Die Wildkirsche. Erotischer Roman
Mit einem lauten Stöhnen holte er Schwung mit seiner Hüfte. Sein Phallus drang bis zum Anschlag in sie. Lorraine warf den Kopf zurück. Schweiß benetzte ihren Körper. Beim nächsten Stoß bäumte sie sich auf, gleich einer wilden Stute, die erst gezähmt werden wollte, bevor man sie reiten konnte. Sie fiel auf ihr Kissen zurück und atmete schwer. Ihre Brust hob und senkte sich in einem raschen Rhythmus. Julien holte nochmals aus. Der letzte Stoß ließ sie zusammenkrampfen. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an. Dann sank sie entspannt in sich zusammen, und Julien legte sich neben sie, um sie mit einem glücklichen Lächeln in die Arme zu schließen.
***
Madame Pirot, die in Gagnion als Schwätzerin bekannt war, hatte ein ernstes Problem. Seit Tagen quälte sie ein unerträglicher Zahnschmerz, der ihr, wie sie jedem ohne Umschweife mitteilte, die einzige Freude im Leben nahm – den Klatsch. Denn der Zahn schmerzte nicht nur dann, wenn sie kaute, sondern auch, wenn sie den Mund öffnete, um zu sprechen. Weil sie niemandem recht vertraute und schon gar nicht ihren Sohn mit der Zange an ihren Backenzahn heranlassen wollte, hatte sie sich an einem warmen Herbstmorgen den kleinen Hügel hinauf zum Hause Beaumont begeben, in der Hoffnung ein Allheilmittel von ihm zu bekommen.
»Meine liebe Madame Pirot, ich fürchte, ich kann in Ihrem Fall nur noch eines tun«, sagte Beaumont nach gewissenhafter Untersuchung. Die geringste Berührung des Zahns ließ die arme Dame zusammenzucken, als hätte man ihr einen Dolch in den Gaumen gestoßen.
»Und was schwebt Ihnen vor?“
»Ich muss ihn ziehen, so leid es mir tut.«
»Aber Herr Doktor, ich fürchte mich so sehr vor der großen Zange. Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
»An einer Zahnentzündung sind schon Menschen gestorben. Überlegen Sie es sich gut, ob sie länger warten wollen.«
»Papa ist ein hervorragender Arzt, Sie können ihm vertrauen«, sagte Lorraine, die neben der Patientin im Behandlungszimmer saß und ihre Hand hielt.
»Es sind schon Menschen an Zahnschmerzen gestorben?«, erklang das wehleidige Stimmchen der Pirot, während Beaumont ein schreckliches, metallenes Instrument aus seinem Koffer zog und es ihr vorführte.
»Es tut kaum weh.«
»Soll ich Madame Pirot Alkohol bringen? Dann legt sich ihre Angst vielleicht.«
Beaumont nickte ihr zu, und Lorraine lief eilig in den Salon, schnappte sich eine Flasche von Giffards Bestem und brachte sie der zitternden Madame, der die Tränen in den Augen standen. Gierig nahm sie die Flasche an und trank einen kräftigen Schluck. Danach ging alles sehr schnell. Lorraine wandte den Blick ab, da sie die Prozedur nicht mit ansehen konnte, und hörte nur den gellenden Schrei der alten Dame und das Knirschen der Wurzel, die aus dem Kieferknochen mit einer Drehung der Zange gezogen wurde.
»Ich brauche schnell ein Tuch. Sie blutet sehr stark«, sagte Beaumont.
Lorraine öffnete eine Schublade und holte ein weißes Stück Stoff heraus, das sie der armen Frau reichte.
»Erschrecken Sie sich nicht, wenn Sie in den Spiegel sehen. Ihr Gesicht wird möglicherweise stark anschwellen, das legt sich jedoch bald.«
»Danke Herr Doktor«, murmelte sie.
»Ich gebe Ihnen noch eine Salbe mit, die sie von außen auf die Wange auftragen.« Er durchsuchte sein Regal, stellte dann aber fest, dass er die Medizin bereits aufgebraucht hatte. »Lorraine, bist du so gut und besorgst eine Salbe gegen Schwellungen?«
Sie nickte und machte sich auf den Weg zu der kleinen Apotheke am Ende der Straße. Eine Glocke läutete, als sie die Offizin betrat.
»Guten Morgen, Monsieur Poméroy!«, sagte sie, während sie die Tür hinter sich zuzog.
Doch niemand stand hinter dem Ladentisch. Wahrscheinlich war der Meister in seinem Labor tätig. Sie setzte ihren Hut ab, legte ihn auf die Theke und sah sich die Regale an, die bis zur Decke hinaufragten. Der Geruch frischer Kräuter stieg ihr in die Nase, als sie einen kleinen Beutel herausnahm und ihn öffnete. Gern verfeinerte sie Gerichte mit einer raffinierten Würze. Sie überlegte ihn zu kaufen, legte den Beutel dann aber zurück, weil sie nicht genügend Geld dabeihatte, und schlenderte weiter, vorbei an Phiolen, Gläsern und Töpfen, die mit undefinierbaren Flüssigkeiten gefüllt waren. Vor dem Teeregal blieb sie stehen. Fasziniert blickte sie die verschiedenen Dosen und Beutel aus aller Herren Länder an, die sich vor ihren Augen reihten. Lorraine liebte exotischen Tee. Ihr
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