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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Mittwoch«, antwortete Jennie. »An dem Tag putze ich immer die Sakristei.«
    »Holt ihn der Kurier – der Gehilfe von Max – immer am Mittwoch ab?«
    »Das weiß ich nicht. Das hab ich nie überprüft. Jedes Mal, wenn ich mit einem neuen runterging, war der alte weg.«
    »Danke, meine Liebe«, sagte Joe und drückte ihre Hand. »Wir kümmern uns darum, Jennie. Wir bringen alles wieder in Ordnung.«
    Jennie lächelte Joe unter Tränen an. »Sorg für James«, flehte sie. »Versprich mir das. Sag ihm, dass ich ihn geliebt habe … dass er immer mein wunderbarer Junge war, ganz egal, was passiert. Machst du das? Sagst du ihm das?«, fragte sie plötzlich ganz aufgeregt. »Bitte sag ihm, dass …«
    »Jennie, beruhige dich. Natürlich mache ich das. James geht’s gut. Er ist bei seinen Cousins, und sie kümmern sich gut um ihn. Er lässt dich grüßen. Fiona und Sid auch.«
    Jennie schloss die Augen. »Sag Seamie, dass ich ihn ebenfalls liebe und dass es mir leidtut«, murmelte sie.
    »Ach, mein liebstes Kind, es gibt nichts, was dir leidtun müsste. Überhaupt nichts. Hörst du mich, Jennie? Hörst du mich?«, fragte Reverend Wilcott.
    Aber es war zu spät. Jennie war tot. Der Reverend lehnte den Kopf an ihren und weinte. India trat zu ihm und legte die Hand auf seinen Rücken. Joe hielt noch immer den Umschlag in der Hand und zog sich leise zurück. Eine Schwester hielt ihn am Ausgang auf, nahm ihm die Maske ab und bat ihn, die Hände zu waschen. Dann machte er sich auf den Weg zu Fiona und Sid.
    »Sie ist gestorben«, berichtete er ihnen.
    Fiona schüttelte den Kopf. »James ist zu Hause bei Mr Foster und den Kindern. Wie soll ich ihm sagen, dass seine Mutter tot ist? Wie soll ich Seamie das sagen?« Sie tupfte sich die Tränen ab.
    »Fiona, mein Schatz«, erwiderte Joe. »Es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen. Wenn ich nicht gleich Sir George informiere, könnte es sein, dass wir bald ein weiteres Familienmitglied betrauern – nämlich Seamie.«
    »Was hat Jennie dir gesagt? Die Dinge, die du sie gefragt hast … haben sie alle damit zu tun, was Sid uns neulich Nacht erzählt hat? Mit John Harris und Madden und Max von Brandt?«
    »Ja, das ist richtig«, antwortete Joe. »Seamie ist in großer Gefahr. Und viele Männer mit ihm.«
    »Geh jetzt«, erwiderte Fiona unter Tränen. »Und bitte halt diesen Flynn auf.«
    Fiona wartete noch auf India, und Joe nahm Sid beiseite. Schnell erklärte er ihm, was er von Jennie erfahren hatte.
    »Ich gehe zur Admiralität. Ich muss Burgess mitteilen, was ich gerade herausgefunden habe. Kommst du mit?«
    »Geh du«, antwortete Sid. »Sag Burgess, was du weißt, aber gib mir den Umschlag.«
    »Warum?«
    »Es ist die einzige Chance, Flynn zu schnappen. Du hast gesagt, Jennie hat nicht gewusst, wann er den Umschlag abholt. Vielleicht immer mittwochs. Aber mit etwas Glück vielleicht auch heute – am Donnerstag. Wenn ja, müssen wir sicherstellen, dass er dort ist – genau wie immer –, oder er taucht ab. Wenn wir ganz großes Glück haben, hat er nichts über Gladys gelesen. Und über Jennie kann er noch nichts wissen. Also kommt er vielleicht heute, nimmt den Umschlag, macht sich nichts ahnend auf den Weg und taucht morgen Nacht pünktlich an der Werft auf. Der einzige Unterschied wird bloß sein, dass ich dort auf ihn warte. Und du wartest auch auf mich. Flussaufwärts. Mit einer Kutsche.«
    Joe lächelte.
    »Ich treff dich bei dir zu Hause«, fuhr Sid fort. »Morgen um fünf. Sag Burgess, dass er auch dort sein soll. Flussaufwärts, zusammen mit dir.«
    »Ich halte die Kutsche bereit. Sonst noch was, was ich tun kann?«, fragte Joe und reichte Sid den Umschlag.
    »Ja, eines noch.«
    »Was?«
    »Inständig hoffen, dass wir nicht zu spät kommen.«

   94   
    E r kommt nicht«, sagte Sid.
     »Doch. Er ist nie pünktlich. Manchmal ist es zehn, manchmal elf, manchmal Mitternacht«, widersprach John Harris.
    »Irgendwas hat ihn erschreckt.«
    »Der Regen hat ihn aufgehalten. Es schüttet wie aus Kübeln, falls du’s nicht bemerkt haben solltest.«
    »Er hat was mitgekriegt. Das weiß ich. Das ist ein gewiefter Bursche. Er hat’s geschafft, sich all die Jahre nicht erwischen zu lassen. Er ist gerissen und vorsichtig und riecht Scherereien wahrscheinlich schon zehn Meilen gegen den Wind. Er kommt nicht, das weiß ich.«
    John warf seine Karten auf den Tisch. »Du bist ein richtiges altes Waschweib, Sid, weißt du das?«
    Es war Freitagabend, fast elf. Sid und John

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