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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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drückte mich wieder auf den Rücken und führte, immer noch niedergehockt, sich mit einer Hand auf meiner Brust abstützend, mit der anderen meinen Schwanz so, dass sie sich aufspießen konnte. »So«, wiederholte sie, »so.« Ruckweise bewegte sie sich von vorn nach hinten, die Augen geschlossen, ich betrachtete ihren Körper, ich suchte ihren kleinen flachen Körper von einst unter den Brüsten und Rundungen ihrer Hüften, benommen, wie betäubt. Der kurze trockene Orgasmus, fast ohne Erguss, zerriss mich wie ein Fischmesser, sie ritt mich weiter, ihre Vulva offen wie eine Muschel, verlängert durch die lange gerade Narbe, die ihren Bauch teilte, und das Ganze bildete jetzt einen langen Spalt, den mein Geschlecht bis zum Bauchnabel öffnete.
    In der Nacht schneite es, aber ich irrte noch immer durch diesen grenzenlosen Raum, in dem meine Gedanken unumschränkt herrschten, die Formen mit absoluter Freiheit bildeten und auflösten, einer Freiheit, die trotzdem an die Grenzen der Körper stieß, meiner real, materiell, und ihrer imaginiert und deshalb unerschöpflich, ein ruheloses Kommen und Gehen, das mich jedes Mal leerer, fiebernder, verzweifelter zurückließ. Nackt auf dem Bett sitzend, ermattet, trank ich Obstler, rauchte und ließ meinen Blick wandern, vom Draußen – meinen geröteten Knien, meinen langen geäderten Händen, meinem geschrumpelten Geschlecht unterhalb meines leicht vorgewölbten Bauchs – wieder ins Innere, wo er über ihren schlafenden Körper wanderte, der auf dem Bauch lag, den Kopf mir zugewandt, die Beine ausgestreckt, wie ein kleines Mädchen. Ich strich ihr behutsam das Haar zur Seite und legte ihren Nacken frei, ihren schönen kräftigen Nacken, und dann kehrten meine Gedanken, wie an jenem Nachmittag, zum Hals unserer erdrosselten Mutter zurück, die uns gemeinsam in ihrem Bauch getragen hatte, ich liebkoste den Nacken meiner Schwester und versuchte mir ernsthaft und konzentriert vorzustellen, dass ich meinerMutter den Hals zudrückte, aber es war unmöglich, das Bild stellte sich nicht ein, ich fand keine Spur eines solchen Bildes, hartnäckig weigerte es sich, in den Spiegel zu treten, den ich in mir betrachtete, der keine Bilder zurückwarf, dieser Spiegel blieb leer, selbst als ich beide Hände unter das Haar meiner Schwester legte und mir sagte: Oh, meine Hände um den Nacken meiner Schwester. Oh, meine Hände um den Hals meiner Mutter. Nichts, gar nichts. Von Schauern geschüttelt, rollte ich mich mit angezogenen Beinen am Fußende des Bettes zusammen. Nach einer langen Zeit öffnete ich die Augen. Sie ruhte, lang ausgestreckt, eine Hand auf dem Bauch, die Beine gespreizt. Ihre Vulva vor meinem Gesicht. Die kleinen Schamlippen ragten leicht über das bleiche gewölbte Fleisch hinaus. Dieses Geschlecht schaute mich an, belauerte mich wie ein Gorgonenkopf, wie ein unbeweglicher Zyklop, dessen einziges Auge niemals blinzelt. Ganz allmählich durchdrang mich dieser stumme Blick bis ins Mark. Mein Atem beschleunigte sich, und ich streckte die Hand aus, um es zu verdecken: Ich sah es nicht mehr, doch es erblickte mich immer noch und entblößte mich (obwohl ich bereits nackt war). Wenn ich nur noch eine Erektion bekäme, dachte ich, könnte ich mich meines Schwanzes bedienen wie eines im Feuer gehärteten Pfahls, um diesen Polyphem zu blenden, der mich zum Niemand machte. Aber mein Schwanz regte sich nicht, ich war wie versteinert. Ich streckte meinen Arm aus und stieß meinen Mittelfinger in dieses Riesenauge. Die Hüften bewegten sich etwas, das war alles. Statt es ausgestochen zu haben, hatte ich es vielmehr geöffnet und dem Auge, das sich dahinter verbarg, den Blick frei gegeben. Da kam ich auf eine Idee: Ich zog meinen Finger zurück und stieß, mich mit den Unterarmen kräftig nach vorn ziehend, mit der Stirn gegen diese Vulva, wobei ich meine Narbe gegen das Loch drückte. Jetzt war ich es, der ins Innere blickte, die Tiefen dieses Körpers mit meinem strahlenden dritten Augeerforschte, während ihr eines Auge seinen Strahl auf mich richtete und wir uns auf diese Weise gegenseitig blendeten: Ohne mich zu bewegen, kam ich in einem ungeheuren Erguss weißen Lichts, während sie schrie: »Was tust du, was tust du?«, und ich lachte aus vollem Hals, das Sperma spritzte mir noch immer in großen Fontänen aus dem Schwanz, aufjubelnd biss ich ihr hemmungslos in die Vulva, um sie auszuschlürfen, und meine Augen öffneten sich endlich, wurden klar und sahen alles.
    Am Morgen hatte

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