Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
erreichte Julie den Highway. Ein Großteil der Wolken hatte sich inzwischen verzogen und der helle Streifen am östlichen Horizont war breiter geworden. Der Wind hatte etwas aufgefrischt. Über den Highway wehten hauchdünne Schneeschleier und glitzerten im schwachen Sonnenlicht.
Sie blieb im Schutz des dunklen Waldrandes stehen und suchte die Gegend nach Brian ab. An der Tankstelle hielt ein Geländewagen und ein Mann im dicken Wintermantel wartete ungeduldig darauf, dass sich der Tank seines Wagens füllte. Weiter südlich heulte der Motor eines Snowmobils auf. Ein junger Mann, der durch den Tiefschnee am Straßenrand fuhr und in einer dunklen Seitenstraße verschwand. Brian Baldwin war nirgendwo zu sehen.
Ungefähr zehn Minuten blieb sie am Waldrand stehen. Brian blieb verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Enttäuscht kehrte sie zum Streifenwagen zurück. Sie schaffte es gerade noch einzusteigen, bevor Josh und der Trooper zurückkehrten. »Und jetzt lassen Sie uns gefälligst in Ruhe!«, hörte sie Rick Baldwin sagen. »Wir haben nichts verbrochen. Auch die State Trooper haben kein Recht, unbescholtene Bürger zu drangsalieren!«
Josh und der Trooper stiegen ein und sie fuhren zum Highway hinunter. Als Julie mit der Wahrheit herausrückte und erzählte, dass sie den jungen Baldwin mit zwei Gewehren gesehen hatte und ihm gefolgt war, trat Corwin so fest auf die Bremse, dass der Wagen ins Schleudern geriet. Er hielt am Straßenrand und drehte sich zu ihr um. »Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen im Wagen bleiben. Oder haben Sie vergessen, wie gefährlich Brian sein kann?«
»Was sollte ich denn machen?«, wehrte sie sich. »Ihn laufen lassen? Ich habe aufgepasst und einen großen Abstand gehalten. Deswegen habe ich ihn ja verloren. Keine Ahnung, wohin er mit den Gewehren ist. Er wird doch nicht so dumm sein und jetzt auf Wolfsjagd gehen? Er kann sich doch denken, dass wir nach ihm suchen, wenn er nicht zu Hause bei seinem Dad war.«
»Er wollte die Gewehre in Sicherheit bringen«, erwiderte der Trooper. »In der Ballistik könnten sie die im Park abgeschossenen Kugeln mit denen aus dem Gewehr vergleichen und herausfinden, dass einer der Baldwins den alten Wolf getötet hat. Er hat wohl vergessen, dass ich einen Durchsuchungsbefehl brauche, um im Haus nach den Gewehren zu suchen.«
»Er wollte wahrscheinlich auf Nummer sicher gehen«, sagte Josh.
»Wir kriegen ihn«, versprach Corwin. Er schien nicht mehr böse auf Julie zu sein und fuhr langsam weiter. Er blickte in den Innenspiegel. »Sobald ich Sie abgeliefert habe, suche ich die ganze Gegend nach Brian ab. Und glauben Sie mir, ich bekomme schon heraus, was er mit den Gewehren gemacht hat.«
»Hoffentlich«, flüsterte Julie.
15
»Schlechte Nachrichten«, sagte Ranger Erhart, als Julie und Carol ihn am nächsten Morgen vor der Werkstatt des Nationalparks trafen. Sein Geländewagen hatte neue Reifen bekommen. »Die Trooper sind mit einem Durchsuchungsbefehl zu den Baldwins und haben ihre Gewehre beschlagnahmt. Aus keiner der Waffen wurde die tödliche Kugel auf den alten Barney gefeuert.«
»Dann haben sie sich neue Gewehre zugelegt«, erwiderte Julie. »Ich habe doch gesehen, wie Brian mit ihren eigenen Gewehren zum Highway gelaufen ist. Leider habe ich ihn aus den Augen verloren, aber ich gehe jede Wette ein, dass er sie bei Freunden versteckt hat … oder er hat sie gegen neue eingetauscht.«
»Das glauben die Trooper auch.« Erharts Miene entspannte sich. »Das erinnert mich an ›Winchester 73 ‹… den Western mit James Stewart. Da wanderte das berühmte Gewehr von einem zum anderen, und am Ende wusste niemand mehr, wer es eigentlich hatte. Aber die Trooper werden die Gewehre der Baldwins finden, da bin ich sicher. Zu viele Freunde werden sie nicht haben.«
»Und in der Zwischenzeit morden sie einfach weiter.«
Ranger Erhart nickte dem jungen Mechaniker zu, der seinen Geländewagen aus der Werkstatt gefahren hatte. »Ich habe alle Leute draußen. Sie fahren alle Straßen und Trails ab, die ein Geländewagen meistern kann, und einige sind sogar auf Schneeschuhen unterwegs. Ich ziehe auch gleich wieder los.«
»Wir unterstützen euch«, versprach ihm Carol. »Ich habe bereits mit dem Super gesprochen. Julie und ich suchen das Hinterland nach verdächtigen Spuren ab. Mit den Hundeschlitten kommen wir in Gegenden, die du selbst mit deinen neuen Reifen nicht erreichen würdest. Sogar einen Hubschrauber will der Super einsetzen,
Weitere Kostenlose Bücher