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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Opfer gebracht werden
müßten; und das nächste, was passierte, war, daß Julia Grants Leiche
ausgestreckt auf Ihrem Altar lag. Wie erklären Sie sich diesen Zufall?«
    »Wenn der Prophet von Opfern
spricht, so meint er damit persönliche Opfer«, sagte Bennett hastig. »Ich
meine, das heißt finanzielle Opfer, die zum Bau des Tempels beitragen.«
    »Was Sie nicht sagen«, bemerkte
ich kalt.
    Bennett rutschte ein wenig auf
seinem Stuhl herum. »Der Prophet ist anders als Sie und ich, Lieutenant.«
    »Stimmt«, pflichtete ich bei.
»Er ist der einzige von uns dreien mit einem Bart. Tun Sie mir einen Gefallen,
Bennett. Wenn ich dem Propheten eine Frage stelle, lassen Sie ihn allein
antworten.«
    »Selbstverständlich«, sagte
Bennett. »Ich wollte nur behilflich sein.«
    »Das ist doch wohl nicht Ihr
Ernst«, sagte ich müde.
    Ich blickte erneut auf den
Propheten. »Werden Sie sich heute abend bei
Sonnenuntergang mit dem Sonnengott vereinen?«
    »So steht es geschrieben«,
sagte er.
    »Sie glauben wirklich, daß es
so sein wird?«
    »Ich weiß, daß es so sein
wird.«
    Ich gab es auf. »Okay. Keine
weiteren Fragen.«
    Der Prophet ging leichten
Schritts auf die Tür zu.
    »Nur noch eins«, sagte ich.
»Wenn diese achtzigtausend Dollar im Safe zur gleichen Zeit verschwinden wie
Sie, werde ich Sie erwischen; und wenn ich dazu einen Regenbogen
entlangspazieren muß.«
    Der Prophet öffnete die Tür und
trat hinaus. Bennett blickte mich an und schüttelte besorgt den Kopf. »Das
hätten Sie nicht sagen sollen, Lieutenant. Es könnte ihn verletzt haben.«
    »Glauben Sie vielleicht, daß
mir das nicht völlig egal ist?« knurrte ich.
    Ich preßte meine Handfläche für
eine Sekunde gegen meine Stirn und schloß die Augen.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl,
Lieutenant?« fragte Polnik ängstlich. »Ist Ihnen schlecht oder ist sonst was
los?«
    »Ich bin nur verwirrt«, sagte
ich. »Wir wollen gehen.« Ich stand auf und ging auf die Tür zu.
    »Was werden wir jetzt tun,
Lieutenant?« erkundigte sich Polnik.
    »Sie suchen nach lockeren
Schrauben und ich nach Bolzen«, sagte ich. »Und dann werden wir den Nachmittag
damit verbringen, sie ineinanderzupassen.«
    »Ihnen ist die Hitze zu Kopf
gestiegen, Lieutenant«, sagte er zweifelnd, »genau wie diesem Burschen, dem
Propheten!«
    »Vielleicht haben Sie recht«,
pflichtete ich bei, während wir Bennetts Büro verließen. »Hören Sie, ich
möchte, daß Sie sich eine Weile hier aufhalten. Behalten Sie dieses Büro im
Auge. Wenn Sie jemanden mit einem Koffer herauskommen sehen, nageln Sie ihn
fest!«
    »Jawohl, Lieutenant«, sagte
Polnik zuversichtlich.
    Ich befand mich schon auf
halbem Weg zu Eloises Hütte, als ich ihn hinter mir herkeuchen hörte. Ich
drehte mich um und wartete, bis er mich eingeholt hatte. »Was ist denn jetzt?«
    »Lieutenant — «, Polnik schnappte nach Luft, »nach welcher Art Koffer suchen
Sie denn?«

ELFTES KAPITEL
     
    E loise öffnete die Tür ihrer
Hütte und sah mich mit frostigem Blick an. »Ja?« fragte sie.
    »Ich möchte mit Ihnen
sprechen«, sagte ich.
    »Dann kommen Sie herein.«
    Ich folgte ihr ins Innere. Sie
trug einen weißen Bikini, der in hübschem Kontrast zu ihrer tiefen Sonnenbräune
stand. Sie wies auf einen Stuhl. Ich setzte mich, und sie ließ sich mir
gegenüber nieder.
    »Worüber wollen Sie mit mir
sprechen, Lieutenant?« fragte sie mit kühler, abweisender Stimme.
    »Ich habe gestern
nacht mit Charlie Elliott gesprochen«, sagte ich. »Er war die treibende
Kraft bei diesem Erpressungsmanöver. Harry Weisman war lediglich sein
Aushängeschild.«
    »Erpressungsmanöver?« Sie hob
die Brauen. »Ich glaube, ich verstehe nicht recht.«
    »Die Fruchtbarkeitsriten des
Sonnengottes«, sagte ich. »Charlie hat mir von ihnen erzählt, und zwar alles.
Er und Weisman haben die Leute erpreßt, die daran teilnahmen. Sie wurden doch
auch erpreßt, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Nun hob ich die Brauen.
»Nicht?«
    »Nein.« Sie lächelte dünn.
»Aber ziehen Sie keine falschen Schlüsse daraus, Lieutenant. Niemand kann mich
erpressen, weil ich nichts habe, wovon ich bezahlen kann.«
    »Sie erwarten, daß ich das
glaube?«
    »Sie können es nachprüfen«,
sagte sie. »Der Prophet versorgt mich hier mit einer Bleibe. Ich habe alles,
was ich brauche.«
    »Und Sie sind damit zufrieden,
eine Hütte zu haben und die Freundin des Propheten zu sein?«
    Sie errötete. »Ja — wenn Sie sich
so ausdrücken wollen.«
    »Charlie erzählte mir, daß Sie
das Herz

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