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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bärtigen
Propheten an seinem Arbeitsplatz entgegenzutreten«, sagte ich. »Wir fahren zum
Bald Mountain und den Fruchtbarkeitsriten des Sonnengottes.«
    Polnik richtete sich, wachsam
geworden, auf. »Meinen Sie, in dieser Sache könnte ein bißchen Sex drinstecken,
Lieutenant?«
    »Das wollen wir eben
herausfinden«, sagte ich.
    »Fahren wir in Ihrem Wagen,
Lieutenant?«
    »Klar!«
    »Sind Sie sicher, daß man darin
zu zweit sitzen kann, Lieutenant?«
    »Gehen Sie hinaus und probieren
Sie’s aus«, sagte ich. »Mein Wagen ist auf zwei Leute zugeschnitten — wie ein
Korsett.«
    Polnik glotzte mich an. »Sie
meinen, man schneidert jetzt Korsetts für zwei?«
    »Wir wollen gehen«, sagte ich,
»bevor Sie ein Strumpfband erfinden, das man oben und unten einknöpfen kann.«
    Wir verließen das Büro, und
Polnik setzte sich zögernd neben mich in den Healey, während ich den Motor
anließ.
    »Fahren Sie sachte, Lieutenant,
ja?« flehte er, als wir losfuhren. »Ich habe ohnehin schon ausreichend
Scherereien mit meiner Alten!«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen
zu machen«, sagte ich, »solange sie nicht die Augen aufmachen.«
    Wir kamen kurz nach elf auf dem
Bald Mountain an. Auf der gesamten Bergstraße standen die Wagen Kotflügel an
Kotflügel. Es hätte der vierte Juli sein können.
    Als wir schließlich vor dem
Hauptquartier des Propheten ankamen, fand ich einen Parkplatz und stellte den
Motor ab. Polnik stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und hievte
sich aus dem Healey. »Ganz wie Sie gesagt haben, Lieutenant«, brummte er.
»Maßgeschneidert ist der richtige Ausdruck.«
    Ich ging voran auf Bennetts
Büro zu, und Polnik stolperte hinter mir her. Die Tür war zu. Ich klopfte und
drehte am Knauf und stellte dabei fest, daß die Tür verschlossen war. Ein paar
Sekunden später öffnete sie sich einen Spalt weit, nachdem jemand innen den
Schlüssel umgedreht hatte. Ich bekam einen Ausschnitt von Bennetts Nase und
einem Auge zu sehen.
    »Machen Sie auf«, sagte ich.
»Wen erwarten Sie denn — die Polizei?«
    Er öffnete die Tür weiter und
grinste schwach, »Hallo Lieutenant! Kommen Sie herein.«
    Ich trat ins Büro, und Polnik
folgte mir. Bennett schloß erneut sorgfältig die Tür.
    »Entschuldigen Sie«, sagte
Bennett munter. »Ich habe soeben die Spenden beiseite geräumt, die wir heute
morgen bekommen haben. Ich schließe immer das Büro ab, wenn ich den Safe offen
habe.«
    »Das klingt nach einer
vernünftigen Vorsichtsmaßnahme«, sagte ich. »Soviel ich gehört habe, haben Sie
heute morgen eine erhebliche Anzahl von Spenden erhalten.«
    »Es war sehr erfreulich«, sagte
er. »Ja. Ich war selber über die Menge der Leute überrascht, die heute bei
Sonnenaufgang hier heraufkamen.«
    »Sind Sie den hunderttausend
Dollar nahe gekommen, die Sie für den Tempel brauchen?«
    »Das Ziel kommt jedenfalls in
Sicht«, sagte er. »Wir haben jetzt fast achtzigtausend Dollar.«
    »Und Sie bewahren das gesamte
Geld hier im Safe auf?«
    Ich wies mit dem Kopf auf den
Safe neben seinem Schreibtisch.
    »Ja«, sagte er. »Aber es ist
ein sehr moderner Safe, Lieutenant. Man hat mir versichert, die Kombination sei
absolut einbruchsicher.«
    »Wie viele Leute kennen die
Kombination?«
    »Nur ich und natürlich der
Prophet.«
    »Warum natürlich? Ich dachte,
er sei an Geld gar nicht interessiert.«
    »Stimmt«, gab Bennett zu. »Aber
in gewissem Sinn sind wir Partner.«
    »Er zieht die Schau ab, und Sie
nehmen das Geld ein?«
    »Ich finde das nicht sehr
witzig, Lieutenant«, sagte Bennett steif.
    »Ich kann nicht die ganze Zeit
über amüsant sein«, gab ich zu.
    »Das ist wahr«, brummte Polnik
hinter mir.
    Bennett ging um den
Schreibtisch herum und ließ sich auf dem dahinter stehenden Stuhl nieder.
»Wollten Sie etwas Bestimmtes? Kann ich etwas für Sie tun, Gentlemen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich möchte
mit dem Propheten sprechen.«
    »Er ist im Augenblick
beschäftigt«, sagte Bennett im Ton des Bedauerns.
    »Er kann sich hier mit mir
unterhalten oder auch im Büro des Sheriffs in der Stadt unten«, sagte ich leichthin.
»Mir ist es egal wo. Aber sein Foto würde sich auf den ersten Seiten der
Zeitungen morgen früh irgendwie albern ausnehmen. Nicht wahr? Ich meine, mit
Lendentuch und Handschellen?«
    Bennetts Gesicht wurde bleich.
»Ich werde versuchen, ihn gleich zu erreichen.« Er nahm den Telefonhörer ab und
wählte eine Nummer. Nach ein paar Sekunden begann er zu sprechen. Dann legte er
den Hörer auf.
    »Der

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