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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das
Leichenschauhaus. Ich zweifle nicht im geringsten daran, daß ich in Bälde mit
dem größten Vergnügen eine Obduktion an Ihnen vornehmen werde.«
    »Sie haben keine Chance«, sagte
ich. »Sie sind ja schon ein alter Mann.«
    »Ich bin vierundfünfzig«, sagte
er in aufgebrachtem Ton.
    »Das habe ich doch gesagt: ein
alter Mann.«
    Murphy gab einen explosiven
Brummlaut von sich, und es schien ihm für einen Augenblick die Sprache
verschlagen zu haben. Das gab dem Sheriff eine Möglichkeit, sich wieder am
Gespräch zu beteiligen. »Was war überhaupt mit diesem Elliott los, Wheeler?«
    »Er war der stille Teilhaber in
einer Erpresserfirma«, sagte ich. »Weisman war das Aushängeschild.«
    »Glauben Sie, daß er sowohl die
Grant als auch Weisman ermordet hat?«
    »Ich glaube, daß er weder die
eine noch den anderen umgebracht hat, Sir.«
    »Wer hat es dann getan?«
    »Das weiß ich bis jetzt noch
nicht.«
    »Das wissen...« Er holte tief
Luft und sah so aus, als ob er kurz vor einer Explosion stünde.
    Ich schloß die Augen und
wartete auf diese Explosion. Sie erfolgte nicht, und so öffnete ich wieder die
Augen, um zu sehen, weshalb nicht. Lavers starrte über meine Schulter weg auf
irgendeinen Punkt und sein Gesicht war komplett verdutzt. Die Gesichter Polniks
und Murphys trugen einen ähnlichen Ausdruck.
    Ich drehte langsam den Kopf und
sah Candy unmittelbar hinter mir stehen, ein Tablett in den Händen. Sie
lächelte uns liebenswürdig zu. »Kaffee?« fragte sie freundlich.
    »Und wer ist das?« fragte
Lavers mit ehrfürchtiger Stimme. »Florence Nightingale?«

ZEHNTES KAPITEL
     
    S chließlich verließen Lavers und
seine Mannschaft die Wohnung. Vor dem Fenster draußen war ein hübscher,
freundlicher Sonntagmorgen angebrochen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und
stellte fest, daß es acht Uhr dreißig war. Candy kam aus der Küche und brachte
heiße Pfannkuchen mit Ahornsirup und Kaffee herein. Sie trug eine Strandjacke
aus Frottee, die bis oben an ihre Schenkel reichte. Sie hätte sich ebensogut an einem Strand befinden können, nur trug sie
keinen Badeanzug darunter.
    Candy stellte das Tablett auf
einen kleinen Tisch vor der Couch und setzte sich dann neben mich. »Das war
vielleicht eine Nacht«, sagte sie.
    »Kann man wohl sagen«,
pflichtete ich feierlich bei.
    Sie errötete beinahe. »Ich
meine die Sache mit diesem Charlie Elliott und diesem gräßlichen Sheriff. Ich
dachte, es würde ihm eine Ader platzen, als er mich aus der Küche kommen sah.«
    »Wer weiß, vielleicht ist ihm
eine geplatzt?« sagte ich und lud mir den Teller voll.
    »Jedenfalls«, sagte sie, »hast
du es geschafft, ihm alles richtig zu erklären. Nicht wahr?«
    »Und es hat nur zwanzig Minuten
gedauert.« Ich schauderte bei der Erinnerung. »Wenn ich ihn nicht davon
überzeugt hätte, daß du die Hauptmordverdächtige seist, hätte er mich niemals
hiergelassen.«
    »Ich bin froh, daß er es getan
hat«, sagte sie weich.
    »Ich muß dir etwas gestehen«,
sagte ich. »Ich bin normal. Ich gehöre zu den Burschen, die ganz zufrieden mit
Sex sind, so wie er ursprünglich erfunden wurde. Es gibt heute nur noch wenige
von uns, und wir reden nicht viel darüber. Wir wollen nicht, daß uns die Leute
für seltsam halten.«
    »Du bist so wundervoll
erfrischend, Al«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Du hast so gar keine
Hemmungen.«
    »Wie recht du hast«, pflichtete
ich bei.
    »Es gibt noch etwas, was ich an
dir mag. Du benimmst dich die ganze Zeit über so ausgekocht und zynisch, aber
in deinem tiefsten Innern bist du nichts anderes als ein Kreuzritter.«
    »Du meinst einen dieser
Burschen, die den Keuschheitsgürtel erfunden haben?« Ich blickte sie verdutzt
an. »Du bist wohl nicht bei Trost?«
    Es schienen keine Pfannkuchen
mehr dazusein . Ich goß mir eine weitere Tasse Kaffee
ein und zündete mir eine Zigarette an. »Ich glaube, ich sollte mich mal in
Richtung Büro aufmachen«, sagte ich.
    »Wann sehen wir uns wieder?«
fragte sie.
    » Heute nacht oder nie«, sagte ich. »Wenn ich bis heute abend keinen Mörder gefunden habe, gleichviel ob Singular oder Plural, wird mich der
Sheriff wahrscheinlich wegen Amtsanmaßung ins Gefängnis werfen.«
    »Hals- und Beinbruch, Al«,
sagte sie nüchtern.
    »Danke.« Ich trank meinen
Kaffee aus und stand auf. Dann nahm ich den Hut von der Bar und strebte der
Wohnungstür zu.
    »Al?« sagte Candy.
    »Ja?«
    »Muß die Wahrheit darüber,
weshalb wir alle erpreßt wurden — unbedingt in die

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