Die Wildkirsche. Erotischer Roman
Beaumont sah sich nicht in der Lage, das Rätsel um Javier zu lösen, setzte jedoch ungeachtet der mangelnden Informationen alle Hebel in Bewegung, um Julien vor dem sicheren Tod am Galgen zu bewahren.
Noch in der Nacht sattelte er sein Pferd und machte sich auf den Weg nach Schloss Laquises. Lorraine hoffte, er würde den Comte überzeugen, sodass dieser Partei für seinen verloren geglaubten Sohn ergriff. Aber Beaumont hatte keinen Erfolg. Man ließ ihn nicht einmal zum Grafen vor, da dieser in seiner Trauer um seinen guten Freund und Schwager Amaury de Faucet nicht gestört werden wollte.
Julien bekam von alldem nichts mit. Man hatte ihn in den Gefängnisturm der Stadt Gagnion gebracht und führte in der Früh ein peinliches Verhör durch, um ein Geständnis zu erzwingen. Sie fesselten ihn an Armen und Beinen an einen langen Tisch und traktierten seinen nackten Körper mit glühenden Eisenstangen, bevor sie ihn der Wasserfolter unterzogen, bei der ein Gefühl des Ertrinkens bei dem Delinquenten hervorgerufen wird. Die Wassermengen, die Juliens Kehle hinunterflossen, schürten seine Angst und zermürbten seinen Widerstand. Nachdem sie ihm drei Karaffen eingeflößt hatten, legte der Folterknecht eine Pause ein und nahm den Trichter aus Juliens Mund. »Gestehe, dass du Amaury de Faucet auf heimtückische und niederträchtige Weise ermordet hast! Sage die Wahrheit und deine Tortur hat ein Ende.«
Gequält schloss Julien die Augen. Er hatte das Gefühl, sich sogleich übergeben zu müssen. Mit zitternder Stimme beteuerte er seine Unschuld, doch es war völlig gleich, was er sagte. Diese Leute glaubten ohnehin nur das, was sie glauben wollten!
»Du bist hartnäckig. Wie du willst, Bürschchen. Wie du willst.« Mit diesen Worten schob der Folterknecht den Trichter erneut in Juliens Mund und setzte die nächste Karaffe an. Eine wahre Flut schoss Juliens Kehle hinab. Sein Magen war längst gefüllt, und sein Bauch blähte sich. Der Schwall riss nicht ab. Schon hielt ein Helfer die nächste Karaffe in der Hand und reichte sie dem Folterknecht. Nach zwei weiteren Krügen traktierten sie seinen Bauch mit Stockschlägen. Julien schrie vor Pein, aber seine Schreie ließen die Männer ungerührt. Lediglich ein Jüngling im roten Rock, der das Verhör protokollierte, zuckte hin und wieder zusammen und warf ihm mitleidige Blicke zu.
»Die nächste Kanne!«, sagte der Folterknecht. Sein emsiger Gehilfe übergab sie ihm mit einem sadistischen Grinsen und beobachtete Juliens Reaktionen. Julien rannen Tränen über die Wangen, da er die Qual nicht länger aushielt. Die Schmerzen marterten seinen Körper derart, dass er in diesem Moment alles gestanden hätte, nur damit die Folter ein Ende nahm. Doch der Trichter in seinem Mund erschwerte ihm das Sprechen. Ehe er auf sich aufmerksam machen konnte, goss der Knecht den Inhalt der Karaffe in seinen Rachen.
»Sind wir immer noch stur?«, fragte der Mann und zog endlich den Trichter aus Juliens Kehle.
»Aufhören! Bitte, hört auf. Ich gestehe!«, keuchte Julien und rang nach Luft.
»Das wurde auch langsam Zeit. Schreiben Sie alles auf, was er sagt. Damit der Richter ein gerechtes Urteil über den Delinquenten fällen kann.«
Der kalte und doch zufriedene Blick des Folterknechts ruhte auf Julien, als dieser die Tat in allen Einzelheiten schilderte. Hin und wieder machte der Peiniger ihm Vorgaben, die Julien nur zu bestätigen hatte, damit der Tathergang ein rundes Bild ergab. Am Schluss hieß es dann, Julien hätte aufgrund seines tierischen Triebes, doch in vollem Bewusstsein gehandelt.
Nachdem das Verhör beendet war, brachte man Julien in seine Zelle und ließ ihn mit seinen Schmerzen allein im Dunkeln zurück. Schwere Ketten lagen um seinen Hals und seine Handgelenke. Ihr Gewicht und die Erschöpfung zwangen ihn zu Boden. Schon morgen würde man ihm das Urteil verkünden, hatte der Wärter ihm mitgeteilt, nachdem er ihn wie ein Stück Dreck in den Kerker gestoßen hatte. Julien fürchtete sich, denn er hatte nicht viel Hoffnung, dass sie sein Leben schonen würden. Sein Kopf fühlte sich heiß und fiebrig an. Er kroch zu dem Strohlager, wo ihn die Gnade des Schlafes heimsuchte. Aber auch im Traum hatten seine Qualen kein Ende. Er fand sich im Wald von Gagnion wieder, und de Faucet war ihm auf den Fersen. Sein Körper fühlte sich fremd an, als gehörte er nicht ihm. Dann bemerkte er, dass er nicht im Leib eines erwachsenen Mannes, sondern in dem des kleinen Jungen steckte,
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