Die Wohltäter: Roman (German Edition)
Ninos, nachdem er fertig gelesen hatte. »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Dass wir eine Person erforscht haben. Natürlich ist nicht alles wichtig, aber man weiß nie, was man davon später einmal verwenden kann.«
Ninos überlegte im Stillen, was Lemmelstrands freikirchlicher Hintergrund mit den Ausbildern zu tun hatte, aber das würde sich vielleicht noch zeigen.
»Das Beste steht noch nicht einmal da«, fuhr Emil fort. Ninos sah auf. »Erinnerst du dich daran, dass eines deiner Dokumente eine Überweisung auf ein dänisches Girokonto enthielt? Es gehört einer von Lemmelstrands Firmen. Jedenfalls sitzt er im Vorstand einer Firma, die in Dänemark registriert ist.«
Ninos spürte eine warme Woge der Zufriedenheit in sich aufsteigen. »Was macht die Firma?«
Emil öffnete ein neues Fenster auf seinem Bildschirm. »Das weiß ich nicht genau. Es klingt nach einer Form von Exportgeschäft. Aber dorthin gehen die Überweisungen von HHH.«
Eine Frau mit kurzen, verwuschelten Haaren öffnete die Tür und steckte ihren Kopf herein. Wortlos reichte sie Emil ein Fax. Er bedankte sich und überflog das Deckblatt und die erste Seite. Dann sah er Ninos an. »Sida hat uns ein Dokument über HHH geschickt. Sie behaupten noch immer, der Bericht, den wir angefragt haben, läge ihnen nicht vor, aber sie haben uns hier eine Liste mit allen Projektanträgen geschickt, über die nächsten Monat entschieden wird.«
»Und?«
»HHH hat weitere fünfzehn Millionen Kronen für neue Aktivitäten in Afrika und im Mittleren Osten beantragt. Zusätzlich zu den fünfundzwanzig Millionen, die sie bereits erhalten. Das übersteigt das normale Entwicklungshilfebudget, weshalb die Regierung in zwei Wochen darüber entscheiden wird.«
Bei Emils letzten Worten sprang Ninos vom Sofa auf. »Wir müssen versuchen, die Verbindung zur Sekte nachzuweisen, bevor sie noch mehr Geld erhalten. Ich muss nach Dänemark.«
»Solange du das Fest heute Abend nicht verpasst«, sagte Emil.
26
Es war eine klassische Stockholmer Wohnung, oberhalb von Slussen gelegen und voller Bruno-Mathsson-Stühle, die mit Decken dekoriert waren, und Radierungen von Sven Erixson, auch »das X« genannt. In der frisch renovierten Küche und im Badezimmer strahlten gebürstetes Glas und Kalkstein aus Gotland. Ihr Ehemann war vor vielen Jahren ausgezogen, ebenso wie Marie-Louises erwachsene Tochter. Deren Zimmer mit Aussicht auf Skeppsbron war zu einem kleinen Studio für Aquarellmalerei umgestaltet worden.
Wie Ninos bereits befürchtet hatte, war Emil selbst verhindert und konnte nicht mitkommen. Seine Frau musste ein großes Projekt abschließen, und Emil musste die Kinder baden und ins Bett bringen. Ninos hatte sich entschieden, trotzdem hinzugehen, obwohl ihn die Sache mit dem Lachen skeptisch gemacht hatte. Doch in der letzten Zeit hatte er kaum ein soziales Leben geführt, und er war neugierig, wie eine Frau lebte, die bei der Zeitung arbeitete. Außerdem hatte Marie-Louise mit ihrem Lob noch einen Zahn zugelegt und ihn als den künftigen Stern am Zeitungshimmel bezeichnet.
Sie war Mitglied einer internationalen Frauengruppe, die den Guru unterstützte, wie sie stolz berichtet hatte. Eigens für diesen Abend hatte sie die eiskalt eingerichtete Wohnung mit orientalischen Kissen von Indiska aufgepeppt und alle Lampen im Wohnzimmer mit Tüchern in Dunkelrosa und Lila abgedeckt. Ihre Dekoration vermittelte die Atmosphäre eines Provinzbordells oder eines schlecht beleuchteten Kindergeburtstags.
Fünfzehn Frauen waren eingeladen, darunter auch die Kulturredakteurin, die er bereits kennengelernt hatte. Ninos begriff schnell, dass es ihm nicht nur gelungen war, als Erster einzutreffen, sondern dass er noch dazu der einzig männliche Gast war. Abgesehen vom Guru, wie Marie-Louise tröstend erklärte.
Als die anderen Gäste ankamen, wurde schnell deutlich, dass das Fest unter dem Thema Orient stand – ohne nähere Landesbeschränkung. Ninos begrüßte eine Frau im chinesischen Qipao, die in Gesellschaft einer Freundin war, die einen pakistanischen Salwar Kameez trug. Die schwedischen Damen schienen verschiedene Auffassungen darüber zu haben, wie sie sich selbst einen Hauch von Exotik verliehen. Ninos selbst trug eines von Manuels Sakkos und ein sauberes Hemd dazu und fühlte sich ziemlich gutaussehend.
Er wollte gerade die Toilette im Flur aufsuchen, als die Wohnungstür geöffnet wurde und ein weiterer Gast kam. Ninos wartete ab, um zu grüßen. Als er das
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