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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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liebe dich.«
    Seamie erwiderte ihre Küsse. Seine Hand glitt unter ihre Tunika, und sie stöhnte bei seiner Berührung auf. Er zog ihr die Tunika aus, umschloss mit den Händen ihre kleinen Brüste und küsste sie. Sie kämpfte mit den Knöpfen seines Hemds, dann zog sie ihn zu sich hinab und genoss das Gefühl seiner Haut auf ihrer, das Gewicht seines Körpers auf ihrem.
    Das war alles, was sie wollte. Ihn nahe bei sich haben. Sie griff nach seiner Hand und küsste die Innenfläche. Und da sah sie ihn – seinen Ehering, der golden schimmerte.
    »O Gott«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Seamie, warte … hör auf … Ich kann das nicht. Wir dürfen das nicht. Es ist falsch. Denk an Jennie. Deine Frau. Du darfst sie nicht betrügen.«
    Seamie rollte sich auf den Rücken und starrte in den dämmrigen Raum. »Das hab ich doch schon«, antwortete er. »Ich habe sie betrogen, als ich dich zum ersten Mal wiedersah. Im Haus deiner Eltern. Und ich werde sie weiterhin betrügen. Jeden Tag meines Lebens. Hundertmal am Tag. Indem ich mir wünsche, ich wäre bei dir.«
    Willa legte den Kopf auf seine Schulter. »Was sollen wir tun?«, fragte sie flüsternd.
    »Ich weiß es nicht, Willa«, antwortete er. »Bei Gott, ich wünschte, ich wüsste es.«

   28   
    S ie können nicht nach London zurück, Jennie. Mit wem soll ich denn hier reden? Hier gibt’s doch bloß Hühner und Kühe. Ich bin erst drei Wochen hier, und das hat schon gereicht, mich in den Irrsinn zu treiben. Wie soll ich das sieben Monate lang aushalten?«, jammerte Josie Meadows.
    Jennie, die mit einem Strickkorb und einer Kanne Tee am Kamin ihres Cottages in Binsey saß, sah Josie streng an. »Du möchtest nach London zurück?«, fragte sie. »Soweit ich gehört habe, ist Billy Madden ziemlich sauer über dein Verschwinden.«
    Josie wurde blass. Sie schüttelte schnell den Kopf.
    »Das hab ich mir gedacht«, fuhr Jennie fort. »Du wirst schon was finden, womit du dich beschäftigen kannst. Du kannst stricken. Das weiß ich. Ich hab’s dir ja selbst beigebracht. Strick etwas für dein Baby. Es wird schließlich einiges brauchen. Und du kannst lesen. Bilde dich weiter. Du könntest zum Beispiel ein wenig Französisch lernen, bevor du nach Paris gehst. Ich schicke dir ein Lehrbuch.« Josie nickte bedrückt, und Jennie hatte Mitleid mit ihr. »Es sind doch nur ein paar Monate, dann bekommst du das Baby, ich bringe es ins Waisenhaus, und du kannst nach Paris gehen und ein neues Leben anfangen.«
    Jennie dachte, Josie würde sich über den Vorschlag freuen – jedenfalls bemühte sie sich, aufmunternd zu klingen –, aber Josie reagierte nicht.
    »Dann kommt mein Baby also in ein Waisenhaus?«, fragte sie niedergeschlagen.
    »Ja. Wohin sonst?«
    »Ich mag keine Waisenhäuser. Meine Mum war in einem. In Dublin. Mein Gott, was die für Geschichten erzählt hat. Da sträuben sich einem die Haare. Das will ich nicht für mein Baby, Jennie. Wirklich nicht. Könnten wir keine Pflegefamilie für es finden? Eine gute Familie, mit einer lieben Mum und einem netten Dad? Bei Leuten, die es gernhaben und für es sorgen?«
    Jennie legte ihr Strickzeug weg und dachte nach. »Wir könnten es versuchen. Ich bin mir nicht sicher, wie ich das anstellen soll, aber ich könnte ein paar Freunde fragen. Ein paar Ärztinnen, die sich um werdende Mütter kümmern. Sie wissen vielleicht, wo man sich erkundigen könnte.«
    »Würden Sie das tun?«, fragte Josie. »Mein Baby darf nicht ins Waisenhaus. Das lass ich nicht zu.«
    »Ich kümmere mich darum, sobald ich zurück bin. Mach dir keine Sorgen, Josie. Uns fällt schon was ein. Wir haben ja noch Zeit. Das Wichtigste im Moment ist, dass du in Sicherheit und weit genug von Billy Madden weg bist.«
    »Sie haben recht. Natürlich. Ich wünschte bloß, Sie würden morgen nicht heimfahren«, jammerte Josie erneut.
    »In vierzehn Tagen komme ich wieder. Versprochen.«
    »In vierzehn Tagen?«, fragte Josie. »Ich halt’s nicht noch mal zwei Wochen allein hier aus. Das schaff ich einfach nicht.« Sie begann zu weinen.
    »Jetzt komm, Josie«, beruhigte Jennie sie.
    »Nix komm, Josie, verdammt!«, schrie sie. »Sie sind hier ja nicht eingesperrt. Ich wünschte, es wär umgekehrt. Sie haben Glück. Sie können morgen nach London zurück. Sie sind mit einem guten Mann verheiratet und bekommen ein Wunschkind. Sie haben ein wunderschönes Leben und keinerlei Sorgen!«
    Jennie hätte fast laut aufgelacht. Keine Sorgen? Sie hatte nichts anderes

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