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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Zeitung gesetzt, in der stand, du seist an Krebs gestorben, und Clara erzählt überall, du hättest Hodenkrebs gehabt. Es gab sogar eine Gedenkfeier für dich. Sie war wundervoll, nicht zu übertrieben oder so, aber Prissy hatte schon immer Geschmack. Das weißt du ja am besten.«
    Vorbei ist es mit der Fassungslosigkeit. Howie kocht vor Wut.
    »Ich weiß nicht, was du ihr angetan hast, aber sie muss mächtig wütend auf dich sein.«
    Er schluckt, dann dreht er sich um, obwohl ich noch sein Wechselgeld in der Hand halte. Er hat es wohl vergessen, oder es ist ihm egal. Jedenfalls möchte ich jetzt nicht an Prissys Stelle sein.

Kapitel 20
    Prissy
    Seit Howie angekündigt hat, dass er kommen und Quentin holen will, habe ich einen Knoten im Magen. Ich sollte die letzten Stunden unseres Sommers genießen, Quentin im Arm halten, mit ihm lachen, ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe, wie stolz ich auf ihn bin, aber das erscheint mir angesichts seiner Verhaftung am Vortag etwas unangebracht. Ich fühle mich bei unserem gemeinsamen Frühstück, als säße ich im Todestrakt. Beim Gedanken an den bevorstehenden Tod kann man wohl kaum seine Henkersmahlzeit genießen.
    Howie hat am Vorabend angerufen und gesagt, er wolle am Morgen herkommen, nach einem Anwaltstermin. Jetzt ist es fast elf Uhr, und ich rechne jeden Moment damit, dass er Quentin meinen Armen entreißt. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich versuche, nicht auf Quentins gepackten Rucksack zu schauen, der an der Hintertür wartet.
    Charlie macht Anstalten aufzubrechen. Angeblich muss er zur Arbeit, aber er ist noch niemals morgens zur Arbeit geeilt. Er will sich nur die Abschiedsszene ersparen.
    »Halt die Ohren steif, kleiner Scheißer«, sagt er, fährt seinem Neffen durchs Haar, und weg ist er.
    Selbst Mom bleibt ungewöhnlich still. Ob es ihr, als ich mit Howie fortgezogen bin, so ergangen ist wie jetzt mir?
    »Hast du deine Zahnbürste eingesteckt?«, frage ich.
    Quentin zuckt mit den Schultern, was Ja oder Nein heißen kann, es scheint sowieso nicht wichtig. Ich will nur irgendetwas sagen, denn je länger wir schweigen, umso abgestandener wird die Luft.
    »Du solltest dir am Flughafen Kaugummis kaufen«, rate ich. »Das hilft bei der Landung.«
    Er gähnt.
    »Und, freust du dich, deine Freunde zu sehen? Sie warten bestimmt ungeduldig auf dich.« Ich lächle freundlich, doch er zuckt nur wieder mit den Schultern. Allmählich bin ich es leid, mit mir selbst zu reden.
    »Verdammt, Quentin, jetzt gib mir eine Antwort.«
    »Lass ihn in Ruhe, Prissy«, schimpft meine Mutter. »Außer dir will niemand quatschen.«
    Ich auch nicht, aber es ist besser, als um den Tisch herumzusitzen und auf das Ende der Welt zu warten.
    »Ich will doch nur wissen, dass es ihm gut gehen wird«, sage ich zu meiner Mutter, als wäre Quentin nicht anwesend.
    »Was kümmert’s dich?«, fragt Quentin. Ich bin fassungslos. Er hat tatsächlich etwas geäußert, was einen kleinen Hinweis auf seine Gefühle gibt.
    »Natürlich kümmert es mich«, sage ich sanft. »Warum nimmst du das Gegenteil an?«
    »Weil sich niemand die Mühe macht, zu fragen, was ich will.«
    Das ist allerdings wahr. Ich habe Quentin weder gefragt, ob er überhaupt nach Paradise Bay fahren, noch, ob er den Sommer mit mir verbringen wollte, noch, ob er bereit sei, wieder in Toronto bei seinem Vater zu leben. Ich habe alle Entscheidungen für ihn getroffen, gemeinsam mit Howie. Dafür gibt es gute Gründe, aber wie kann ich die Quentin erklären, ohne ihm den Eindruck zu vermitteln, dass ich ihn bevormunden will? Und bei all dem auch auf seine Gefühle Rücksicht nehmen will? Schließlich wäre es nicht fair, ihn zu zwingen, sich zwischen Vater und Mutter, die ihn beide lieben, zu entscheiden. Eine solche Last kann man einem Vierzehnjährigen nicht aufbürden, und darum versuchen wir, in seinem Sinne zu handeln.
    »Quentin, ich habe all das nur getan, weil ich dich liebe und dich schützen will.« Das klingt trotzdem nach Bevormundung, aber ich komme nicht mehr dazu, mich näher zu erklären.
    »Das ist doch Bullshit.«
    »Das ist kein Bullshit«, erwidere ich. »Ich habe nur in deinem Interesse gehandelt, auch wenn du das nicht verstehst.«
    »Genau das habe ich dir gesagt, Prissy, als du hergekommen bist«, sagt Mom zu mir. »Aber da wolltest du nicht auf mich hören.«
    Ich verstehe wirklich bis heute nicht, inwiefern die Todesanzeige und die Gedenkfeier in meinem Interesse liegen könnten. »Und wovor willst du

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