Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
zuließ. Der Blick des Schulleiters flackerte zu ihm.
»Ver…zeih mir … Ich habe … versagt …«, stieß er gepresst hervor.
»Nein, das hast du nicht, Yua. Du wirst nicht sterben, hörst du?« Mit zitternden Fingern strich Mashdin ihm das zerzauste braune Haar aus der Stirn und rang sich ein Lächeln ab. »Du wirst nicht sterben«, wiederholte er.
»Ich habe … lange genug … gelebt …« Yua lächelte schwach, dann fiel sein Kopf zurück und seine Augen schlossen sich. »Mashdin … Danke … für alles …«
»Nein! Yua!!!« Mashdin rüttelte an seinen Schultern, doch der Mensch an seiner Seite regte sich nicht mehr. Die Schmerzen in seinem Körper verebbten endgültig und hinterließen eine Leere, die rasch von einem anderen Gefühl zurückgedrängt wurde: Wut.
Kapitel 22
Serrashil stürzte die Tribüne und die Treppe, die zu einem der Eingänge in den Kampfbereich führten, hinunter. Im Gegensatz zu Mashdin war sie nicht so lebensmüde und sprang einfach die hohe Mauer von den Zuschauerrängen hinab.
Als sie das Herz der Arena erreichte, hob Mashdin gerade seinen Kopf und blickte in die ausdruckslosen Augen des Winterelfen. Langsam erhob er sich und trat leise zischend um Yuas Körper herum. Das Zischen schwoll an, erfüllte nach und nach seinen gesamten Brustkorb, wurde zu einem Fauchen und schließlich zu einem unmenschlichen Schrei, der ihren Körper vibrieren ließ und jede einzelne Faser zum Erzittern brachte. Serrashil presste sich stöhnend die Hände auf die Ohren, bis der Schrei abrupt abriss. Sie blickte auf. Mashdin stürzte sich auf den Winterelfen und rammte ihm seine Faust, die lichterloh in Flammen stand, in den Magen. Carath wurde zurückgeschleudert und der Utera setzte ihm sofort nach. Eine Feuerpeitsche verlängerte seinen rechten Arm und mit einem Aufschrei ließ er sie auf den Galdana herniederfahren.
»Mashdin!« Entsetzt beobachtete sie, wie Carath vergeblich versuchte, sich gegen die Macht des Utera zur Wehr zu setzen. Mashdin würde ihn umbringen!
Carath gab es offensichtlich auf, einen Konterzauber beschwören zu wollen, und versuchte einfach nur noch, Abstand zwischen sich und den rasenden Utera zu bringen. Doch Mashdin setzte ihm wieder nach und stürzte sich mit vernichtender Gewalt auf ihn. Carath hatte Brand- und Fleischwunden am ganzen Körper und sein Haar war teilweise versengt, lange würde er es nicht mehr durchhalten können.
»Mashdin!«, versuchte sie es noch einmal verzweifelt. »Du wirst ihn töten!«
Seran schritt wortlos an ihr vorbei auf die Kämpfenden zu. Aus den Augenwinkeln sah Serrashil, dass auch die anderen Großmeister endlich herbeieilten. Nedrin ging neben Rinartin in die Knie und untersuchte ihn, Randef und Ophales, der Großmeister der Bewaffneten Kampfkünste, folgten Seran. Es war überflüssig, denn dieser hatte Mashdin bereits mit mehreren Wasserringen an Händen und Füßen gefesselt. Es zischte und Wasserdampf stieg auf, während sich Mashdin in seinen Ketten wand, doch Serans Zauber verlor nicht an Stärke und konnte ihn in Schach halten. Serrashil betrachtete ihn ungläubig. Woher nahm der Utera so plötzlich seine Kraft, wenn sie ihm zuvor noch gefehlt hatte? Carath sackte ein paar Schritte weiter zusammen.
»Wie steht es um ihn?«
Serrashil wandte ihre Aufmerksamkeit den anderen Großmeistern zu, die sich um Rinartin aufgestellt hatten, der regungslos am Boden lag. Diarell kniete bei seinem Kopf, ihre Finger an seinen Schläfen, und murmelte etwas mit geschlossenen Augen. Nedrin untersuchte die Wunden des Schulleiters. Er blickte zu dem Ayeripengroßmeister auf, der die Frage gestellt hatte, und schüttelte den Kopf.
Serrashil schluckte. Ihr Schulleiter war tot. Nein, viel schlimmer: Er war tot und Carath hatte ihn umgebracht. Sie warf einen Blick zu dem Winterelfen, der bewusstlos auf dem Boden lag. Randef beugte sich gerade über ihn.
»Rinartin hätte auf mich hören sollen«, drang Diarells Stimme in Serrashils Bewusstsein. »Er hat sich seinen Tod selbst an die Schule geholt.«
»Schweig, Diarell, das klären wir später.« Nedrin erhob sich und wandte sich an die anderen Großmeister. »Pilok, Undarat, Diarell, bringt bitte die Leute nach draußen. Das Jadefest wird abgebrochen.«
»Abgebrochen?«, wiederholte Diarell empört. »Aber …«
Nedrin funkelte sie wütend an. »Unser Staatsoberhaupt wurde soeben umgebracht. Wir werden sicher nicht weiterfeiern!«
Diarell klappte den Mund zu und
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