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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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immer furchtbar angestellt, selbst als Quentin noch klein und ganz wild darauf war, zu helfen. Draußen heult der Wind und bläst den Schnee in alle Himmelsrichtungen, selbst im Haus lässt mich der Luftzug, der durch Fenster und Ritzen dringt, schaudern. Beim Gedanken an Howie, draußen in der Kälte, auf der Leiter, überkommt mich ein kurzer Anflug von Mitgefühl. Howie ist die harten Winter von Neufundland nicht gewöhnt. Wir waren meist im Sommer hier, wenn die Luft im Vergleich zu der schwülen Hitze Torontos angenehm erfrischend ist. Howie hat bestimmt schon taube Hände und angefrorene Ohren.
    Im Innern, auf der warmen Couch, sitzt Quentin. Vor dem Fernseher, mit einer Zweiliterflasche Soda und einer zerknitterten Tüte Käse-Flips, die seine Finger ganz orange gefärbt haben. Seine Aufmerksamkeit wird von einem Wrestlingmatch gefesselt.
    »Oh Mann, das ist doch nur Show! Der hat doch gar nicht getroffen, und der fällt einfach um!«, ruft er empört und wirft die Arme in die Luft.
    »Warum steigst du nicht in deine Kampfmontur und hilfst deinem Vater mit den Lichterketten?«, schlage ich vor und lehne mich an den Türrahmen. Quentin schaut mich an, als hätte ich ihm befohlen, den Mount Everest zu besteigen.
    »Draußen ist es voll kalt«, sagt er.
    »Dann solltest du ihm erst recht helfen«, sage ich diesmal schon bestimmter. »Hol deinen Mantel, und raus zu deinem Vater. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl.«
    »Warum kümmert dich Dad überhaupt? Er hat dich doch verlassen.«
    Meine Wangen glühen vor Scham. Schlimm genug, dass Quentin recht hat, aber so etwas von seinem eigenen Kind zu hören, tut besonders weh. »Das geht dich nichts an«, fauche ich.
    »Nein, klar doch. Ich bin ja nur das Kind, das in einem zerrütteten Heim aufwachsen muss.«
    »Mal ernsthaft, Quentin, bist du nicht langsam zu alt, um die Nummer mit dem zerrütteten Heim abzuziehen? Hast du in dem Seminar denn gar nichts gelernt?«
    »Nein, das war so ein Mist, dass ich vor Langeweile fast gestorben bin. Ich wär besser in den Knast gegangen. Was für ein Haufen erbärmlicher Schwachköpfe.«
    »Ich möchte jetzt nicht diskutieren«, sage ich, weil fast jedes Gespräch mit Quentin auf eine Konfrontation hinausläuft. »Kannst du bitte rausgehen und deinem Vater helfen?«
    Quentin verdreht die Augen und seufzt, aber er verlässt sein Lager trotzdem. »Das ganze Bohei. In ein paar Wochen machst du das sowieso wieder ab«, murrt er, zieht sich die Stiefel an und schließt seinen Mantel. »Und er ist dann auch längst weg. Was für ’ne krasse Zeitverschwendung«, sagt er zu sich selbst und schlägt die Tür hinter sich zu.
    Ich schlinge frierend die Arme um mich und pflichte meinem Sohn insgeheim bei. Ich bin nicht in Weihnachtsstimmung und verstehe nicht, warum Howie so viel Wert darauf legt. Da kann er das Haus noch so schön dekorieren, im Innern sitzen trotzdem ein sich entfremdetes Paar, ein widerspenstiger Teenager und eine alte Frau, die von all dem kaum etwas mitbekommt.
    Ich werde zur Apotheke gehen und meiner Mutter ihre Medikamente holen. Ich kann es nicht ertragen, nutzlos herumzusitzen, als Zuschauerin, während sich Howie um meine Mutter und den Haushalt kümmert. Ich steige in Mantel und Stiefel und gehe nach draußen. Der Wind wirbelt mir das Haar durcheinander.
    »Wohin gehst du?«, brüllt Howie vom Dachfirst herunter.
    »Nur kurz zur Apotheke, ich hole Moms Tabletten«, rufe ich in den Wind und ärgere mich, dass ich mich verpflichtet fühle, ihm Auskunft zu geben.
    »Ich mach das für dich.« Howie klettert die Leiter herunter.
    »Echt süß«, murmelt Quentin, lässt die verknoteten Lichterketten fallen und geht wieder ins Haus.
    »Lass mich verdammt noch mal irgendwas tun«, rufe ich über den heulenden Wind hinweg. Howie zögert, dann gibt er nach.
    »Aber sei vorsichtig. Es kommt Sturm auf.«
    Ich muss lachen. Er hat niemals den Winter hier verbracht und glaubt, er könnte mir Ratschläge erteilen.
    In der Apotheke schauen mich alle sehr seltsam an. Nicht nur die anderen Kunden, auch die Angestellten. Ringsum wird geflüstert und gestikuliert. Ich glätte mir das Haar, überprüfe, ob ich ein einheitliches Paar Stiefel trage oder meinen Mantel auf links gedreht habe. Alles ist in Ordnung, doch die Tuschelei geht weiter. Erst als mich die Kassiererin hämisch anlächelt und die Schachtel Metamucil mit unnötig viel Wucht über den Scanner führt, wird mir bewusst, dass irgendetwas nicht

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