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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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zwängen, die ihr Glück selbst suchen wollten.
    Nun nahmen sie an der Reling Abschied von San Francisco.
    »Kein Grund zur Wehmut«, fand Shepard. »Die Stadt wird immer noch da sein, wenn wir wiederkommen, genauso wie jetzt.« Er sah Jack aus dem Augenwinkel an, und seine sonst funkelnden Augen schienen matt und leer. »Meinst du, wir haben uns verändert?«
    Jack dachte an die Entbehrungen, die sie auf sich nehmen müssten. Er hatte schon siebzehn ereignisreiche Jahre gelebt. Für ihn war die Zukunft übervoll mit Möglichkeiten, die ihn mit einer Stimme riefen wie der Wind in der Wüste oder das Echo des Waldes zwischen weiß bedeckten Bäumen nach einem schweren Schneesturm. Diese Stimme nannte er den Ruf der Wildnis, und sie ließ Jacks Herz wie nichts anderes höher schlagen.
    »Wir werden uns verändern, John, aber nur zum Guten«, erwiderte er schließlich. »Abenteuer lassen den Menschen wachsen.« Die andere Möglichkeit erwähnte er lieber nicht: Man kann bei Abenteuern auch zugrunde gehen. Doch Shepards Blick sagte ihm, dass dieser sehr wohl die brutale Wahrheit kannte.
    John Shepard war ein großer Mann, den die Krankheit klein gemacht hatte. In seinen Augen leuchtete noch der Elan der Jugend, doch sein Körper war von den grausamen Spuren der Zeit gezeichnet, die ihre Furchen und Narben hinterlassen hatten. Nun wehrte er sich gegen diesen letzten großen Frontalangriff auf seine Gesundheit. Sein Herz wurde zwar schwächer, doch sein Verstand blieb so scharf wie immer. Jack hatte Shepard mit seinen grauen Haaren und grauen Augen immer gemocht. Er war zwar um einiges älter als Jacks Schwester Eliza, aber er schien sie glücklich zu machen. Und dass Eliza glücklich war, war Jack wichtiger als alles andere auf der Welt.
    Obwohl Jack wusste, was für ein Risiko diese Reise für Shepard bedeutete – und Eliza es ebenfalls wusste –, hatte der ältere Mann schließlich alles finanziert. Es widerstrebte Jack, sein Abenteuer mit dem Makel des schnöden Geldes zu belasten, doch das war die einfache Tatsache. Zudem wirkte Shepard seit Reiseantritt wacher und lebendiger, wie schon lange nicht mehr. Das konnte nur gut für sie beide sein.
    Endlich legten sie ab und winkten wie wild den Zuschauern am Pier zu. Jack war noch nie so aufgeregt gewesen. Vor ihnen lagen tausendsechshundert Meilen offene See, Wildflüsse, schneebedeckte Berggipfel, gefährliche Passstraßen und eine der unwirtlichsten Landschaften der Erde.
    Es sollte das größte Abenteuer seines Lebens werden. Um Großes zu erreichen, muss man manchmal große Anstrengungen auf sich nehmen.
    Die Fahrt dauerte acht Tage. Trotz der Überfüllung an Bord der Umatilla verging die Zeit schnell. Jack behielt Shepard im Auge und freute sich, dass sein Schwager während der Reise nichts an Entschlossenheit verloren hatte.
    Als sie aufs Festland von Alaska mit seiner atemberaubenden Landschaft zusegelten und Dyea erreichten, schien Shepard vor neuem Eifer aufzublühen anstatt von der Reise mitgenommen zu sein. Sein Herz pumpte das Blut vielleicht nicht mehr so kräftig wie früher durch die Adern, doch es war immer noch stark.
    Während das Schiff in die Bucht fuhr, versuchten Jack und John an der Reling einen guten Platz zu bekommen. Einer der Gründe, warum Jack mit der Umatilla so zufrieden gewesen war, war die Tatsache, dass sie in Dyea an Land konnten, denn die Umatilla hatte weniger Tiefgang als die meisten Schiffe, die in Skagway anlegen mussten, am Zugang zum White Pass, der noch tückischer und zeitaufwendiger war als die ohnehin schon gefährliche Route, die Jack ausgesucht hatte.
    »Wo ist der Pier?«, wunderte sich Shepard. Er hustete sich in die Faust und spuckte einen Schleimbatzen über Bord.
    Die meisten Jungs in seinem Alter schlugen für Gewöhnlich die Warnungen der Älteren in den Wind, und Jack war da keine Ausnahme. Doch was diese Reise – und das Gold – anging, benahm Shepard sich viel mehr wie ein aufgedrehter Junge als Jack selber. Und so runzelte Jack die Stirn, als er diesen misstrauischen Ton in Shepards Stimme hörte, und sah sich die Küste genauer an.
    Die Mannschaft begann, ohne dass ein Dock in Sicht war, vor Anker zu gehen. Von hier konnte Jack den Strand sehen und den Kaminrauch der Stadt dahinter aufsteigen, dochnirgends eine Anlegestelle. Schon bewegte sich eine kleine Flotte aus kleinen Booten der Einheimischen aufs Schiff zu, die alle darauf erpicht waren, gegen Bezahlung beim Abladen zu helfen.
    »Verzeihen Sie«,

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