Die Wildkirsche. Erotischer Roman
und kicherte hinter vorgehaltener Hand. »Ich danke Ihnen. Aber nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss zurück in die Küche und das Gebäck holen.«
»Gern, wenn Sie versprechen, uns anschließend Gesellschaft zu leisten, Mademoiselle. Ich würde mich sehr freuen.«
Verunsichert blickte sie zu Beaumont, der ihr freundlich zunickte. Dann eilte sie aus dem Salon, um kurz darauf mit einer Keksschale zurückzukehren.
»Die sehen köstlich aus«, lobte Ducat und griff nach einem Mandelkeks.
»Vorsicht, sie sind noch heiß.«
Ducat legte ihn auf seinen Untersetzer und nickte. »Aber sie duften ganz herrlich. Sie haben sich selbst übertroffen, Mademoiselle.«
Lorraine setzte sich neben ihn auf die Couch, während Beaumont und Julien je in einem Sessel Platz nahmen. »Ich danke Ihnen für das Kompliment, doch bitte kosten Sie die Kekse, bevor Sie ein Urteil fällen. Ich möchte Sie nur ungern enttäuschen.«
»Wie bescheiden sie ist«, sagte Ducat bewundernd.
Julien beobachtete das Balzgehabe des Geschäftsmanns mit wachsender Unruhe.
»Dann wohnen Sie also mit Monsieur Julien unter einem Dach? Das erstaunt mich. Eine junge Frau wie Sie! Gibt es da nicht viel Gerede?«
»Die Nachbarn wissen, dass Julien für mich nicht nur Schüler, sondern auch ein Sohn ist«, erklärte Beaumont schnell und legte die Notizbücher auf den Tisch. »Wollen Sie sich das Manuskript ansehen?«
»Gern.« Ducat beugte sich vor, um nach dem Papierstapel zu greifen, und suchte dabei Lorraines Blick. Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln, das er mit einer ebensolchen Geste erwiderte. Dann blätterte er gedankenversunken in den Unterlagen und nickte schließlich. »Sehr interessant.«
»Werden Sie es veröffentlichen?«
»Ich werde Ihre Arbeiten mitnehmen, wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben?«
»Ich besitze keine Abschrift.«
»Sie sind bei mir in guten Händen. Ich will Ihr Manuskript meinem Vater zeigen. Ihre Untersuchungen sind sehr komplex. Möglicherweise müssen wir an einigen Stellen kürzen.«
Beaumont nickte unsicher.
»Keine Sorge, Doktor. Sie erhalten Ihre Schriften zurück. Ich werde Sie Ihnen gern persönlich vorbeibringen«, sagte er und blickte erneut zu Lorraine. »Und ich würde mich sehr freuen, Sie dann wiederzusehen und vielleicht näher kennenzulernen.«
»Die Freude wäre ganz auf meiner Seite, Monsieur Duca... Louis.«
In der folgenden Stunde konzentrierte sich das Gespräch auf das Geschäftliche. Nichtsdestotrotz entgingen Julien die Zeichen nicht, die Ducat Lorraine zusandte. Rein zufällig griff er nach einem Keks, auf den Lorraine es abgesehen hatte, sodass sich ihre Hände berührten. Außerdem suchte er immerzu Blickkontakt zu ihr, was Juliens Zorn entfachte. Er war erleichtert, als Ducat sich endlich bequemte, das Haus zu verlassen. Allerdings nicht, ohne sich mit einem galanten Handkuss von Lorraine zu verabschieden, der ihre Wangen zum Erglühen brachte.
»Die Gespräche verliefen recht gut, was denkt ihr?«, fragte Beaumont, als sie in den Salon zurückkehrten.
Lorraine räumte das Geschirr ab und nickte ihrem Vater zu. »Ich bin gespannt, was der alte Ducat zu deinen Skripten sagt. Wenn ich Louis recht verstanden habe, stehen die Chancen gut, dass sie dein Buch drucken.«
»Damit würde ein Traum wahr werden! Welch gebildeter Mann, dieser Ducat. Er hat die Komplexität meines Werkes sofort erkannt.«
»Ich bin froh, dass dieser Wichtigtuer endlich gegangen ist«, sagte Julien und erntete verständnislose Blicke.
»Wichtigtuer? Du bist sehr ungerecht, Julien«, tadelte Beaumont.
»Ich fand ihn recht charmant«, sagte Lorraine strahlend.
Ihr Lächeln jagte einen glühenden Stich in Juliens Herz. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie auf Ducats plumpes Werben hereinfiel.
»Er hat Manieren“, fügte sie hinzu und trug das Tablett hinaus.
Welch Glück es war, dass Ducat in Paris lebte und somit nicht die Gelegenheit hatte, seine Balz fortzusetzen, dachte Julien, ohne zu ahnen, dass er unrecht behalten sollte.
Schon in den folgenden Tagen sandte Ducat einen Korb Blumen nach Gagnion, um Lorraine seine Verehrung zu zeigen. Drei Tage später erhielt sie einen spanischen Fächer. Ihre Freude über das großzügige Geschenk quälte Julien sehr. Er fürchtete, wenn er nicht bald etwas unternahm, würde ihn dieser Prahlhans ausstechen. Hinzu kam, dass Beaumont plötzlich von der Idee besessen schien, Julien in sein Zimmer im Erdgeschoss des Hauses einzuquartieren, um selbst das
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