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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Stretto dahin, bei dem jede Antwort erfolgte, bevor die Frage beendet war, jedoch als Krebskanon . Von den letzten Tagen, die ich in diesem Haus verbrachte, sind mir nur noch Bildfetzen ohne Zusammenhang und Sinn geblieben, konfus, aber auch von der unerbittlichen Logik des Traums beseelt, in dem das Verlangen selbst sprach oder vielmehr hässlich quakte. Ich schlief jetzt jede Nacht in ihrem geruchlosen Bett, streckte, auf dem Bauch liegend, alle Glieder weit von mir oder rollte mich, auf der Seite liegend, zusammen, den Kopf frei von jedem Gedanken. Es war in diesem Bett nichts geblieben, was an sie erinnerte, noch nicht einmal ein Haar, ich hatte das Laken entfernt, um die Matratze zu untersuchen, in der Hoffnung, wenigstens einen Blutfleck zu entdecken, doch die Matratze war genauso sauber wie das Bettzeug. Daraufhin machte ich mich daran, es selbst zu beflecken, auf dem Bett hingekauert und die Beine weit gespreizt, den imaginierten Körper meiner Schwester wie offen unter mir, ihr Kopf leicht zur Seite gewandt und das Haar zurückgestrichen, sodassihr kleines, zierlich geformtes Ohr, das ich so liebte, freilag, und danach sank ich in meinem Schleim zusammen und schlief, den Bauch noch klebrig, augenblicklich ein. Ich wollte dieses Bett besitzen, doch es besaß mich und ließ mich nicht mehr los. Alle möglichen Schimären nisteten sich in meinem Schlaf ein, ich versuchte, sie zu verjagen, weil ich nur meine Schwester darin haben wollte, aber sie waren hartnäckig, sie kamen durch die Stellen wieder zurück, an denen ich am wenigsten darauf gefasst war, wie die verwilderten, schamlosen Mädchen von Stalingrad, ich öffnete die Augen, und eine von ihnen hatte sich eng an mich geschmiegt, sie wandte mir den Rücken zu und presste den Hintern gegen meinen Bauch, mein Schwanz drang ein, und sie blieb so, sich ganz langsam bewegend, und hinterher behielt sie mich in ihrem Arsch, so schliefen wir ein, ineinander verkeilt. Und als wir erwachten, fuhr sie mit der Hand zwischen ihre Schenkel und rieb mir den Sack, fast schmerzhaft, und wieder wurde ich in ihr hart, eine Hand auf dem Knochen ihrer angespannten Hüfte, und ich drehte sie auf den Bauch und fing wieder an, während sie ihre kleinen Hände in das Laken verkrallte und sich stumm bewegte. Sie gab mich nicht mehr frei. Doch dann regte sich ein anderes Gefühl in mir, unerwartet, ein Gefühl der Süße und Bestürzung. Ja, jetzt erinnere ich mich, sie war blond, voller Süße und Bestürzung. Ich weiß nicht, wie weit die Dinge zwischen uns gingen. Das andere Bild, das des Mädchens, das mit dem Schwanz ihres Liebhabers im Arsch schläft, hat nichts mit ihr zu tun. Das war sicher nicht Helene, denn ich hatte diese unklare Vorstellung, dass ihr Vater Polizist war, ein hohes Tier, der die Wahl seiner Tochter missbilligte und mir feindlich gesinnt war, und dann war meine Hand bei Helene auch nie höher als bis zu ihrem Knie gelangt, was hier wohl nicht der Fall war. Diese blonde junge Frau beanspruchte ebenfalls einen Platz in diesem mächtigen Bett, einen Platz, der ihr nicht zustand. Das machte mir großeSorge. Aber schließlich gelang es mir, sie alle mit Brachialgewalt zurückzustoßen, zumindest gegen die gedrechselten Pfosten des Baldachinbetts, und meine Schwester an der Hand zurückzuführen und sie in die Mitte des Bettes zu legen, wo ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf sie schob, meinen nackten Bauch auf der Narbe, die der Länge nach über ihren lief, ich schlug gegen sie, vergeblich und mit wachsender Wut, und plötzlich tat sich eine große Öffnung auf, als wäre mein Körper seinerseits von der Klinge eines Chirurgen aufgeschlitzt worden, meine Gedärme ergossen sich über sie, unter mir öffnete sich das Kinderportal ganz von allein und nahm alles auf, ich lag auf ihr, wie man im Schnee liegt, aber ich war noch bekleidet, ich streifte meine Haut ab, überließ meine nackten Knochen der Umarmung dieses kalten weißen Schnees, der ihr Körper war, und er schloss sich über mir.
    Ein Strahl der untergehenden Sonne kam unter den Wolken hervor und fiel auf die Wand des Schlafzimmers, den Sekretär, die Schrankseite, das Fußende des Bettes. Ich stand auf, um zu pinkeln, und ging dann in die Küche hinunter. Alles war still. Ich schnitt mir einige Stücke von einem schönen grauen Landbrot ab, strich Butter darauf und belegte sie mit dicken Schinkenscheiben. Außerdem fand ich saure Gurken, eine Schüssel Leberwurst, hart gekochte Eier und stellte alles

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