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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Valdir kommt, muß ich verschwunden sein.
    8.
    Er ging den anderen, die fieberhaft arbeiteten, aus dem Weg. Der widerliche Geruch wurde immer stärker. Einmal, als Colryn die Fensterläden schloß, taumelte er und begann zu stöhnen. Gwynn beobachtete es, kniete neben ihm nieder und sprach leise auf ihn ein. Dann schüttelte Colryn den Kopf, als wolle er einen Nebel aus seinem Gehirn vertreiben, fluchte gründlich, schwang die Arme und ging erneut an die Arbeit.
Dan Barron blieb, wo er war. Als der Wind immer stärker wehte, wirbelten seltsame Bilder durch sein Gehirn, Erinnerungen aus einem anderen Leben, die mit Ängsten und einem unerklärlichen Hunger beladen waren. Einmal schreckte er aus einem Alptraum hoch, in dem er mit den Zähnen an der Kehle eines Menschen riß. Ihn schauderte.
Als die ganze Station gesichert war, setzten sie sich zum Essen, aber jeder würgte an den Bissen herum. Der schrille Wind quälte ihre Ohren, ihre Nerven und ihre Seelen. Barron hielt die Augen geschlossen. Auf die Art konnte er vertraute Bilder von sich fernhalten. Dann hörten sie plötzlich hohe, kreischende Schreie und ein heulendes Bellen, das Ausdruck unirdischen Grauens war.
„Ya-Männer“, keuchte Gwynn, und sein Messer fiel klirrend auf den Tisch.
„Sie können nicht in die Station hereinkommen“, sagte Colryn, aber sehr selbstsicher klang das nicht. Niemand aß mehr. Sie ließen alles auf dem Tisch stehen und gingen in den Hauptraum der Station, der besonders gründlich abgedichtet und verbarrikadiert war. Das Jaulen und Bellen kam immer näher. Im Geist sah Barron die riesigen Federgestalten, die kreischend und in einem irren Wahnsinnstanz über den Gipfel des Berges rasten. Um Mitternacht erreichte das höllische Treiben draußen den Höhepunkt. Schwere Körper warfen sich immer wieder gegen die Barrikaden und gegen die vergitterten und mit Läden verschlossenen Fenster. Dazu kreischten die Angreifer wie eine ganze Hölle voller Teufel. „Ich möchte nur wissen, wie sie wirklich aussehen“, sagte Larry einmal in die Dunkelheit hinein. „Sie kommen nur dann aus den Wäldern, wenn sie vollkommen irr sind, und dann kann man sich nicht mit ihnen in Verbindung setzen.“
„Wenn du meinst, du kannst mit diesen Nichtmenschen diplomatisch verkehren, dann mache ich dir gern die Tür auf“, schlug Gwynn in düsterem Humor vor.
„Oben im Werkstattraum ist ein Fenster. Von dort aus könnten wir sie beobachten“, warf Colryn ein.
Gwynn schüttelte sich vor Widerwillen. Colryn, Larry und Barron gingen hinauf, da auch die anderen Waldhüter nichts von Colryns Vorschlag hielten. Die Fenster im Oberstock hatten keine Läden oder Gitter. Die drei Männer zündeten kein Licht an, um nicht die Aufmerksamkeit der Nichtmenschen draußen auf sich zu ziehen. Sie gingen nur an das Fenster, schirmten die Augen mit den Händen ab und lugten hinaus.
Es war nicht dunkel und stürmisch draußen, sondern helles Mondlicht lag über den Wäldern. Die Ya-Männer waren mehr als drei Meter hoch und sahen aus wie in die Länge gezogene Menschen, die einen hohen Federschmuck auf dem Kopf trugen. Der Eindruck hielt aber nur so lange vor, bis sie die Gesichter sahen. Die großen Köpfe hatten seltsam geformte, gewaltige Schnäbel. Die Gestalten bewegten sich unglaublich schnell. Auf der Lichtung waren mindestens drei Dutzend zu erkennen. Nach einer Weile wandten sich die drei Männer vom Fenster ab und gingen wieder die Treppe hinunter.
Barron blieb nach ein paar Schritten stehen. Dieses Gefühl des Fremdseins hatte erneut von ihm Besitz ergriffen. Etwas schien sich in seinem Gehirn umzudrehen und ihm zu sagen, daß eine Wende eingetreten war. Noch immer fegte der Geislerwind um die Station, noch immer heulten und kreischten die Nichtmenschen, aber er wußte es.
Vor dem Morgengrauen verschwinden sie. Dann legt sich der Wind, und es kommt Regen. Nur Verzweifelte und Irre reiten auf Darkover durch die Nacht. Ich bin vielleicht beides. Ein splitternder Krach von unten sagte ihm, daß die Nichtmenschen ein Nebengebäude aufgebrochen hatten. Das ging ihn nichts an. Wie ein Automat bewegte er sich zwischen Truhen und Schubladen, in denen er seine Kleider aufbewahrt hatte. Er zog seine ledernen Reithosen an, ein dickes, gewebtes Hemd und eine schwere Tunika. Dann schlüpfte er in Colryns Zimmer und nahm dessen mit dickem Pelz gefütterten Reitmantel. Er hatte einen weiten Weg vor sich, und der Mantel war besser als seine Pelzjacke. Es tat ihm leid, daß

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