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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Demütigung, auf die eine oder andere Art und Weise, verließ mich nicht mehr, das Gefühl der irrwitzigenVergeblichkeit meines Tuns, aber diese Demütigung und Vergeblichkeit waren mir auch zu Diensten, und ich machte sie mir mit böser, grenzenloser Lust zunutze.
    Diese zerrissenen Gedanken, dieses verzweifelte Ausschöpfen der Möglichkeiten waren an die Stelle der Zeit getreten. Die Sonnenauf- und -untergänge lieferten nur noch den Rhythmus, wie der Hunger oder der Durst oder meine natürlichen Bedürfnisse, wie der Schlaf, in den ich jederzeit sinken konnte und in dem ich wieder zu Kräften kam, um mich erneut dem Elend meines Körpers auszuliefern. Manchmal zog ich mir etwas an und lief draußen umher. Es war fast warm, die unbestellten Äcker auf der anderen Seite der Drage waren schwer und fett, ihr lockerer Boden blieb an meinen Schuhen kleben und zwang mich, um sie herumzugehen. Bei diesen Wanderungen sah ich niemanden. Im Wald genügte ein Windhauch, um mich aus der Fassung zu bringen, ich ließ meine Hose herunter, zog das Hemd hoch und legte mich auf die harte, kalte und mit Nadeln bedeckte Erde, die mir in den Hintern pikten. In dem dichten Unterholz hinter der Dragebrücke zog ich mich bis auf die Schuhe nackt aus und begann, wie als kleiner Junge, zwischen dem Astwerk hindurchzulaufen, das mir die Haut aufkratzte. An einem Baum machte ich schließlich Halt, drehte mich um, umfasste mit beiden Händen hinter mir den Stamm und rieb langsam meinen After an der Rinde. Doch das befriedigte mich nicht. Eines Tages fand ich einen quer liegenden Baum, den ein Sturm umgerissen hatte, oben auf dem Stamm war ein Ast abgebrochen, mit einem Messer verkürzte ich ihn, entfernte die Rinde und glättete das Holz, wobei ich das Ende sorgfältig abrundete. Dann befeuchtete ich ihn reichlich mit Speichel, setzte mich rittlings auf den Stamm und nahm diesen Ast, mich mit beiden Händen abstützend, langsam bis zum Heft in mir auf. Es bereitete mir grenzenlose Lust, und die ganze Zeit stellte ich mir mit geschlossenen Augenund ohne an meinen Schwanz zu denken vor, dass meine Schwester das Gleiche tat, dass sie es vor meinen Augen wie eine liebestolle Dryade mit den Bäumen ihres Waldes trieb, es mit ihrer Vagina und ihrem After machte und sich eine Lust verschaffte, die unendlich beängstigender war als die meine. Ich kam mit langen, wilden Zuckungen, riss mich von dem beschmutzten Zweig los, fiel zur Seite und nach hinten auf einen morschen Ast, der mir den Rücken tief aufriss, eine rohe, herrlich schmerzende Wunde, auf der ich einige Augenblicke mit dem ganzen Gewicht meines fast besinnungslosen Körpers liegen blieb. Schließlich rollte ich zur Seite, ungehindert strömte das Blut aus ihr, totes Laub und Fichtennadeln klebten an meinen Fingern, ich erhob mich, meine Beine zitterten vor Lust, und begann unter den Bäumen zu rennen. Etwas weiter wurde der Wald feucht, ein feiner Schlamm nässte die Erde, Moospolster bedeckten die trockeneren Stellen, ich rutschte im Schlamm aus und fiel keuchend auf die Seite. Der Schrei eines Bussards ertönte im Unterholz. Ich stand auf und ging zur Drage hinunter, zog meine Schuhe aus, tauchte in das eisige Wasser ein, das mir den Atem nahm, und wusch mir den Schmutz und das Blut ab, das immer noch floss und sich beim Auftauchen mit dem kalten Wasser vermischte, das mir den Rücken herunterrann. Wieder trocken, fühlte ich mich erfrischt, die Luft fühlte sich warm und angenehm auf meiner Haut an. Gerne hätte ich Zweige geschnitten, mir eine Hütte gebaut und sie mit Moos ausgepolstert, um dort die Nacht zu verbringen, nackt; aber es war noch zu kalt, und es war keine Isolde da, die sie mit mir geteilt, und kein Marke, der uns aus der Burg vertrieben hätte. Also versuchte ich, mich in dem Wald zu verlaufen, zunächst mit kindlicher Freude, dann fast mit Verzweiflung, weil es unmöglich war, stets stieß ich auf einen Weg oder ein Feld, alle Wege führten mich zu vertrauten Landmarken, egal, welche Richtung ich einschlug.
    Von der Außenwelt hatte ich nicht mehr die geringste Vorstellung, ich wusste nicht, was dort geschah. Es gab kein Radio, niemand kam. Zerstreut begriff ich, dass im Süden, während ich im bitteren Irrsinn meiner Vergeblichkeiten umherirrte, viele Menschen ihr Leben verloren, wie schon so viele andere es verloren hatten, aber das war mir egal. Ich hätte nicht sagen können, ob die Russen noch zwanzig oder hundert Kilometer entfernt waren, es kümmerte mich

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