Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
rumfahre, und ihr rückt sogar mit einem Chopper an, um mich festzunehmen? Du bist mir eine schöne Freundin!«
»Das eine hat doch mit dem anderen gar nichts zu tun«, redete sie beschwichtigend auf ihn ein. »Ich mag dich, das weißt du doch. Aber als Rangerin muss ich jeden gleich behandeln und darf auch bei einem … « Sie versuchte ein versöhnliches Lächeln. »… einem Prinz auf einem weißen Pferd keine Ausnahme machen. Ich muss streng nach dem Gesetz handeln und wenn das Vergehen noch so klein ist.«
Er hörte gar nicht hin. »Du benimmst dich, als wäre überhaupt nichts zwischen uns gewesen. Gibt es vielleicht einen anderen?«
»Wie kommst du denn darauf?« Julie war froh, dass man in dem Halbdunkel nicht sah, wie sie rot wurde. »Ich tue nur meine Pflicht. Und jetzt gib mir endlich den Revolver.« Sie streckte eine Hand aus. »Mach’s mir nicht so schwer, Josh. Ich kann dich nicht laufen lassen. Also gib mir den Revolver.«
»Tun Sie, was Ranger Wilson sagt!«, erklang jetzt auch Carols Stimme über dem Hubschrauberlärm. Sie hatte sich ihnen unbemerkt genähert und sprang von den Kufen. Sie hielt ebenfalls einen Revolver in der Hand. Als sie erkannte, dass keine Gefahr von Josh ausging, ließ sie ihn aber sofort sinken. »Josh! Josh Alexander!«, rief sie. »Was tun Sie denn um diese Zeit im Nationalpark?«
Josh zog seinen Revolver hinter dem Hosenbund hervor und drückte ihn Julie in die Hand. Mit wütender Miene wiederholte er, was er vor wenigen Minuten erzählt hatte. »Julie weiß ganz genau, dass ich kein Wolfskiller bin und hier nur für das Iditarod trainiere. Okay, ich hab mir keine Erlaubnis im Besucherzentrum geholt, aber deswegen muss sie sich doch nicht aufspielen und hier eine große Show abziehen? Ich hab nichts verbrochen und einen Wolf würde ich nur erschießen, wenn mir keine andere Wahl mehr bliebe.«
Carol verstaute ihre Waffe in der Anoraktasche. »Julie tut nur ihre Pflicht. Wenn sie unsere Vorschriften missachten würde, müsste ich ihr einen Verweis geben, und das kann sie sich gerade als Praktikantin nicht leisten. Sie haben kein Verbrechen begangen, aber Sie haben gegen die Regeln gehandelt und vor allem sich selbst in Gefahr gebracht. Nur wenn sich die Leute ordnungsgemäß registrieren lassen, können sie sicher sein, dass wir sie auch suchen, wenn sie einen Unfall haben oder sich verirren. Wir schreiben diese Gesetze und Vorschriften nicht zum Spaß, Josh!«
Inzwischen hatte der Hubschrauber aufgesetzt, und Ranger Erhart erschien, ebenfalls mit einer Waffe in der Hand. Als er sah, dass Carol und Julie die Situation unter Kontrolle hatten, steckte er sie wieder ein. »Sieht so aus, als hätten wir den Chopper umsonst gechartert.« Er blickte zuerst Josh und dann Julie an. »Ist das nicht Ihr Freund? Der auf der Wanderung mit war?«
»Josh Alexander«, erwiderte Josh trotzig.
Carol erklärte dem Polizeichef der Ranger die Sachlage und bat ihn mit einem Lächeln um Milde. »Ich denke, wir können es bei einer Verwarnung belassen. Ich glaube nicht, dass Josh noch einmal ohne Erlaubnis im Nationalpark trainiert. Mit den Wölfen hatte er bestimmt nichts im Sinn, stimmt’s?«
»Nur wenn sie mir an die Kehle wollen«, sagte Josh.
»Nun ja … « Erhart rang ein wenig mit sich selbst. »Normalerweise müsste ich ihm die Kosten für den Einsatz aufhalsen, und so ein Hubschrauber ist teuer, aber wir waren ja sowieso unterwegs … « Er zupfte einige Eiskörner aus seinem dichten Schnurrbart. »… und wir wollen die Sache nicht höher hängen als unbedingt notwendig. Geben Sie ihm den Revolver, Ranger Wilson.«
Sie reichte Josh die Waffe und er nahm sie, ohne Julie dabei anzusehen. Carol nickte zufrieden, als Josh den Revolver in einer seiner Anoraktaschen verschwinden ließ. »Und jetzt fahren Sie bitte nach Fairbanks zurück. In den White Mountains gibt es genug Trails, auf denen Sie trainieren können. Sie können froh sein, dass Ranger Erhart es mit einer Ermahnung bewenden lässt. Normalerweise springt er anders mit Gesetzesbrechern um.«
»Beim nächsten Mal kommen Sie nicht so billig davon«, sagte Erhart.
Josh stellte seinen Schlitten auf und beruhigte seine Huskys, die beim Anblick der beiden anderen Gespanne bereits unruhig geworden waren. Bandit, sein Leithund, blickte ihn vorwurfsvoll an. Er fühlte sich wohl vernachlässigt. Als Josh merkte, dass Julie ihm gefolgt war, sagte er leise: »Tut mir leid, Julie.«
»Mir auch, Josh.«
»Du bist mir nicht mehr
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