Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
und verbreiteten eine angenehme Atmosphäre. Nein, die Großmeister lebten hier wirklich nicht schlecht.
Eine Frau erschien in einem der Türrahmen und hielt überrascht inne, als sie Serrashil erblickte.
»Ich wusste gar nicht, dass wir Besuch erwarten.« Sie trat zu Serrashil und reichte ihr die Hand. »Gishera sei mit dir. Ich bin Salphyril und darf mich die Frau deines Lehrmeisters schimpfen.« Hinter ihrer Brille erschienen Lachfalten an ihren Augenwinkeln, während sie Serrashil freundlich begrüßte. Graue Strähnen durchzogen ihr braunes Haar, das ihr in dicken Buschen über die Schultern fiel. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Es ist eine Ehre für mich, hierher eingeladen zu werden«, erwiderte Serrashil und neigte ihren Oberkörper zum Zeichen ihrer Ehrerbietung. Es war ihr unangenehm, in den Privatbereich ihres Großmeisters einzudringen und dabei noch übermäßig höflich behandelt zu werden. »Mein Name ist Serrashil.«
»Oh, Serrashil. Du stammst aus Arka? Es freut mich umso mehr, eine Landsfrau hier begrüßen zu dürfen«, stellte Salphyril erfreut fest und wechselte dabei von der Allgemeinen Sprache ins Arkanische.
»Salphyril, wir haben eine wichtige Angelegenheit zu besprechen. Wärst du so freundlich und bittest Maris, uns einen Tee aufzubrühen?«, mischte sich Randef ein. Serrashil war ihm dafür dankbar, sie hasste den ewigen Floskelaustausch, der in ihrer Heimat üblich war.
Salphyrils Gesichtsausdruck wurde augenblicklich ernst. »Natürlich. Es geht um Yua, nicht wahr?« Kurz erschienen Sorgenfalten auf ihrer Stirn, dann schenkte sie ihnen ein Lächeln und verschwand durch dieselbe Tür, durch die sie gekommen war. Randef winkte Serrashil zur Tür daneben und ließ sie eintreten. Dahinter lag ein Raum mit mehreren weinroten Sesseln und einem niedrigen Tisch dazwischen. Auch hier befanden sich auffallend viele Pflanzen und zwei Fenster, die aufs Schulgelände zeigten. Serrashil blinzelte irritiert. Von außen waren sie nicht zu sehen.
Randef lachte leise. »Wie du siehst, solltest du vorsichtig sein, was du vor unserem Wohngebäude anstellst. Wir sehen mehr, als man vermutet. Bitte, nimm doch Platz.«
Serrashil folgte seiner Aufforderung und ließ sich auf einem der Sessel nieder. Sie waren so bequem, wie sie aussahen. Randef nahm ihr gegenüber Platz und faltete die Hände auf seinen Knien.
»Wie du sicher bereits vermutest, will ich mit dir über Carath sprechen. Du hattest am meisten mit ihm zu tun und wirst uns eine wichtige Hilfe für den Richterspruch sein.«
Serrashil nickte ernst. »Ich habe Euch tatsächlich einiges zu sagen. Ich weiß, weshalb Carath den Schulleiter umgebracht hat.«
Randefs Augenbrauen zogen sich zusammen. »Das ist mehr, als wir zu hoffen gewagt haben.«
Sie holte tief Luft und ratterte in wenigen Atemzügen herunter, was sie über Haelra und die Erpressung wusste. Als sie fertig erzählt hatte, strich sich Randef gedankenverloren übers Kinn.
»Für die Erpresser war es irrelevant, ob Carath Seran oder Rinartin tötete?«, hakte er nachdenklich nach.
»So habe ich es verstanden, ja«, erwiderte Serrashil vorsichtig.
Randef runzelte die Stirn. »Warum unbedingt einen Großmeister der Magie?«, fragte er leise mehr zu sich selbst. »Woher weißt du um die Erpressung und wie lange?«
Serrashil war sich des gespannten Blickes ihres Lehrmeisters zu gut bewusst, ehe sie auf diese Frage antwortete. Sie konnte sich selbst mitschuldig machen, wenn sich herausstellte, dass sie davon gewusst hatte, ohne etwas zu unternehmen.
»Als wir bei Mashdin waren, habe ich über die Haelra erfahren, da in Mashdins Anwesen ein weiterer Galdana namens Farva lebt. Ich habe Carath zur Rede gestellt, wo sich sein Haelra aufhält, und er hat mir von der Erpressung erzählt. Daraufhin plante ich, zurückzureisen und Euch ins Vertrauen zu ziehen, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte.« Sie stockte kurz. »Ich habe nicht mit Mashdin darüber gesprochen, weil ich ihm nicht genug vertraut habe«, gestand Serrashil schließlich mit geballten Händen. Es war ihr größter Fehler gewesen und letztendlich der Grund dafür, weshalb es überhaupt soweit hatte kommen können. »In der Nacht habe ich Carath dabei ertappt, wie er Vorräte für die Rückreise stahl. Er floh und ich bin ihm hinterher, bis ich in einer Stadt überrumpelt und betäubt wurde.«
Randefs Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Du wurdest betäubt?«
»Ja. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich
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