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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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    Serrashil tat einen tiefen Atemzug, ehe sie die Schwelle zum Krankenflügel überschritt. Mashdin hatte sich irgendwann stillschweigend von ihr entfernt und sie hatte ihn gelassen. Lange genug war sie bei ihm gewesen, jetzt brauchte er Zeit für sich.
    Kedo blickte auf, als sie vor ihn trat. »Delren liegt im ersten Stock Zimmer 19«, begrüßte er Serrashil mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck.
    Sie nickte. Damit hatte sie gerechnet. Im ersten Stock lagen die Patienten, die über einen längeren Zeitraum hinweg im Krankenflügel bleiben mussten. »Wie geht es ihm?«
    »Er wird es überleben. Großmeister Nedrin sorgt sich persönlich um sein Wohlergehen, das tut er bei wenigen Patienten. Normalerweise schaut er seinen Studenten nur über die Schulter, wie sie die Kranken versorgen und die Verwundeten verarzten, aber um Delren kümmert er sich selbst.«
    »Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?«, fragte Serrashil mit zusammengezogenen Augenbrauen nach.
    Kedo stockte. »Ich nehme doch an, ein gutes …« Er bemerkte Serrashils Gesichtsausdruck und fügte schnell hinzu: »Sicher ist es ein gutes Zeichen, ganz bestimmt. Delren wird bald wieder auf den Beinen sein, da bin ich mir sicher.«
    »Wenn Gishera ihm gnädig ist«, gab Serrashil zurück und sandte ein Stoßgebet an die Göttin der Güte. Sie wandte sich ab und betrat den langen Gang, den sie erst vor ein paar Tagen mit Kie und Carath gegangen war. Wenn sie damals nur bereits gewusst hätte … Sie schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken. Sie hatten es nicht gewusst und nun ließ sich nichts mehr am Geschehenen ändern. Sich den Kopf darüber zu zerbrechen war sinnlos.
    Die Treppe in den ersten Stock befand sich am Ende des Ganges. Stufe um Stufe stieg sie hinauf und mit jedem Schritt spürte Serrashil ihr Herz stärker in der Brust schlagen. Sie wollte Delren nicht schwer verletzt daliegen sehen. Sie konnte es nicht. Schwer atmend stützte sie sich an der Wand ab. Ihre Beine waren so bleiern, als hätte sie den ganzen Tag trainiert. Wie sie den Krankenflügel hasste!
    Serrashil zwang sich, weiterzugehen. Sie konzentrierte sich so sehr auf jeden Schritt, dass es sie fast überraschte, als sie vor der Zimmertür mit der eingeritzten Zahl 19 stand. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, drückte sie die Türklinke nach unten und trat ein.
    Wie jedes Schlafzimmer im Krankenflügel, in dem Serrashil schon gewesen war, hatte man auch dieses in den verschiedenen Violetttönen der Heilkunde gestaltet. Ein bestickter Wandteppich verdeckte an einer Seite den grob bearbeiteten Jadestein und vor dem Fenster wehte ein Vorhang in einem stetigen Lufthauch. Das Bett, auf dem Delren ruhte, nahm den meisten Platz des Zimmers ein. Daneben standen ein Tischchen und ein Stuhl, auf dem Kie saß und ihr entgegenblickte. Tiefe Augenringe zierten das Gesicht der Studentin Höherer Wissenschaften und ihre bunt bestickte Robe war schmutzig und zerschlissen. Dennoch lächelte sie, als sie Serrashil erblickte.
    »Willst du dich setzen?«
    »Nein, es geht schon so.« Sie trat zum Bett und blickte auf ihren Liebsten herab. Delrens rechter Arm und sein Kopf waren bandagiert, sein Mantel und seine Schmiedekluft waren einem weißen Leinenhemd gewichen. Er hatte die Augen geschlossen und die Decke über seiner Brust hob und senkte sich regelmäßig.
    »Hat Nedrin gesagt, wann er wieder auf den Beinen sein wird?«, fragte Serrashil mit gedämpfter Stimme, setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und nahm seine unverletzte Hand.
    »In zwei oder drei Wochen. Es wird aber deutlich länger dauern, bis er wieder den Schmiedehammer schwingen darf.« Kie wies auf seinen eingebundenen Arm.
    Serrashil presste die Lippen zusammen. Delren liebte seine Arbeit in der Schmiede über alles. Er würde durchdrehen, wenn sie ihn so lange nichts tun ließen.
    »Habt ihr Carath geschnappt?«
    »Du hast noch nicht davon gehört?« Serrashil warf ihrer Freundin einen traurigen Blick zu. Sie verspürte keine Lust, davon zu reden, aber es erschien ihr ungerecht, Kie über die Geschehnisse im Unklaren zu lassen. Immerhin hatte sie die ganze Zeit über bei Delren ausgeharrt.
    »Carath hat Rinartin umgebracht«, stieß sie in einem Atemzug hervor. Im selben Moment realisierte sie das Geschehene erst wirklich. Carath hatte Rinartin umgebracht. Sie waren zu spät gekommen.
    Kie verzog keine Miene. »Deshalb war Nedrin so schlecht gelaunt.« Sie wandte den Blick ab. Ihre Augen funkelten

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