Die Witzekiste
meinen Stock mit der silbernen Krücke.«
Ein jüdischer Witz wäre ohne Pointe, wenn man das speziell Jüdische der Witzperson herausnimmt. Aber was ist das »speziell Jüdische«?
Ein Katholik, ein Protestant und ein Jude unterhalten sich über ihre Verwandtschaft.
Es brüstet sich der Protestant: »Mein Großvater war Superintendent!«
»Da habe ich mehr zu bieten« , sagt der Katholik, »mein Onkel ist Kardinal und wird mit ›Euer Eminenz‹ angeredet.«
Sagt der Jude: »Das ist schon was! Wenn meine Großtante zu Besuch kommt, dann rufen alle: Gott der Gerechte!«
Der Autor Jan Meyerowitz schrieb in seinem Buch ›Der echte jüdische Witz‹: »Die Juden haben manche Gehässigkeit aufgenommen, weil sie eine große Toleranz besaßen, die nicht würdelos, sondern warmherzig und etwas fatalistisch war.«
Von Ironie mit Witz und Würde spricht Friedrich Torberg bei dieser Witzgattung.
Freud sah in der Selbstkritik jüdischer Witze gegen jüdische Eigentümlichkeitenein »unbewusstes oder vorbewusstes Gefühl für den hohen Wert des eigenen Volkes«, einen verborgenen Nationalstolz. »Nur ein stolzer Mensch kann sich dazu herablassen, sich selbst zu verspotten«, schreibt Eike Christian Hirsch in ›Der Witzableiter‹.
David und Isaak wollen sich duellieren. Als der Morgentermin gekommen ist, schickt Isaak per Boten ein Schreiben an den Waldrand: »Lieber David, fang schon mal an mit Schießen, ich habe noch zu tun.«
Darf man mit jüdischen Namen Witze machen, Namen, die die meisten ja nicht freiwillig angenommen haben?
Wenn sie nicht antisemitisch sind, habe er damit keine Schwierigkeiten, sagt Paul Spiegel.
»Was meinen Sie zum Beispiel?«
Wir erzählen also:
Ein jüdisches Ehepaar geht in eine moderne Kunstausstellung.
Ratlos stehen sie vor einem Bild. Sie fragt: »David , ist das nuna Porträt oder a Landschaft?«
»Muss ich auch nachschauen im Katalog« , erwidert er, schaut nach und sagt: »Es ist a Porträt : Mandelbaum an der Riviera.«
»Kein Problem«, sagt unser Gastgeber. »Aber kennen Sie einen der Lieblingswitze unseres Bundespräsidenten, Johannes Rau?« Spiegel sieht schon in der Vorfreude ungemein fröhlich aus. Selbst wenn wir den Witz kennten, würden wir es jetzt nicht zugeben.
Ein Jude zeigt im Feinkostladen auf ein Stück Schinken und sagt: »Ich hätte gern diesen Fisch.«
Sagt der Verkäufer: »Das ist kein Fisch, das ist Schinken.«
Der Jude: »Wie viel kostet der Fisch?«
»Ich sage doch, das ist kein Fisch, sondern Schinken.«
»Hab ’ ich Sie gefragt, wie dieser Fisch heißt?«
Dazu fällt uns ein:
Ein Rabbiner und ein Kardinal sind zu einem offiziellen Essen eingeladen. Der Kardinal beobachtet, was der Rabbi isst. Er fragt: »Wann werden Sie endlich so tolerant sein können, dass Sie auch von diesem köstlichen Schweinebraten essen können?«
Es antwortet der Rabbi: »An Ihrem Hochzeitstag, Eminenz!«
Wir reden darüber, dass nicht alle Witze lustig sind, das Lachen bei manchen gefriert. Paul Spiegel erinnert an einen Witz aus unserem ersten Buch:
In einer Nacht schleicht ein alter Jude durch die Straßen des Warschauer Ghettos. Als er um die Ecke biegt, hinter der seine Behausung liegt, stellt sich ihm ein S S-Offizier in den Weg und sagt: »Ich werde dich jetzt erschießen.«
Während der S S-Offizier seine Pistole entsichert, fährt er fort:
»Ich gebe dir aber noch eine Chance, dein Leben zu retten. Ich habe ein Glasauge, es ist von einem richtigen Auge allerdings nicht zu unterscheiden. Wenn du herauskriegst, welches das Glasauge ist, lasse ich dich leben.«
Der Jude schaut den S S-Offizier lange an. Dann sagt er: »Es ist das rechte Auge.«
Verblüfft steckt der S S-Mann seine Pistole ein. »Richtig , Jude« , sagt er, »aber jetzt erklär mir mal, woran du das erkannt hast.« Der alte Jude zögert. Nach einer Weile sagt er: »Es blickt so menschlich.«
Auch Emigrationswitze gibt es zahllose:
Zwei Juden treffen sich in New York. Fragt der eine: »Are you happy?«
»Yes , I am happy.«
»Are you really happy?«
»Yes , I am really happy.«
»Are you really very happy?«
»Yes , I am really very happy. Nur glicklich bin ich nicht!«
Der Hausherr nickt uns zu, als hätten wir eine neue Tür geöffnet. Und so erzählen wir noch diesen:
Jakob wartet 1942 in Casablanca auf ein Visum für die USA.
»Wie sind die Aussichten?«, fragt er im amerikanischen Konsulat.
»Ziemlich schlecht. Die Quoten sind erfüllt, es gibt zur Zeit
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