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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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beobachtete man ein Licht, das nach und nach erlosch.
    Sie trotteten den Rest der Auffahrt entlang. Es fing wieder an zu regnen. Das Schulgebäude erhob sich drohend vor ihnen, und plötzlich hatte Tommy das verzweifelte Gefühl, er könnte, die zweite Chance verpassen, Dickies Freund zu sein.
    »Soll ich dir was zeigen?«
    »Was?«
    »Du musst mir versprechen, niemandem etwas zu verraten.«
    Dickie zuckte mit den Schultern.
    »Okay.«
    »Sag, ich schwöre.«
    »Ich schwöre.«
    Ein paar Minuten später liefen sie auf Zehenspitzen zu Tommys Kiste. Zu dieser Stunde war es niemandem mehr erlaubt, hier zu sein. Sie sollten in ihre Klassen gehen und sich auf die Hausaufgaben vorbereiten. Der Flur war dunkel, sie machten trotzdem kein Licht. Tommy schloss die Kiste auf und hob den Deckel.
    »Schöne Bilder.«
    »Das ist meine Schwester Diane.«
    Dicke nickte billigend und sah sich dann das Bild von Flint an.
    »Und du weißt, wer das ist?«
    »Klar. War das alles, was du mir zeigen wolltest?«
    Tommy schüttelte den Kopf, griff in die Kiste und zog vorsichtig einen großen gelben Umschlag hervor.
    »Schau«, sagte er und deutete auf die Briefmarke.
    |69| »Hollywood, Kalifornien.«
    »Kam heute Morgen an.«
    Tommy blickte über seine Schulter, vergewisserte sich, dass sie noch alleine waren. Dann öffnete er den Umschlag und zog ein großes Schwarzweißfoto hervor.
    »Siehst du? Das ist Red McGraw aus
Sliprock
«, sagte er stolz.
    »Bedford, um Himmels willen, ich
weiß
, wer das ist.«
    »Ja, aber sieh nur, was er geschrieben hat.«
    Dickie las die große verschnörkelte Schrift.
    Für Tommy Bedford
    den schnellsten Schützen Englands
    Wir sehen uns auf dem Trail!
    Red
    »Hat er das extra für dich geschrieben?«
    »Na klar.«
    »Wow.«
    »Und weißt du was?«
    »Was?«
    »Versprich, dass du keinem was sagst.«
    »Bedford!«
    »Hand aufs Herz.«
    Dickie gehorchte.
    »Sie hatten ein Rendezvous.«
    »Was?«
    »Diane und Red – na ja, er heißt in Wirklichkeit anders. Sein echter Name ist Ray – Ray Montane. Ein Rendezvous ist, wenn …«
    »Bedford, ich weiß, was ein Rendezvous ist.«
    Dickie blickte einen Moment lang auf das Foto. Tommy sah, dass er beeindruckt war.
    »Sie ist also seine Freundin?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube. Sie haben gemeinsam zu Abend gegessen. Sie sagt, er sei sehr nett.«
    |70| »Wow.«
    Plötzlich ging das Licht an.
    »Was habt ihr hier verloren?«
    Charlie Chin stand am anderen Ende des Flurs. Tommy steckte hastig das Foto und den Umschlag zurück in die Kiste.
    »Wen haben wir denn da? Ich höre!«
    »Jessop, Sir«, sagte Dickie. »Und Bedford. Wir haben nur die Bücher aus der Bibliothek weggelegt, Sir.«
    »Ihr wisst, dass ihr hier nichts zu suchen habt, oder? Nun?«
    »Ja, Sir«, antworteten sie gleichzeitig.
    »Wir sprechen uns noch. Jetzt ab in eure Klassenzimmer. Los!«
    Zwei Stunden später warteten sie in ihren Morgenmänteln vor dem Umkleideraum. Für Tommy war es erst die zweite Tracht Prügel. Das erste Mal hatte der Windhund den ganzen Schlafsaal mit seinem Pantoffel bearbeitet, weil sie sich, nachdem das Licht ausgeschaltet worden war, unterhalten hatten.
    Charlie benutzte einen Stock. Tommy hatte weiche Knie vor Angst. Er wollte nicht heulen oder sich einpinkeln. Nicht vor Charlie. Er versuchte an Flint zu denken. Aber das war auch kein Trost.
    »Halb so schlimm«, flüsterte Dickie. »Der erste Schlag tut ein bisschen weh, aber danach ist es okay. Halt dich an der Bank fest und beiß die Zähne zusammen.«
    Tommy hatte Angst, dass ihm die Stimme versagte, also nickte er nur. Die Tür öffnete sich, der Rektor sah sie einen Moment lang an. Er hatte seine Jacke ausgezogen und krempelte sich die Ärmel hoch. In seiner Rechten hielt er einen langen Bambusstock.
    »Du zuerst, Bedford.«
    Er trat zur Seite, damit Tommy an ihm vorbeikam, und schloss die Tür hinter sich.
    »Nun, Bedford. Hat Jessop dich angestiftet?«
    |71| »Sir?«
    »Will dir wohl ein paar seiner schlechten Gewohnheiten beibringen.«
    »Nein, Sir. Es war meine Idee. Nicht seine.«
    »Ich verstehe. Hast du noch etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?«
    »Nein, Sir.«
    »Nun gut. Da es dein erstes Vergehen ist, gebe ich dir drei.«
    Tommy schluckte und nickte.
    »Zieh deinen Morgenmantel aus und beuge dich über die Bank.«
    Tommys Lippen fingen an zu zittern. Er legte den Morgenmantel auf die Bank, drehte seinen Rücken Mr. Rawlston zu und beugte sich vor. Er umklammerte die Bank, so fest er konnte. Einen

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