Die Wohlgesinnten
Helmen der Männer, auf den strohgedeckten Dächern. Greve zitterte wie Espenlaub, das Gewehr an der Schulter. »Er hätte das nicht tun dürfen«, wiederholte er stumpfsinnig. »Greve«, sagte ich behutsam.
Mit verstörter Miene richtete Greve sein Gewehr auf mich. Ganz langsam nahm ich die Hände auseinander, ohne einen Ton zu sagen. Greve schwenkte den Lauf wieder auf den Scharführer. Zwei der Männer legten ihrerseits auf Greve an. Greve hielt die Waffe weiterhin auf den Scharführer gerichtet. Die Männer konnten ihn erschießen, doch höchstwahrscheinlich hätte er den Scharführer noch getötet. »Hören Sie, Greve«, sagte der Scharführer ruhig, »da haben Sie wirklich Mist gebaut. Ott war ein Dreckskerl, gewiss, aber damit haben Sie sich tief in die Scheiße geritten.« – »Greve«, sagte ich. »Nehmen Sie die Waffe herunter. Sonst müssen wir Sie erschießen. Wenn Sie vernünftig sind, sage ich zu Ihren Gunsten aus.« – »Ich bin so oder so im Arsch«, sagte Greve, immer noch auf den Scharführer zielend. »Wenn ihr schießt, verreck ich nicht allein.« Jetzt richtete er das Gewehr wieder aus nächster Nähe auf mich. Der Regen tropfte vom Lauf, direkt vor meinen Augen, lief mir über das Gesicht. »Hauptsturmführer«, fragte mich der Scharführer, »sind Sie damit einverstanden, dass ich das auf meine Weise regle? Um weitere Scherereien zu vermeiden.« Ich nickte. Der Scharführerwandte sich an Greve. »Hören Sie, Greve. Ich gebe Ihnen fünf Minuten Vorsprung. Danach kommen wir.« Greve zögerte. Dann senkte er die Waffe und stürzte in Richtung Wald davon. Wir warteten. Ich betrachtete Ott. Er lag mit dem Kopf im Wasser, nur das Gesicht schaute heraus, mit einem schwarzen Loch mitten in der Stirn. Das Blut bildete schwärzliche Spiralen im trüben Wasser. Der Regen hatte ihm das Gesicht gewaschen, klatschte in seine offenen, erstaunten Augen, füllte ihm langsam den Mund, lief die Mundwinkel hinunter. »Andersen«, sagte der Scharführer. »Nehmen Sie drei Männer und suchen Sie ihn.« – »Den werden wir nicht finden, Scharführer.« – »Geht ihn suchen!« An mich gewandt, sagte er: »Haben Sie Einwände, Hauptsturmführer?« Ich schüttelte den Kopf: »Überhaupt keine.« Weitere Männer waren zu uns getreten. Vier von ihnen, die Waffe im Hüftanschlag, brachen in Richtung Wald auf. Vier andere hoben Otts Leiche auf und trugen sie in seinem Mantel zum Lastwagen. Ich folgte ihnen mit dem Scharführer. Sie schafften ihn mit einer Rüstleiter hinauf; der Scharführer ließ sammeln. Ich wollte rauchen, aber es ging nicht, selbst unter dem Mantel nicht. In kleinen Gruppen fanden sich die Männer bei den Fahrzeugen ein. Wir warteten noch auf die vier, die der Scharführer hinter Greve hergeschickt hatte, und lauschten, ob Schüsse fielen. Ich bemerkte, dass der Starost sich vorsichtshalber verdrückt hatte, sagte aber nichts. Schließlich kamen Andersen und die anderen wieder zurück, graue Schatten, die aus dem Regen auftauchten. »Wir haben den Wald durchsucht, Scharführer. Aber nichts gefunden. Er muss sich versteckt haben.« – »Schon gut. Aufsitzen.« Der Scharführer blickte mich an: »Die Partisanen erwischen das Schwein sowieso.« – »Wie gesagt, Scharführer, ich bin mit Ihrer Entscheidung vollkommen einverstanden. Sie haben weiteres Blutvergießen verhindert, Glückwunsch.« – »Danke, Hauptsturmführer.« Wir machten uns wieder auf den Weg,Otts Leiche im Gepäck. Die Rückkehr nach Perejaslaw kostete uns noch mehr Zeit als die Hinfahrt. Bei der Ankunft begab ich mich, ohne mich umzuziehen, sofort zu Häfner, um ihn von dem Zwischenfall in Kenntnis zu setzen. Er dachte lange nach. »Glauben Sie, er wird sich den Partisanen anschließen?«, fragte er schließlich. – »Ich glaube, wenn es dort Partisanen gibt und sie ihn finden, bringen sie ihn um. Wenn nicht, wird er den Winter auf keinen Fall überleben.« – »Und wenn er versucht, im Dorf zu leben?« – »Die haben zu viel Angst, die verraten ihn. Entweder an uns oder an die Partisanen.« – »Gut.« Er überlegte erneut. »Ich erkläre ihn für fahnenflüchtig, bewaffnet und gefährlich, und das wär’s dann.« Wieder schwieg er. »Armer Ott. War ein guter Offizier.« – »Wenn Sie meine Meinung hören wollen«, erwiderte ich schroff, »so hätte man ihn schon längst in Urlaub schicken müssen. Das hätte diese Geschichte vielleicht verhindert.« – »Vermutlich haben Sie Recht.« Unter meinem Stuhl bildete sich eine
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