Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
Vom Netzwerk:
starrte sie ihn an. Seine beiden Begleiter waren ihr nicht bekannt, aber sie trugen dieselben Priesterkutten wie er.
    »Verzeih mir die grobe Behandlung, Serrashil, doch du hast mir keine Wahl gelassen. Du tätest gut daran, deine Nase zukünftig nicht in Angelegenheiten zu stecken, die dich nichts angehen.« Kerib bediente sich der gemeinen Sprache, während er zu ihr sprach. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und Serrashil hätte gut Lust gehabt, es ihm aus dem Gesicht zu schlagen. Es blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als stumm liegen zu bleiben und Kerib mit einer Mischung aus Unglauben und Wut anzustarren. Der Priester steckte also mit den Entführern von Caraths Haelra unter einer Decke. Fest biss sie in ihren Knebel. Deshalb war er mit ihnen gekommen. Er hatte sie die ganze Zeit überwacht.
    »Keine Sorge, wir werden dich gehen lassen, sobald Carath seinen Auftrag ausgeführt hat.« Kerib sagte etwas zu seinen Begleitern, die sich daraufhin umwandten und den Raum verließen. »Hast du Hunger? Durst? Ich werde dich losbinden, wenn du mir versprichst, artig zu sein. Solltest du versuchen, zu fliehen – was zwecklos wäre – werde ich dich angebunden lassen, bis Carath getan hat, worum er gebeten wurde. Dann bleibt dir nur zu hoffen, dass er es rasch erledigt. Haben wir uns verstanden?«
    Serrashil zögerte einen Moment. Die Vorstellung, brav nach der Pfeife des Priesters zu tanzen, sagte ihr ganz und gar nicht zu. Auf der anderen Seite war weder ihr noch irgendjemandem sonst geholfen, wenn sie verdurstete. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier gelegen hatte, aber ihre Kehle fühlte sich trockener an als eine Wüste. Die Vorstellung von einem Becher Wasser erschien ihr geradezu himmlisch.
    Widerwillig nickte sie. Kerib kniete sich neben sie und machte sich an ihren Fesseln zu schaffen, zuerst an den Beinen und anschließend an den Handgelenken. Den Knebel riss sich Serrashil selbst heraus, als sie ihre Arme wieder bewegen konnte. Ihre Gliedmaßen fühlten sich steif an und schmerzten, wenn sie sich bewegte, doch sie gab kein Geräusch von sich. Auf keinen Fall wollte sie sich vor dem verräterischen Priester eine Schwäche erlauben.
    »Habt ihr nicht einen Kodex, der besagt, immer aufrecht und ehrlich zu sein?«, fragte sie ihn mit ärgerlich schwacher Stimme.
    »Das stimmt, doch besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Es wäre mir nichts lieber gewesen, als dich in Frieden zu lassen, aber dafür hättest du dich nicht in Caraths Angelegenheiten einmischen dürfen«, erwiderte der Priester ernst.
    Serrashil rappelte sich auf, ohne Kerib aus den Augen zu lassen. »Ihr habt sein Haelra entführt! Hast du eine Vorstellung davon, wie wichtig es für einen Winterelfen ist?«
    »Ja, das habe ich.« Kerib lächelte kalt und wies auf den Tisch. Jetzt, wo sie stand, sah Serrashil neben den Bechern und dem Wasserkrug noch einen Korb mit den faustgroßen Gebäckstücken, die sie schon bei Mashdin gegessen hatte. Ihr Magen knurrte vernehmlich. Mit einem letzten finsteren Blick auf Kerib ließ sie sich auf einen der Stühle sinken, schenkte sich Wasser in einen Becher und griff nach einem der Gebäckstücke. Vielleicht würde sie die Kraft später noch brauchen können.
    Während Serrashil auf dem weichen Backwerk kaute, ging sie in Gedanken Caraths Weg durch. Er würde mindestens zwei oder drei Tage brauchen, ehe er Jadestadt erreichte, und das auch nur, wenn er sein Pferd zugrunde ritt. Und dann …? Hoffentlich bemerkten Delren und Kie den Galdana, wenn er Jadestadt erreichte. Doch selbst wenn nicht … »Carath ist niemals stark genug, um Rinartin oder Seran zu besiegen«, sprach sie ihren Gedanken laut aus.
    »Wenn du meinst«, erwiderte Kerib, der sich mittlerweile an die gegenüberliegende Wand gelehnt hatte, desinteressiert.
    Seine Antwort verunsicherte Serrashil. Zwar hatte sie Carath schon gegen Seran kämpfen und hoffnungslos verlieren sehen, aber vielleicht hatte er Komplizen, die ihm zur Seite standen?
    In abertausend fruchtlosen Gedanken versunken, beendete Serrashil ihr Mahl. Zu ihrer Erleichterung fesselte Kerib sie nicht wieder, sondern ließ sie mit dem Hinweis alleine, dass zahlreiche Wächter zwischen ihr und der Freiheit standen und eine Flucht ausgeschlossen war. Serrashil versicherte sich dessen, indem sie einen Blick vor eine der beiden Türen warf, die aus dem Raum führten. Die zwei Priester, die Kerib begleitet hatten, standen in dem Flur davor und blickten ihr ruhig

Weitere Kostenlose Bücher