Die Willow Akten
gleich antwortete redete Joyce weiter. »Und weil ich es sozusagen schon getan habe, hatte ich gehofft, du würdest ja sagen.«
Abendessen mit Mom und ihren Freunden. »Wird bestimmt lustig«, quetschte Buffy hervor.
Joyce strahlte. »Wunderbar. Tust du mir einen Gefallen? Lauf und hol uns das gute Geschirr.«
»Mom, Willow und die anderen brauchen kein gutes Geschirr. Sie essen auch von ganz normalen Tellern.«
»Wir haben nie Gäste zum Essen«, konterte ihre Mutter mit strengem Ton und setzte ihr
»Mom-Gesicht« auf. »Hab Erbarmen mit deiner Mutter.«
Buffy wandte sich zum Gehen, blieb dann stehen und sah sich noch einmal um. »Wie kommt es, dass das bei mir immer funktioniert, aber nicht bei anderen Leuten?«
Joyce blickte nicht einmal von ihrem Kochbuch auf. »Das ist genetisch bedingt.«
Genetisch, dachte Buffy, während sie in den Keller ging. Soll das heißen, ich bekomme ein »Buffy-Gesicht«, wenn ich älter werde? Puh.
Sie stellte die Trittleiter vor den Schrank, damit sie an das Geschirr oben im Fach kommen konnte. Auf der Hälfte der Stufen blieb sie jedoch stehen… Dort, im mittleren Fach, lag ein vertrautes gerahmtes Foto - sie, Xander und Willow. Alle drei sahen so glücklich aus, und Buffy hatte das Gefühl, das Bild einer anderen zu betrachten. Würden sie je wieder so sein können?
Buffy seufzte und legte das Foto an seinen Platz zurück, ehe sie weiterkletterte, um die Kiste mit dem guten Geschirr herunterzuholen. Doch als sie in das Fach griff, stieß ihre Hand plötzlich gegen etwas anderes, das sie nicht sehen konnte.
Buffy schrie laut auf und konnte gerade noch das Gleichgewicht halten, als die tote Katze an ihr vorbeiflog und mit einem scheußlichen Klatschen auf dem Boden landete.
2
Ein kleines, flaches Grab im Garten. Irgendwie wäre Buffy nie auf die Idee gekommen, dort ein Grab zu schaufeln.
Joyce hatte die traurigen Überreste der grauen Katze in einen Plastikmüllbeutel gestopft. Nun ließ sie den Beutel in das Loch gleiten, das Buffy hinter dem Blumenbeet gegraben hatte. Buffys Blicke wanderten zwischen dem Beutel und ihrer Mutter hin und her. »Nächstes Mal plane ich die Aktivitäten zur Festigung des Mutter-Tochter-Verhältnisses.«
Einen Augenblick betrachteten sie das Grab, dann ergriff Joyce das Wort. »Willst du irgendetwas sagen?«
Buffy verzog angewidert das Gesicht. »Was denn? Danke, dass du uns zum Sterben besucht hast?«
Ihre Mutter zuckte die Schultern. »Wie wäre es mit… auf Wiedersehen, kleiner Streuner. Du bist vom Weg abgekommen, aber wir hoffen, du findest ihn wieder?«
Sie brach ab, als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte - keine gute Idee. Ohne ein weiteres Wort ergriff Buffy die Schaufel und füllte das Grab mit Erde.
Die zweite Nacht zu Hause in ihrem eigenen Bett, und Buffy fühlte sich noch genauso unwillkommen wie in der Nacht zuvor.
Das kaltblaue Licht des Halbmonds fiel durch das Fenster herein, während der Baum im Garten in der sanften Brise raschelte und tanzende Schatten auf die Hausmauer warf. Von allen Orten, mit denen sie sich in den letzten Tagen wieder vertraut gemacht hatte, war dieser Raum ihr am fremdesten geblieben.
Gab es denn in ihrem Leben gar keine Wärme mehr?
Nun, wo ihre Tochter endlich wieder zu Hause war, konnte Joyce Summers tief und fest schlafen. Sie bemerkte nicht, wie die Augen in dem dunklen Holz der nigerianischen Maske schaurig rot erglühten und unter dem Einfluss einer geheimnisvollen Kraft pulsierten.
Wie als Reaktion auf einen überirdischen Ruf erzitterte kurz darauf die lockere Erde auf dem Grab der Katze. Wenige Sekunden später brach die Oberfläche auf, und die Katze kroch, das Fell mit Erde verklebt, aus ihrem Grab heraus.
Mit einem unheimlichen Heulen flüchtete sie sich ins Gebüsch.
Die Schule war vollkommen verlassen, still und geisterhaft lag sie im strahlenden Sonnenschein. Nichts regte sich, nicht einmal ein einziger Vogel flog aus den Bäumen auf, als Buffy über den Schulhof schlenderte.
Da bewegte sich ein Schatten neben ihr. Buffy drehte sich um und erkannte, dass Angel an ihrer Seite ging.
»Ich dachte, sie wären hier«, sagte sie traurig.
»Das sind sie«, sagte er wie zum Hohn auf die umgebende Stille. »Sie warten auf dich.«
Sie sah ihn an. Im Sonnenschein sah seine Haut sonderbar und noch blasser als gewöhnlich aus. »Träume ich?«
Angel lächelte schwach. »Vermutlich bin ich nicht die richtige Person, deine Fragen zu beantworten. Besser, du
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