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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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trug ein blauweißgepunktetes Kleid und eine große Sonnenbrille mit einem weißen Rahmen. Das Haar hatte sie mit einem rosafarbenen Schal zusammengebunden. Tommy kletterte in den Wagen und gab ihr einen Kuss. Während sie in Richtung Sunset fuhren, schlüpfte er in andere |174| Kleider, die sie ihm mitgebracht hatte. Beim ersten Besuch hatte er Red McGraws Cowboyoutfit getragen. Er kam sich aber ein wenig albern vor, darum trug er jetzt meistens nur ein kariertes Hemd und seine neuen Jeans, die Dolores mindestens ein Dutzend Mal gewaschen hatte, damit sie verblasst und abgetragen aussah, genau wie Rays.
    Bald bogen sie von der Hauptstraße auf eine kleine Straße in die Berge. Die Luft war warm und roch süß. Am Straßenrand wuchsen Kakteen; Echsen nahmen ein Sonnenbad auf den großen rosafarbenen Felssteinen, die in der Hitze flimmerten. Tommy erzählte von seinem Tag, dass er wieder beim Boxen gewonnen hatte. Er war aufgeregt und merkte erst nicht, dass Diane ihn gar nichts fragte, wie sie es sonst immer tat. Sie schien nicht einmal richtig zuzuhören.
    »Geht es dir gut?«
    Sie lächelte.
    »Mir? Natürlich. Entschuldige, Liebling, ich bin nur ein wenig müde.«
    Bei der Ranch parkten sie den Wagen zwischen den Trucks der Filmcrew. Einer der Regieassistenten ließ Ray wissen, dass sie angekommen waren, und ein paar Minuten später tauchte er auf, grinste und begrüßte sie mit dem üblichen Trara. Sie zogen los; auf einem staubigen Pfad ging es bis zum Drehort. Ray lief zwischen ihnen, seine Arme um ihre Schultern gelegt. Tommy glühte innerlich. Das Leben war voller Aufregung und Glück, und manchmal fürchtete er, es war zu schön, um wahr zu sein.
    Ray erklärte, sie arbeiteten an einer Szene, in der Red McGraw von ein paar Gesetzlosen in einen Hinterhalt gelockt wurde und sich hinter ein paar Felsen versteckte. Dann musste er nach Amigo pfeifen, dem berühmten weißen Pferd, und aufspringen. Die Nahaufnahmen von Ray, schießend und pfeifend und sich auf den Sprung vorbereitend, waren bereits im Kasten. Jetzt filmten sie den Sprung von Cal Matthieson.
    |175| Tommy hatte schon von Cal gehört. Er freute sich, ihn kennenzulernen, nicht nur weil er der Reiter, sondern auch weil er ein Halbindianer war, ein Blackfeet. Tommy hatte noch nie einen echten Indianer getroffen. Irgendwo hatte er gelesen, dass die Blackfeet der grausamste Stamm gewesen waren. Cal war nicht nur verantwortlich für die Pferde, er war auch Rays Stunt-Double. Das hieß, er musste so tun, als sei er Red McGraw, wenn ein Kampf stattfand oder Ray von einem Pferd oder von einem Dach springen oder andere gefährliche Dinge tun musste. Ray meinte, er könnte das alles selber, aber die Versicherungsleute des Studios verboten es ihm.
    Cal Matthieson hatte die gleichen Sachen an wie Ray, hockte auf dem Felsen und gab dem Cowboy, der Amigo hielt, letzte Anweisungen. Cal sollte vom Felsen auf den Sattel des Pferdes springen, aus einer Höhe von etwa drei Metern. Der Cowboy nickte und führte Amigo ungefähr dreißig Meter weiter, wo sie umdrehten und warteten. Als alle bereit waren, gebot der erste Assistent Ruhe, und der Regisseur, der auf dem Kamerastuhl saß, rief:
»Kamera los«,
und:
»Action!«
    Cal pfiff, Amigo stellte die Ohren auf und fiel in Trab. Als er den Felsen erreichte, galoppierte er. Cal rannte über den Felsen, sprang in die Luft und landete direkt im Sattel. Amigo zuckte nicht einmal, sondern galoppierte weiter.
    »Wow!«, entfuhr es Tommy. Alle drehten sich nach ihm um und sahen ihn an. Ihm fiel ein, dass er leise sein sollte, und er kam sich dumm vor und wurde rot. Allerdings schien es nicht so wichtig zu sein. Ray lachte, gab ihm einen Klaps auf den Rücken, alle jubelten Cal Matthieson zu, weil er den Stunt beim ersten Take geschafft hatte.
    »Ist einfach, wenn du weißt, wie«, sagte Ray.
    Die Sonne sank, das Licht wurde golden. Die
Magic Hour
begann, die Zeit des Tages, die Regisseure am liebsten hatten, denn alles sah dann auf Zelluloid schön aus. Ray musste noch |176| eine Szene drehen und in die Maske. Tommy und Diane schlenderten hinüber zu den Ställen, um sich die Pferde anzusehen. Nach ein paar Minuten ritt Cal Matthieson auf Amigo heran. Er lächelte und tippte an die Krempe seines Hutes.
    »Das war sehr beeindruckend«, sagte Diane.
    »Danke, aber der Kerl hier verdient auch Lob.«
    Cal strich Amigo über den Hals. Das Pferd schnaubte und warf den Kopf nach hinten.
    »Sehen Sie? Er spricht sogar Englisch.«
    Sie

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