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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Trüffeln wühlt, sie dann auf den Bauch zu drehen, mit beiden Händen ihre Hinterbacken auseinanderzuziehen, um die blaurote Rosette ihres Afters betrachten zu können, die gemächlich blinzelt wie ein Auge, meine Nase darüberzuhalten und zu inhalieren. Und ich träumte im Schlaf davon, mein Gesicht in die gekräuselten Haare ihrer Achselhöhle zu stecken und das Gewicht ihrer Brust auf meiner Wange zu spüren, meine Beine um eines ihrer Beine geschlungen, meine Hand leicht auf ihrer Schulter ruhend. Und wenn mich dieser Körper unter mir beim Erwachen vollkommen in sich aufgenommen hätte, hätte sie mich mit ihrem unbestimmten Lächeln betrachtet, wieder die Beine gespreizt und mich in sich gewiegt, in dem langsamen, unterirdischen Rhythmus einer alten Messe von Josquin, und wir hätten uns langsam vom Ufer entfernt, von unseren Körpern getragen wie von einem warmen, stillen, salzigen Meer, und ihre Stimme hätte an meinem Ohr geflüstert, klar und deutlich: »Gott hat mich für die Liebe geschaffen.«
    Es begann wieder kalt zu werden, leichter Schneefall hatte eingesetzt, Terrasse, Hof, Garten waren überpudert. Viel zu essen gab es nicht mehr, das Brot war alle, mit Käthes Mehl versuchte ich, selbst etwas zu backen, ich wusste nicht recht, wie ich es anstellen sollte, aber in einem Kochbuch fand ich ein Rezept, und so brachte ich einige Brote zustande, von denen ich, als ich sie aus dem Ofen holte, Stücke abriss und heiß verschlang, wozu ich rohe Zwiebeln aß, die meinen Atem verpesteten. Es gab auch keine Eier und Schinken mehr, aber im Keller fand ich Kisten mit kleinen grünen Äpfeln aus dem zurückliegenden Sommer, etwas mehlig, aber süß, die ich den ganzen Tag lang aß, dazu trank ich Pflaumenbrand. Der Weinkeller dagegen war unerschöpflich. Leberwurst war auch noch da, und so hatte ich zum Abendessen Leberwurst, auf dem Ofen gerösteten Speck mit Zwiebeln und die besten Weine Frankreichs. Nachts schneite es wieder in starken Böen, der Nordwind heulte düster ums Haus und klapperte an den schlecht befestigten Läden, während der Schnee gegen die Scheiben stob. An Holz herrschte kein Mangel, der Ofen im Schlafzimmer fauchte, es war angenehm in diesem Zimmer, in dem ich mich nackt in der vom Schnee erhellten Dunkelheit ausstreckte, als würde mir der Schneesturm die Haut peitschen. Am folgenden Tag schneite es immer noch, der Wind hatte sich gelegt, der Schnee fiel dicht und in dicken Flocken und bedeckte Bäume und Boden. Ein Umriss im Garten ließ mich an die Leichen denken, die im Schnee von Stalingrad lagen, ich sah sie deutlich vor mir, mit blauen Lippen, die Haut bronzefarben, mit Bartstoppeln übersät, im Tod überrascht, verdutzt, entgeistert, aber ruhig, fast friedlich, das genaue Gegenteil von Moreaus Leiche, die auf dem Teppich in ihrem Blut lag, von der Leiche meiner Mutter, mit ihrem verdrehten Nacken, auf dem Bett ausgestreckt, grausige, unerträgliche Bilder, trotz aller Anstrengungen konnte ich sie nicht aushalten, und um sie zu verjagen, stieg ich inGedanken die Stufen hoch, die zum Dachboden im Hause Moreaus führten, dorthin flüchtete ich und kauerte mich in eine Ecke, um auf meine Schwester zu warten, damit sie mich dort fände und tröstete, mich, ihren traurigen Ritter mit dem kaputten Kopf.
    An diesem Abend nahm ich ein langes heißes Bad. Ich legte erst den einen, dann den anderen Fuß auf den Rand der Badewanne und rasierte mir, den Apparat im Badewasser abspülend, sorgfältig beide Beine. Dann die Achselhöhlen. Die Klinge glitt durch die dicken, mit Rasierschaum bedeckten Haare, die in gelockten Büscheln ins schaumige Badewasser fielen. Ich stand auf, wechselte die Klinge, stellte einen Fuß auf den Rand und rasierte mir das Geschlecht. Ich ging aufmerksam zu Werke, besonders an den schwer zu erreichenden Stellen, zwischen den Beinen und Hinterbacken, trotzdem machte ich eine falsche Bewegung und schnitt mich unmittelbar hinter dem Hodensack, dort, wo die Haut besonders empfindlich ist. Drei Tropfen Blut fielen, einer nach dem anderen, in den weißen Schaum des Badewassers. Ich tupfte mir Kölnischwasser darauf, es brannte etwas, tat aber auch gut auf der Haut. Das Wasser war voller Haare und Rasierschaum, ich spülte mich mit einem Eimer kaltem Wasser ab, bekam eine Gänsehaut, meine Hoden zogen sich zusammen. Nach dem Bad betrachtete ich mich im Spiegel, und dieser entsetzlich nackte Körper erschien mir fremd, er ähnelte eher dem des Apollo mit Kithara in Paris

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