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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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grollend.
    Nona duckte sich noch tiefer zu Boden, als wolle sie jetzt schon eins mit der Friedhofserde werden.
    »Ich . flehe dich an«, keuchte sie. »Laß mich . in Würde sterben. Ich bitte dich . Landru.«
    Der Vampir schwieg. Lange.
    Obgleich Nona sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte sie seinen Blick auf sich ruhen, wie sezierend erst, dann nachdenklich, und schließlich glaubte sie etwas darin zu fühlen, das ihr wie ein Hauch von Wärme schien.
    »Geh«, sagte Landru endlich, und seine Stimme klang rauh, belegt. »Geh und stirb.«
    Noch einmal sah Nona zu ihm auf, so eindringlich es ihr in ihrem Schmerz noch möglich war, doch sie wartete vergebens auf ein Zeichen des Erkennens oder eine sonstige Regung. Dann stemmte sie ihren geschundenen, tödlich verwundeten Leib auf und schleppte sich fort.
    Ins Dunkel des Friedhofs, der auch ihre letzte Ruhestätte werden sollte.
    *
    Der Beobachter im Astwerk des Baumes lächelte, wenn auch nicht vollends befriedigt. Daß der Vampir sein Opfer, wenn auch zu Tode verwundet, ziehen ließ, enttäuschte ihn, ein klein wenig zumindest.
    Andererseits - der Vampir war trotz seiner Stärke nicht er selbst, war weit entfernt von seinem einstigen Wesen und der Macht und kompromißlosen Härte, die ihn ausgezeichnet hatten.
    Der Beobachter war willens, dies zu ändern. Sofern der Vampir bereit war, den Preis dafür zu zahlen. Aber er würde es sein, dessen war sich der heimliche Zeuge des Kampfes gewiß.
    Landru wiederzufinden, war dem Beobachter ein Leichtes gewesen. Ihre früheren Begegnungen hatten ihm die Witterung des anderen gleichsam eingepflanzt, und so würde er immer imstande sein, ihn ausfindig zu machen, wo er sich auch verkriechen mochte. Der Vampir würde seinem Herrn nicht entkommen; niemand hatte das je geschafft, wenn der Pakt erst besiegelt war ...
    Und nun war es an der Zeit, diesen Pakt anzubieten.
    Der Beobachter verließ sein Versteck. Wie ein flüssiger Schatten glitt er durchs Geäst hinab, lautlos zwar, aber wo seine Substanz den Baum berührte, verdorrten die Säfte darin, erstarb das pflanzliche Leben.
    Drunten dann erstarrte die zähe Schwärze wieder und nahm Gestalt an.
    *
    Noch lange nachdem die Nacht die Wölfin verschluckt hatte, starrte Hector Landers in ihre Richtung. Eine Zeit lang vernahm er noch ihre schleppenden Schritte, ihren rasselnden Atem, stieg ihm noch der Duft ihres Blutes in die Nase. Dann verging auch all das, und er wähnte sich allein; einsam und verlassen wie zuvor.
    Das Pochen, das seine Muskeln hatte schwellen lassen, verebbte. Das peitschende Tosen seiner entfesselten Kraft versiegte und glich sich schließlich wieder dem trägen Fluß seines kalten Blutes an.
    Warum er die Wolfsfrau letztlich hatte ziehen lassen, war ihm selbst nicht vollends klar. Tief in seinem Inneren regten sich Zweifel. War es richtig gewesen, dem Impuls nachzugeben und so unbarmherzig gegen die seltsame Fremde vorzugehen? Hätte er ihr nicht die Chance einräumen sollen, ihm mitzuteilen, was sie angeblich wußte?
    Landers schloß die Augen, atmete tief durch, konzentrierte seine Kraft darauf, die Zweifel noch im Keim zu ersticken.
    Die Situation irritierte, ja beunruhigte ihn. Weil er letztlich noch immer viel zu wenig um die wahre Lage der Dinge wußte.
    Vielleicht, überlegte er, sollte ich der Wölfin folgen. Ich muß sie finden, ehe sie stirbt. Im Angesicht des Todes wird sie mich weder täuschen noch belügen ...
    Schon setzte Hector Landers den ersten Schritt, doch inmitten der Bewegung erstarrte er.
    Schwärze rann zäh vor ihm aus der Höhe herab. Formte und festigte sich zu einer Gestalt - »Wohin so eilig?« fragte der Knabe lächelnd.
    *
    »Wo ...?« setzte Hector Landers an. »Wie kommst du hierher?«
    Er sah zweifelnd in die Höhe, wo nur Dunkelheit zwischen dem Geäst nistete. Dann wandte er sich wieder dem schlanken Jungen zu, den er - irgendwoher zu kennen glaubte.
    Und doch auch nicht.
    Er ähnelte einem Knaben, der ihn vor Wochen in seiner Zelle im Monte Cargano aufgesucht hatte, kurz nachdem er aus jenem todesähnlichen Schlaf erwacht war, der ihm seine Erinnerungen genommen hatte. Jener Junge, der ihn mit allerlei diffusen Andeutungen genarrt hatte, mochte elf, allenfalls zwölf Jahre alt gewesen sein - - diesen hier indes schätzte er auf fünfzehn, vielleicht sechzehn Jahre. Dennoch war die Ähnlichkeit unverkennbar. Handelte es sich um Brüder?
    Es schien, als könne der Knabe in Landers' Gedanken lesen wie in einem offenen

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