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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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einem Vegetarier einen Fleischteller vor.
    Auch mit der Kasse hatte ich Probleme. An meinem zweiten Tag gab mir ein Gast elf Dollar, seine Rechnung belief sich auf $ 5,78. Ich gab ihm die Ein-Dollarmünze zurück, denn zehn Dollar reichten ja, aber er bestand darauf, dass ich den Dollar nahm. Ich dachte, es wäre Trinkgeld, bedankte mich und steckte die Münze in meine Schürzentasche. Der Gast lachte und sagte, er wolle doch bloß einen Fünf-Dollarschein zurück. Ich bin feuerrot geworden, als er mir daraufhin das Wechselgeld vorrechnete und mich fragte, ob ich neu sei, wobei »neu« wie inkompetent klang.
    Aber als der erste Gehaltsscheck kam, hielt ich den Umschlag so selig in Händen wie einen Lottoschein mit sechs Richtigen. Die folgende Schicht arbeitete ich mit neuer Entschlossenheit, und nachdem ich meine Abrechnung auf Heller und Pfennig erledigt und mich vom Dienst abgemeldet hatte, ging ich zur Bank und eröffnete ein Konto, ein eigenes Konto. Dann kam das Scheckbuch mit der Post, in braunes Papier eingewickelt, wie ein Weihnachtspäckchen. Ungeduldig riss ich das Papier auf und fuhr mit den Fingern über meinen Namen, der dort in Großbuchstaben stand.
    Der neue Gast in seiner einsamen Nische liest eine Broschüre mit dem Titel Einführung in das Jugendstrafrecht . Als er mich hört, versucht er rasch, das Heft verschwinden zu lassen, als hätte ich ihn beim Lesen eines unanständigen Magazins ertappt. Er könnte Fernsehreporter sein, er wirkt so seriös. Er trägt eine Stoffhose, die unter dem Knie endet, und ein blaues, enges T-Shirt, das seine gute Figur betont. Sein Haar ist kurz geschnitten und von grauen Strähnen durchzogen, besonders an den Schläfen. Er trägt eine Sonnenbrille, und ich frage mich, wie er in dem dunkel vertäfelten Lokal überhaupt lesen kann. Er kommt mir immer bekannter vor, und ich zermartere mir das Gehirn.
    »Guten Morgen«, sage ich. »Interessiert Sie unser Frühstücksangebot?«
    »Nur Kaffee«, sagt er und weist auf die Stelle hinter der Theke, wo die Kannen warten.
    »Ach was, Sie seh’n so hungrig aus.« Ich muss ihn unbedingt dazu verleiten, länger zu bleiben, denn vielleicht fällt mir doch noch ein, wer er ist. »Das Tagesangebot sind zwei Eier nach Wahl. Also Rührei oder Spiegelei, wir pochieren keine Eier. Die Gäste aus St. John’s wollen immer Eggs Benedict, aber so einen Firlefanz machen wir hier nicht. Also, zwei Eier, als Rühr- oder Spiegelei, mit Speck oder Wurst und Toast mit Marmelade und Butter. Cheez Whiz oder Erdnussbutter kosten zehn Cent extra. Dazu gibt’s Saft und wahlweise Kaffee oder Tee.«
    »Ich möchte Kaffee.«
    »Und wie hätten Sie die Eier gerne?«
    »Ich will keine Eier. Nur Kaffee.«
    »Oh.« Ich bin enttäuscht und ausgesprochen verwirrt, denn ich hatte verstanden, dass er Kaffee statt Tee zu seinem Frühstück wollte. »Also wollen Sie das Frühstücksangebot gar nicht?«
    »Nein, kein Frühstücksangebot. Nur Kaffee bitte.« Der leicht ärgerliche Unterton in seiner Stimme kränkt mich.
    »Ich kann den Koch bitten, den Grill anzuwerfen, wenn Sie lieber Mittag essen wollen. Er macht Ihnen bestimmt einen Hamburger oder ein Truthahnsandwich. Dazu hätten wir Fritten oder Kartoffelbrei, und bei uns gibt’s die besten Fritten weit und breit, denn wir kaufen sie vor Ort, von Fred. Er sitzt übrigens da drüben an der Theke«, sage ich und weise mit dem Stift auf Fred. »Schon komisch, dass er jetzt für seine eigenen Kartoffeln zahlt, finden Sie nicht?«
    »Könnte ich bitte einfach einen Kaffee haben?« Der ärgerliche Unterton wird deutlicher.
    »Schön, dann nur einen Kaffee«, sage ich freundlich, aber mir gefällt sein Ton nicht, und deshalb muss ich ihn noch ein wenig piesacken. »Wie darf ich Ihnen den Kaffee servieren? Mit Vollmilch, zwei- oder einprozentiger Milch, entrahmter Milch, fettarmer Sahne, normaler Sahne, Kondensmilch oder laktosefreiem Kaffeeweißer? Mit Zucker, Süßstoff oder Honig?«, frage ich mit ebenso süßer Stimme.
    »Schwarz, bitte.«
    Ich nehme mir die Kaffeekanne und mustere den Mann von der Theke aus. Alles an ihm erscheint mir vertraut – sein Gesicht, die Stimme, seine Bewegungen –, und doch fällt partout nicht der Groschen, wer er ist. Ich schenke ihm ein und lächle. »Und Sie wollen ganz sicher nichts essen? Ein Muffin? Kaffeegebäck? Nicht mal Erdnüsse?« Er schenkt mir ein halbes Lächeln, schüttelt den Kopf und wendet sich wieder seiner Broschüre zu.
    »Was lesen Sie denn?«, frage

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