Die Wohltäter: Roman (German Edition)
Gesicht erkannte, sah er schnell zu Boden und merkte, wie sein Herz vor Schreck stillstand.
Monica Glimstedt, die unangenehme Inspekteurin, mit der er kürzlich während der Razzia in der Gaststätte Bekanntschaft gemacht hatte, war soeben zur Tür hereingetreten und schien blendender Laune. Ninos konnte nichts anderes tun, als stehen zu bleiben und die Katastrophe auf sich zukommen zu lassen. Es war zu spät, um in die Toilette zu flüchten. Er hob seinen Kopf langsam und in einem unnatürlichen Winkel zu ihr hoch.
Freundlich taxierte sie ihn und die chinesischen Lichter, die über seinem Kopf im Türrahmen hingen, ohne das leiseste Zeichen des Wiedererkennens in ihrem Blick. »Marie-Louise hat sich wirklich Mühe gegeben«, sagte sie stattdessen. »Wie hübsch! Durch und durch Tausendundeine Nacht!«
Ninos begann wieder zu atmen. Natürlich. Ein Schwarzhaariger wie der andere. Manchmal sollte das wohl auch zu seinem Vorteil sein.
Sie nahm ihren Mantel ab und reichte ihn ihm. Dann kicherte sie ein wenig, legte die Handflächen aufeinander und machte eine kleine Yogaverneigung. »Namaste. «
»Ich bin auch hier zu Gast«, entgegnete Ninos knapp, während er ihren Mantel an einen Haken hängte. Oder Yogalehrer? Oder Gardobiere? Oder was für einen Beruf auch immer du dir für jemanden vorstellen kannst, der südlich von Frankfurt herstammt, dachte er.
Glimmstedt fing sich schnell. »Ahhh, wie wunderbar! Das Ganze etwas zu mischen!« Sie zwinkerte ihm zu. »Sonst sind wir Mädels immer unter uns.«
Sicher, dachte Ninos und trat gleichzeitig einen Schritt zurück. Keine der Anwesenden mochte jünger als fünfundfünfzig sein. Er nickte Monica Glimstedt bedächtig zu und ging wieder in den Salon, wo mittlerweile lauwarmer Rotwein und Salzstangen in Gläsern serviert wurden.
Nachdem alle Gäste sich versammelt und schon ein wenig mit Wein aufgewärmt hatten, rief Marie-Louise den Guru an, der sich in einem Hotel in der Nähe aufhielt. Als er eintraf, hatte sie sich umgezogen. Sie trug eine Galabija aus dem Mittleren Osten und klatschte in die Hände, um für Aufmerksamkeit zu sorgen.
»Er ist hier – unser aller Perera ist hier!«
Ninos erkannte Perera sofort, als er den Raum betrat. Er gehörte zu den etwas bekannteren B-Promis in Bollywood. Jetzt aber war er »der Mann, der die ganze Welt dazu bringt, zu lachen und sich wohlzufühlen«, wie auf den Broschüren, die Marie-Louise ausgeteilt hatte, zu lesen war.
Jede der fünfzehn Damen hatte tausend Kronen gezahlt, um zu lachen. Auf diese Weise verdiente der Guru bei jeder Sitzung entsprechender Größe fünfzehntausend Kronen. Laut Informationsbroschüre hatte der Guru seine Basis in einer kleinen Hütte außerhalb von Jaipur und flog von dort in die ganze Welt hinaus, um den Leuten Wohlbefinden zu vermitteln. Ninos selbst war aus irgendeinem Grund nicht gefragt worden, einen Beitrag zu zahlen, überlegte jedoch, ob er es anbieten sollte.
Als Perera hereinkam, herrschte zunächst Stille, bis auf das unsichere Kichern einiger Damen.
»Danke, vielen Dank, dass sie alle hierhergefunden haben. Welch bezaubernd schöne, norwegische Damen, ich fühle, dass unser Zusammentreffen ertragreich sein wird«, begrüßte er sie auf Birdie-Nam-Nam-Englisch.
»Sie sind Schwedinnen«, klärte Ninos ihn auf.
Perera warf ihm einen irritierten Blick zu.
»Natürlich sind das Schwedinnen, mein lieber Freund, ich scherze «, entgegnete er schnell. » Remember, wir sind hier, um zu lachen!« Wie auf Kommando brachen alle in Gelächter aus.
Die Stimmung wurde etwas gelöster, und Perera begann umherzugehen und die Damen an der Hand zu nehmen. Er umschloss sie mit beiden Händen und streichelte dann ihre Finger, während er jeder von ihnen direkt in die Augen sah. Ninos wandte sich unauffällig den Ersten der Begrüßungskette zu, die das Ritual bereits hinter sich gebracht hatten, um den Streicheleinheiten des Gurus zu entgehen.
Nach Anweisung von Marie-Louise ließen sich die Gäste auf bunten Kissen nieder, die in einem Ring auf einem rotweißen Kasthall-Teppich angeordnet waren.
»Setz dich neben mich«, sagte Marie-Louise und deutete auf ein Kissen, das sie für Ninos reserviert hatte.
Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg, aber er ging brav zu Marie-Louise und ließ sich neben ihr nieder. Er lächelte höflich der Frau zu seiner Rechten zu und fühlte gleichzeitig Panik in sich aufsteigen. Sie lächelte zurück.
»Hahahahahahahaha«, begann Perera plötzlich
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