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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Weinglas auf der kleinen Bar ab und lächelte sie entschuldigend an.
    »Sie werden mich nun für einen unmöglichen Gastgeber halten, doch ich bin bereits sehr müde und möchte gern zu Bett gehen.«
    Verunsichert blickte Lorraine zu ihm auf, hoffend, er würde ihr ein Zeichen geben, dass sie ihn in sein Schlafgemach begleiten sollte. Aber es kam nichts. Er war Kavalier genug, sich zu beherrschen.
    »Soll ich Sie auf Ihr Zimmer begleiten?«, fragte er dann. Hoffnung keimte in ihr auf, nur um einen Augenblick später im Keim erstickt zu werden. »Verstehen Sie das nicht falsch, ich meinte natürlich nur bis zu Ihrer Tür.«
    Sie lachte leise und winkte ab. »Nein, nein. Ich bleibe noch ein Weilchen hier.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Mademoiselle.«
    »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht«, sagte sie, bemüht, sich den Ärger nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
    »Die wünsche ich Ihnen ebenso. Träumen Sie süß.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab.
    Lorraine blieb sitzen und starrte ungläubig in ihr Glas. Sie konnte nicht glauben, was soeben geschehen war! Er hatte sie tatsächlich verschmäht, oder war zu einfältig, ihre Zeichen zu verstehen. Er hatte nicht einen Funken Hoffnung, es könne dieses Wochenende mehr zwischen ihnen passieren, in ihr zurückgelassen. Dennoch entschied sie, die Flinte noch nicht ins Korn zu werfen. Vielleicht war er wirklich müde. In diesem Fall hätte sie ohnehin nicht viel von ihm zu erwarten gehabt. Morgen war auch noch ein Tag. Sie hoffte, er würde besser verlaufen, und begab sich zu Bett.
    Louis Ducat ließ jedoch zwei weitere Chancen verstreichen, als er Lorraine und Beaumont durch die Stadt führte. In einer kleinen Kirche waren sie einen Moment lang unbeobachtet, da Beaumont sich eine Statue ansah, die draußen im Kirchgarten stand. Sie saßen nebeneinander auf der Bank. Lorraine warf Louis ihren verführerischsten Blick zu, und es geschah – nichts! Ducat zog es vor, den Altar und die Christusfigur zu betrachten, anstatt sie leidenschaftlich zu küssen. Vielleicht hatte er es nicht getan, weil er ein frommer Christ war, überlegte sie wenig später. Doch als er sie auch in der Kutsche kein einziges Mal verrucht ansah, während sich ihr Vater mit dem Lenker des Wagens unterhielt, dämmerte ihr allmählich, dass Louis Ducat prüde war. Enttäuscht stellte sie ihre Bemühungen ein, genoss aber die Opernaufführung am Abend und fühlte sich gelangweilt, als Ducat in den Pausen zwischen den Akten das Gespräch mit seinen Freunden und Bekannten suchte, statt sich ihr zu widmen. Bald spürte sie, wie sehr Julien ihr fehlte. Er hätte sie längst genommen, ihr die Sterne vom Himmel geholt und sie leidenschaftlich geliebt. Aber das war nicht alles, wonach sie sich sehnte. Julien war nicht so förmlich und steif. Er hielt seine Gefühle nicht zurück! Ihr wurde klar, dass ihre Racheidee kindisch gewesen war. Sobald sie wieder zu Hause waren, würde sie Julien seinen Fehltritt verzeihen.
    »Möchten Sie noch einen Schlummertrunk zu sich nehmen?«, fragte Ducat, nachdem sie das Haus betreten und Beaumont sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Lorraine nickte nur müde und begab sich in den Salon.
    »Sie waren sehr schweigsam heute Abend«, stellte Ducat fest und goss ihr Rotwein ein.
    »Ich war von der Oper fasziniert.«
    »Sie hat Ihnen also gefallen? Das freut mich.« Er setzte sich neben sie, doch zurückhaltend wie er war, ließ er einen Anstandsabstand zwischen ihnen.
    »Es war ein schönes Wochenende, ich danke Ihnen sehr.« Sie hob den Blick und sah ihm in die grünen Augen, die merkwürdig funkelten.
    War da nicht doch ein wenig Begierde, die sie in ihnen aufflammen sah? Lorraine schüttelte den Kopf über ihre absurden Gedanken. Ducat hatte in den letzten zwei Tagen eindrücklich bewiesen, dass er an einer körperlichen Beziehung zu ihr kein Interesse hatte. Warum sollte sich dies in den letzten Stunden, die sie noch in Paris war, ändern?
    »Für mich war es atemberaubend«, hauchte er. Seine Augen verengten sich leicht und in seinen Blick trat ein unbändiges Feuer.
    Lorraines Kehle wurde ganz trocken. Zittrig befühlte sie ihren Hals. Nie zuvor hatte er sie derart intensiv angesehen. Sie fröstelte. Was war auf einmal in ihn gefahren? Was hatte er vor? Plötzlich beugte er sich über sie. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Er wollte sie, sofort. Doch warum taute er ausgerechnet jetzt auf, da die Magie längst verflogen war? Seine wulstigen Lippen näherten sich ihren. Was

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