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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sandstein. Laut Frank Dawson war er dreihundert Meter hoch und einst ein heiliger Ort der Indianer gewesen. Ganz oben, sagte er, gebe es angeblich Felsmalerei.
    In der Stadt gab es eine Eisenwarenhandlung, einen Waschsalon, eine Tankstelle, vier Bars (Hungry Horse mitgezählt) und – so schien es – die meisten räudigen Hunde der Welt. Dreimal musste Dawson anhalten und hupen, damit sie sich verzogen. Auf den Bürgersteigen lungerten ein paar junge Indianer herum und rauchten. Als die Filmstars vorbeifuhren, verzogen sie keine Miene.
    »Sind das Indianer?«, wollte Tommy wissen.
    »Navajo«, erwiderte Dawson.
    »Sie sehen nicht besonders glücklich aus.«
    »Das sind sie auch nicht.«
    Die Produktion hatte in den beiden Motels der Stadt alle verfügbaren Zimmer gebucht. Dawson versicherte, dass sie in dem besseren untergebracht waren. Es sah allerdings nicht danach aus. Das Motel befand sich am südlichen Ende der Stadt auf einer leichten Anhöhe. Davor stand ein großer Plastikkaktus. Auf einem roten Neonschild leuchtete der Name »Motel Casa Rosa«. Die letzten beiden Buchstaben flackerten.
    Der blassgrün gestrichene Empfangsbereich maß kaum drei Quadratmeter, eine einzige Neonröhre an der Decke diente als Lichtquelle. Eine kleine Mexikanerin mit traurigen Augen lehnte hinter dem Empfangstresen. Sie nickte und lächelte, als Dawson Ray und Diane als die Stars vorstellte, die eben erst aus Hollywood angereist waren.
    »Herrgott, Frank«, flüsterte Ray, als sie sich umdrehte, um nach den Schlüsseln zu suchen. »Das ist das schöne Hotel?«
    |237| »Ich glaube, ich sagte das bessere. Du solltest sehen, wo ich untergebracht bin.«
    Sie hätten Zimmer Nummer sechs und sieben, die besten, sagte die Frau, als sie Ray und Diane in den hinteren Bereich des Hauses führte. Mit einer Verbindungstür und
Blick auf die Berge
. Es gab auch einen Blick auf einen rostigen gelben Bulldozer in einer Grube neben Sandhügeln. Das würde der Swimmingpool werden, erklärte die Frau stolz.
    »Großartig«, sagte Ray.
    Es raschelte, als die Frau die Tür öffnete. Das Zimmer war klein und schmuddelig, die Fliegenfenster waren zerrissen. Auf dem winzigen Tisch standen ein großer Blumenstrauß und ein Korb mit Früchten. Eine Karte von Herb:
Viel Glück beim Dreh.
    »Das ist so goldig«, sagte Diane. »Vielen Dank.«
    Eine Kakerlake huschte aus dem Korb und verschwand unter der Tischplatte. Diane hatte sie nicht bemerkt, aber Tommy. Er warf Ray einen Blick zu.
    »Frank«, sagte Ray. »Darf ich dich unter vier Augen sprechen? Diane, zeig doch Tommy sein Zimmer, ja?«
    Dawson folgte ihm nach draußen zum Rand der Grube. Ray zündete sich eine Zigarette an.
    »Habe ich etwas missverstanden? Soll das ein Aprilscherz sein?«
    »Wie bitte?«
    »Soll das ein Witz sein? Was soll das – uns in so eine Absteige zu verfrachten?«
    »Ray, das ist die beste Unterkunft, die es hier gibt. Manchmal ist es eben ein wenig einfach, wenn an Originalschauplätzen gedreht wird.«
    »Wir haben ein Kind dabei, um Himmels willen. Hast du die Kakerlake gesehen? Diese Bruchbude sollte abgerissen werden. Und erzähl mir nichts von Originalschauplätzen. Ich bin kein Greenhorn.«
    |238| Die beiden Männer starrten sich eine Weile an. Die Motelbesitzerin beobachtete sie. Dawson blinzelte zuerst.
    »Ich werde mit Herb sprechen.«
    »Mach das, Kumpel. Hier bleiben wir nicht, okay? Hast du das kapiert?«
    Diane fand, er sei zu barsch gewesen. Aber Ray meinte, sie wisse nicht, wie es im Filmgeschäft laufe. Diese Leute würden dafür bezahlt, jeden verdammten Cent zu sparen, und stellten einen auf die Probe, um zu sehen, wie weit sie damit kämen. Man musste ihnen von Anfang an zeigen, dass sie einen respektvoll zu behandeln hatten.
    Tatsächlich, innerhalb von zwanzig Minuten war Herb Kanter am Telefon. Er entschuldigte sich, sie würden versuchen, eine bessere Bleibe für sie zu finden. Ein Wagen sei auf dem Weg, zu ihrer persönlichen Verfügung, und ob sie einverstanden seien, wenn Leanne, die als Kindermädchen für Tommy eingestellt worden war, gleich morgen zu ihnen komme?
    »Alles, was du brauchst, Ray, bitte, zögere nicht. Ruf einfach an.«
    »Siehst du, was ich meine?«, sagte Ray, als er aufgelegt hatte.

|239| ZWANZIG
    Das Hungry Horse lag auf halber Höhe der Main Street. Die Fassade war weiß getüncht, und es gab eine Schwingtür, wie bei einem Saloon. Innen war es düster und roch nach verschüttetem Bier und Zigarettenrauch und einer Unternote,

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