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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Verborgenen, die Leben der jungen Männer und Frauen sind zerstört, nach dem, was sie gesehen und getan haben – ganz abgesehen von den Leben derer, zu denen sie zurückkommen.«
    Karen machte eine Pause und wartete auf eine Reaktion von ihm.
    »Klingt interessant.«
    Toms gute Laune verflog. Darum also war sie hier. Er war ein Trottel, er hatte sich von seiner Eitelkeit blenden lassen und sich eingebildet, sie habe angerufen, weil sie an ihm interessiert sei. Er diente ihr nur als Verbindung zu Danny.
    »Sie sind ja so still geworden«, sagte Karen.
    »Entschuldigung.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich habe von Ihrem Sohn gehört. Ich hätte etwas sagen sollen.«
    »Nein, wieso sollten Sie?«
    »Weil Sie jetzt glauben, dass ich nur darum hier bin.«
    »Der Gedanke war mir gekommen.«
    »Verdammt.«
    Karen stand auf, ging zum Geländer und starrte zum Bach hinunter, sie verschränkte die Arme vor der Brust, um sich gegen die Kälte zu schützen. Irgendwo in den Pappeln rief eine Eule. Die Kerzen flackerten. Der Lichtschein tanzte auf ihrem Kleid. Sie war wütend und beschämt, das sah Tom ihr an. Plötzlich kam er sich schäbig vor. Was zum Teufel war so wichtig |224| daran, wieso sie hier war? Egal warum, er genoss ihre Anwesenheit. Das allein zählte. Er hätte an ihrer Stelle dasselbe getan. Er ermahnte sich, endlich erwachsen zu werden.
    »Karen?«
    Sie wandte sich um, den Tränen nahe. »Es tut mir leid, dass Sie das denken«, sagte sie.
    »Das tue ich nicht. Bitte, setzen Sie sich wieder her.«
    »Denn so ist es nicht.«
    »Bitte.«
    Karen kam zögernd zum Tisch, setzte sich, ihre Arme noch immer verschränkt.
    »Sollen wir von der weltbesten Eiscreme kosten?«
    »Nein, danke, ich kann nicht.«
    »Ich möchte Ihnen von Danny erzählen.«
    »Bitte, Tom. Das müssen Sie nicht.«
    »Aber ich möchte es gerne. Ehrlich.«
    Er füllte ihr Glas, lehnte sich zurück und fing an. Kurz sprach er von seiner Scheidung und wie er und sein Sohn sich allmählich immer fremder geworden waren. Wie eifersüchtig er auf Dutch gewesen war. Über seinen Groll und den entsetzlichen Streit mit Danny. Dann gestand er ihr den wahren Grund für seine Reise nach Kalifornien und fasste Dannys Bericht über das zusammen, was in der Nacht der Tötungen passiert war. Karen hörte zu, ohne ihn einmal zu unterbrechen. Als er zu Ende gesprochen hatte, war sie tief bewegt und nahm seine Hand. So blieben sie sitzen, eine Ewigkeit, wie es schien. Nur eine Kerze brannte noch.
    »Danke«, sagte sie leise.
    Tom nickte und lächelte.
    »Hat er einen guten Anwalt?«
    »Nur einen vom Militär. Ich habe von Anfang an gesagt, er sollte einen unabhängigen haben, aber Gina und Dutch wollen davon nichts hören.«
    |225| Karen hielt immer noch seine Hand. Tom entzog sie ihr sanft.
    »Es wird kühl.«
    Trotz seines Einspruchs bestand sie darauf, den Tisch abzuräumen. Sie stellte sogar das Geschirr in die Spülmaschine.
    »Der Staubsauger ist da hinten im Schrank«, sagte er.
    Sie lachte und drehte sich zu ihm. Einen Moment lang sahen sie sich an. Es war nur ein flüchtiger Augenblick, aber er wusste, hätte er einen Schritt auf sie zu gemacht und sie geküsst, sie hätte nichts einzuwenden gehabt. Er konnte nicht sagen, was ihn abhielt. Vielleicht lag es am Altersunterschied, oder war es doch der Nachklang des Zweifels über ihre Beweggründe?
    »Ihre Mutter wird sich wundern, wo Sie bleiben.«
    Die Bemerkung kam so unvermittelt, dass er sich dafür verfluchte, als er sie von sich gab.
    »O ja. Ich will ja keinen Stubenarrest bekommen.«
    »Sorry, ich wollte nicht –«
    »Nein. Sie haben recht. Es ist Zeit zu gehen.«
    Er begleitete sie zum Auto. Sie dankte ihm für das Abendessen und sagte, sie hätte einen schönen Abend gehabt. Makwi war mit vor die Tür gekommen, und Karen streichelte die Hündin, sagte Tschüs und gab Tom einen keuschen Kuss auf die Wange. Tom blickte dem Auto nach, bis die Rücklichter verschwunden waren. Nachtstille umgab ihn. Er blickte auf Makwi hinab, sie sah ihn betrübt an. Du hast es vermasselt, schien sie ihm sagen zu wollen.
    »Schau nicht so.«
    Herr und Hund gingen zurück ins Haus.

|226| NEUNZEHN
    Der Pfad führte an der Bergseite entlang. Ein Band aus rotem Sand, das sich nördlich zwischen dem silbergrauen Wüstenbeifuß schlängelte. Zu beiden Seiten lagen Findlinge, einer, so groß wie ein Haus, ragte so weit hervor, dass sie sich bis zum Hals der Pferde hinunterbeugen mussten. Am unteren Ende des Abhangs

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