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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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hättest es mir sagen sollen.« Er klingt verärgert, weil ich ihn nicht aufgeklärt habe, dabei ist das meine Angelegenheit.
    »Du solltest mir wirklich nicht sagen, was ich zu tun habe und was nicht«, gifte ich zurück. Er ignoriert meine spitze Bemerkung.
    »Hör zu, Quentin will bis zur Anhörung hierbleiben, aber ich habe ein Hotel in St. John’s. Wir wären viel früher gekommen, leider hatte der Flug zwei Stunden Verspätung, und dann haben auch noch sämtliche Passagiere versucht, ein Auto zu mieten.« Er wendet sich zum Gehen, und ich hasse mich dafür, dass ich ihn nicht gehen lassen will. Es ist fast ein Uhr morgens, und die Fahrt nach St. John’s dauert eine gute Stunde.
    »Du kannst heute Abend auf der Couch schlafen«, biete ich an. »So dement wie sie ist, wird meine Mutter dich hier sowieso morgen früh erwarten.« Allerdings wäre es auch möglich, dass sie Howies plötzliches Erscheinen beim Aufwachen schon vergessen hat. Ich gehe nach oben und lege mich ins Bett, ohne abzuwarten, ob er bleiben oder ins Hotel fahren will.

Kapitel 31
    Prissy
    Am nächsten Morgen werde ich zum ersten Mal seit Wochen von alleine wach. Es ist beinahe halb acht. Ich gerate in Panik. Ich habe meine Mutter nicht gehört. Sonst ruft sie jeden Morgen um sechs Uhr nach mir, damit ich ihr ins Badezimmer helfe. Manchmal meldet sie sich schon um 5.55 Uhr, manchmal wartet sie bis 6.10 Uhr, aber später wird es nie.
    Ich renne barfuß die Treppe hinunter. »Mom!« Ich stürze in ihr Schlafzimmer, doch das Bett ist leer, die Laken sind ordentlich zurechtgezupft und unter die Kissen gesteckt. Ich schaue mich verwirrt um. Aus der Küche dringt Gelächter, offenbar von meiner Mutter.
    Beim Wachwerden hatte ich den Geruch kaum wahrgenommen, aber jetzt überwältigt er mich. Es duftet so einladend nach Kaffee, Schinken und Ahornsirup, als stünde ich an einem Samstagmorgen vor einem kleinen Frühstückscafé. Ich folge dem Aroma und den Stimmen in die Küche. Mom sitzt mit einer Tasse Tee in ihrem Rollstuhl am Tisch. Howie schneidet ihr einen Pfannkuchen in mundgerechte Häppchen und tropft sämigen Sirup darüber. Er spießt einen Happen auf eine Gabel, und Mom öffnet gierig den Mund. Sie lacht sogar neckisch, als ihr Sirup übers Kinn tropft, und dann wischt Howie zu meiner Erschütterung die klebrige Flüssigkeit mit einem feuchten Lappen fort. Ich stehe im Türrahmen wie eine Außenseiterin, während mein zukünftiger Exmann und meine invalide Mutter auf eine Art und Weise zusammenfinden, die ich mir niemals hätte träumen lassen.
    Als Howie mich entdeckt, lächelt er, winkt mich in die Küche und stellt einen Becher mit bitterem Kaffee an meinen Stammplatz. Ich habe in letzter Zeit fast nur noch Tee getrunken, doch als ich den Duft rieche, merke ich, wie sehr ich meinen Morgenkaffee vermisst habe. Howie macht mir einen Teller Pfannkuchen zurecht, mit einem Löffel Blaubeerkonfitüre und einem Klecks Butter darauf. Ich beobachte das Ganze mit Argwohn, aber meine Mutter stimmt ein Loblied an.
    »Der reinste Mustergatte«, sagt Mom, als Howie die Teller abräumt und in der Spüle abwäscht. Ich habe niemals erlebt, dass er spült, nicht einmal, dass er etwas in die Spülmaschine räumt.
    »Er kriegt nur Pfannkuchen hin«, wende ich ein. Wie kleinlich von mir. Trotzdem muss ich mich noch ein wenig länger über das Thema auslassen. »Den Speck verbrennt er jedes Mal, und seine Eier sind auch immer zu hart.«
    Alles hat sich über Nacht verändert. Meine Mutter wirkt überhaupt nicht mehr depressiv, sie scheint sich aus dem Abgrund der Dunkelheit befreit zu haben – und bloß, weil Howie unangekündigt erschienen ist. Auch das Lallen hat stark nachgelassen. Entweder spricht sie wirklich deutlicher, oder ich habe mich daran gewöhnt. Sie sagt etwas zu mir, aber ich achte nicht auf ihre Worte, nur auf ihr Lallen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich will es hören.
    »Prissy? Hast du das mitbekommen?« Moms Stimme klingt leise und fern.
    »Hä?«
    »Ich sagte gerade, dass Howie ein richtiger Schatz ist und du ruhig ein bisschen netter sein könntest. Die Pfannkuchen schmecken himmlisch.«
    Er hat sie mit einer Backmischung gemacht. Jeder Trottel könnte Milch und Eier hinzugeben, aber den Kommentar verkneife ich mir. Charlies Ankunft erspart mir eine Antwort. Ihn scheint Howies Anblick nicht zu überraschen. Gelassen nimmt er sich einen Stapel Pfannkuchen.
    »Na, wie geht’s?«, fragt er Howie. Muss das schön sein, wenn man

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