sammelten.
»Hätte mein Pferd nicht vor dem Zaun gescheut, hätten wir die anderen nicht aus den Augen verloren«, rief einer der Männer.
»Mach dir keine Vorwürfe, Astain. Wer weiß, vielleicht befindet sich der Fuchs in der Gegend, und wir stehen als Helden da, wenn wir ihn vor den anderen finden. Sehen wir nach.«
»Und wenn in der Höhle ein Bär haust?«
»Das glaube ich nicht, ich habe in der Gegend noch nie Bären gesehen. Sei kein Feigling und komm mit.«
Der Meister sah Lorraine mit strengem Blick an. »Verhalte dich ruhig«, flüsterte er warnend und erhob sich.
Er kehrte ihr den Rücken zu, nahm die Maske ab und ließ sie zu Boden fallen. Hinkend ging er auf die beiden Jäger zu, die unentschlossen von ihren Pferden stiegen. Lorraine beobachtete den eigenartigen Gang des Meisters. Auch seine Stimme schien ihr irgendwie vertraut. Ihr dämmerte, dass er kein Fremder war, doch wusste sie nicht, wo sie ihm schon einmal begegnet war.
»Da bewegt sich etwas!“, sagte einer der Jäger.
»Ist es der Bär?«
»Ich kann es nicht richtig erkennen. Schnell, richte die Waffe auf ihn.«
»Messieurs, ich bitte Sie. Ich bin doch kein Bär.« Lorraines Peiniger lachte.
»Amaury de Faucet? Was macht Ihr denn hier?«
De Faucet? Lorraine glaubte sich verhört zu haben. Ausgerechnet ihres Vaters Gönner hatte sie entführt?
»Ich meinte den Fuchs zu sehen und folgte ihm in die Höhle. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um einen Fuchs, sondern um ein Wiesel handelte.«
»Welch köstliche Anekdote! Wer hätte gedacht, dass Ihr den Unterschied zwischen einem Wiesel und einem Fuchs nicht kennt.«
Während sich die Männer über de Faucets angeblichen Fauxpas amüsierten, versuchte Lorraine verzweifelt den speicheldurchtränkten Stoff mit der Zunge aus ihrem Mund zu stoßen. Es musste ihr gelingen, die beiden Jäger auf sich aufmerksam zu machen! Mit aller Kraft zerrte sie an ihren Fesseln, die sich dadurch jedoch noch fester um ihre Handgelenke zogen.
»Wir verloren unsere Gefährten, Ihr hingegen offenbar obendrein Euer Pferd.«
»Es befindet sich nur wenige Schritte von hier entfernt auf einer Wiese und grast. Wenn die verehrten Messieurs es wünschen, helfe ich gerne dabei, die Kompagnons zu finden. Ich glaube, ich höre sogar das Gebell der Hunde in nicht allzu weiter Ferne.«
»Ihr habt erstaunlich gute Ohren, mein Freund.«
»Zweifeln Sie an meinen Worten?«
»Aber nicht doch!«
»Gut, dann sitzen Sie auf und folgen Sie mir.«
***
Der Forst von Gagnion war groß und glich einem Labyrinth. Dennoch gelang es Julien, sich zu orientieren. Er folgte dem eingezeichneten Weg auf der Karte und versteckte sich hinter einer großen Eiche, als er einen Reitertrupp in der Ferne erblickte. Drei Männer und eine Dame jagten durch das Unterholz, begleitet von einem Rudel bellender Hunde. Die Herrschaften gehörten allem Anschein nach einer Jagdgesellschaft an, die sich ausgerechnet den heutigen Tag ausgesucht hatte, einer Parforcejagd nachzugehen. Julien presste sich mit dem Rücken an den Stamm und bemühte sich, keinen Laut von sich zu geben, um nicht das feine Gehör der Hunde zu reizen.
»Wohin reiten wir nun, Pascal?«
»Ich schlage vor, wir versuchen es noch einmal unten am Fluss.«
»Dann kehren wir wieder um?«
»Hast du einen besseren Vorschlag, Madeleine? Die Hunde finden nun einmal keine Spur.«
»Nein, habe ich nicht«, knurrte die junge Frau erzürnt. »Also gut, treiben wir die Bracken zurück. Ich habe eine Wette zu gewinnen.«
»Ich mag Frauen, die wissen, was sie wollen.«
»Seid still! Habt ihr das auch gehört?« Madeleine lenkte ihr Pferd näher an die Eiche heran. »Die Hunde sind unruhig. Vielleicht sind wir doch auf der richtigen Fährte?«
Auch Julien hatte das Eichhörnchen bemerkt, das geschickt von einem Ast zum nächsten sprang und sich nun ausgerechnet in der Krone der Eiche versteckte.
»Ich spüre, dass er
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