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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von der man lieber nicht wusste, was es war. Hinter dem Haus befand sich ein hübscher Hof mit einem Jacaranda-Baum, langen Holztischen und Bänken und bunten Lichterketten. Das Essen war einfach, Steak und Rippchen, Burger und Chili con Carne, das so scharf war, dass einem die Ohren zu qualmen begannen.
    Den Vorsitz über all das führte ein blasser Norweger, der auf seinem Barhocker neben der Jukebox auf der Terrasse hinter dem Haus thronte und sich aus unerfindlichen Gründen Chico nannte und jeden anderen mit
hombre
oder
señorita
ansprach. An den Wänden hingen signierte Fotos, auf denen er mit weniger berühmten Persönlichkeiten zu sehen war. Offenkundig begeistert, dass seit Jahren endlich ein Film in die Stadt gekommen war, empfing Chico die Crew von
The Forsaken
herzlich. Da es im Umkreis von fünfzig Meilen keine Konkurrenz gab, wurde das Hungry Horse schnell der Treffpunkt für die Schauspieler und das Team.
    Hier gab Herb am ersten Wochenende die erste Party. Ray und Diane wurden gefeiert, und Terry Redfield hielt eine kurze Rede, begrüßte noch einmal alle und erklärte, es sei ein Privileg, mit solchen Stars zusammenarbeiten zu dürfen. Ray hatte nach zu vielen Tequilas die Rede freundlich, wenn auch zu lang und breit erwidert. Diane musste ihn am Jackensaum auf einen Stuhl ziehen, um ihn zu stoppen.
    |240| Jetzt, nach einer Woche – ein Foto von Ray, Diane und Chico hatte schon einen Ehrenplatz an der Wand hinter der Bar – waren alle wieder versammelt. Am nächsten Tag war Drehpause, die Stimmung war lebhaft und gelassen. Chuck und Tony, zwei von Rays Cowboys, hatten ihre Gitarren dabei und spielten Country-Songs und die neuesten Rock-’n’-Roll-Hits. Sogar
Runnig Bear
für Tommy, bevor der gegen Dianes Schulter gesunken und eingeschlafen war. Leanne brachte ihn schließlich zu Bett.
    Der Junge hatte jeden Tag Cal und den Cowboys bei den Pferden geholfen. Er hatte die beste Zeit seines Lebens und kam so glückselig müde nach Hause, dass er sich kaum bis zum Abendessen auf den Beinen halten konnte.
    Das Haus, das Herb für sie gefunden hatte, lag an der Straße, die zur Ranch führte, dem Hauptschauplatz des Films. Es war klein und spartanisch, aber weitaus besser als das Motel. Herb wohnte in einem kleineren Haus eine halbe Meile die Straße hinunter. Beide Häuser und die Ranch gehörten einem Immobilienhai aus Flagstaff, der zweifellos genauso froh wie Chico war, dass Hollywood die Stadt eroberte.
    Diane hatte zwei Biere getrunken, die ihr gleich zu Kopf gestiegen waren. Es tat gut, wieder zu arbeiten. Sie hatten eine angenehme Woche gehabt, nur die Hitze machte ihr zu schaffen. An einem heißeren Ort war sie noch nie gewesen. Vormittags weit über vierzig Grad. Eine Klimaanlage gab es im Haus nicht. Trat man vor die Tür, brutzelten die Fußsohlen wie Steaks. Wenigstens war es eine trockene Hitze, und abends wehte ein laues Lüftchen.
    Sie saß am Ende eines langen Tisches mit Herb und John Grayling, der im Film ihren Ehemann spielte. Er war blond und attraktiv, ein altmodischer Frauenheld, wahrscheinlich konnte Ray ihn deshalb nicht leiden. Diane mochte ihn sehr. John war stets freundlich und witzig und verfügte über einen |241| unerschöpflichen Vorrat an indiskreten Geschichten über die Stars, mit denen er zusammengearbeitet hatte. Eben erst hatte er zum Besten gegeben, wie er, lediglich mit einem Handtuch bedeckt, in einem Hotelaufzug mit Lana Turner und einem amourösen Schimpansen festgesessen hatte. Ganz abgesehen von den skurrilen Geschichten war er ein fabelhafter Schauspieler. Er und Diane hatten schon zwei wichtige Szenen gespielt, in denen es hörbar zwischen ihnen geknistert hatte. Diane hatte die Aufnahmen noch nicht gesehen, aber Terry Redfield und Herb waren entzückt. Leider hatten sie bei Rays Auftritt nicht so reagiert.
    Nichts, was er tat, stellte sie zufrieden. Terry forderte nach jeder Einstellung Wiederholung um Wiederholung. Erst heute war Ray wieder wutschnaubend zurückgekommen und hatte erklärt, wenn es so weitergehe, drehe er dem Typen den Hals um. Diane umarmte ihn, suchte ihn zu beruhigen, indem sie ihm sagte, es seien die ersten Tage und es werde sicher alles gut werden. Das machte ihn noch rasender.
    In den letzten Monaten waren sie so glücklich gewesen, glücklicher als je zuvor. Seit zwei Tagen aber war Ray mürrisch und richtete selten das Wort an sie oder Tommy. Und letzte Nacht – sie war zu müde, um mit ihm zu schlafen – war er aus dem Haus

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