Die Wohltäter: Roman (German Edition)
herum, sodass sie mit dem Rücken vor ihm stand. Mit langsamen Bewegungen führte er sie mit seinen Hüften vorwärts, während er ihren Arm umschlossen hielt.
Die andere Hand legte er sanft auf ihren Bauch. Er beugte sich vorsichtig zu ihrem Nacken herab und spürte den schweren Duft süßlichen Parfüms, das zu verrinnen begann.
Zum ersten Mal war sie nicht bereit, sondern errötete von den vielen Blicken, die sie trafen, während sie sich vor Ninos drehte. Aber bereits nach wenigen Sekunden begann sie, die Anwesenheit des Publikums zu genießen. Sie legte den Kopf zurück und blitzte alle an, die zu ihr hin starrten. Sie erwiderte ihre Blicke, spannte ihre Beinmuskulatur an und senkte ihre Lider ein wenig in ihre Richtung. Sollten sie ruhig schauen. Als sie erneut bereit war, drückte sie Ninos’ Hand, der sofort verstand und wieder in ihre Richtung wirbelte.
Als das Lied in ein neues überging, standen sie vollkommen still, die Stirn gehoben, und ließen einander eine Zeit lang ihren Atem spüren.
Sie löste sich aus seinem Griff, als sie auf der gegenüberliegenden Seite des Nachtclubs einen Blick wahrnahm, der an Wahnsinn grenzte. Ninos sah sich nach der herannahenden Katastrophe um, die nach der gemeinsamen Vorführung auf sie zukommen sollte.
»Hau ab von hier, damit er dich nicht umbringt«, flüsterte Marcela mit heiserer Stimme, ohne vor Ninos zurückzuweichen. »Er arbeitet für die Behörden, also trennen sich unsere Wege hier.« Ninos nickte und schielte vorsichtig in Richtung des breitschultrigen Tänzers. Er wurde von zwei Männern festgehalten, versuchte jedoch, sich zu loszureißen und in Ninos’ Richtung zu stürmen. Der verstand, dass ihm nicht mehr viele Sekunden bleiben würden, ehe eine Messerstecherei losbrechen würde.
»Ich brauche deine Hilfe«, sagte er hastig zu Marcela. Im gleichen Satz erwähnte er das Kloster und kher.
Sie sah verwundert aus, sagte dann aber: »Ich möchte nicht wissen, auf welche Weise du glaubst, ich könne dir behilflich sein, aber ruf mich an, und ich werde zuhören.« Sie warf einen kurzen Blick auf Ninos’ Kruzifix, während sie neun Ziffern herunterleierte. Dann entschuldigte sie sich eilig und verschwand in Richtung Damentoilette.
Ninos selbst wollte so schnell wie möglich im Gewühl verschwinden. Er schoss zur Theke hinüber, wo Emil stand und ihn etwas seltsam ansah. Ninos bemerkte, dass er offenbar seine eigenen Richtlinien und die der Zeitung in Bezug auf alkoholische Getränke verletzt hatte, während der Tanz stattgefunden hatte. Ein fast geleertes Süßgetränk mit Tequila stand neben ihm auf dem Tresen, und er hielt bereits ein neues in der Hand.
»Ich habe dich beobachtet. Das war vielleicht eine Schau«, begrüßte Emil ihn und hob das Glas in Ninos’ Richtung. »Und was machen wir jetzt, was meinst du?«
»Wir verschwinden hier, und zwar sofort.«
»Aber ich habe noch einen Drink übrig«, protestierte Emil und schlürfte ein wenig aus dem Glas.
»Sofort!«, wiederholte Ninos und zeigte zu einem Ausgang, der hinter der Bar lag. Emil protestierte und versuchte noch schnell, sein Glas zu leeren, aber Ninos zog ihn am Arm weg.
»Was ist denn los?«, fragte Emil, als sie eilig die schmale Treppe hinunterliefen.
»Wir fahren morgen nach Fisher Island, hoffe ich. Es sei denn, dir fällt etwas Besseres ein.«
»Habt ihr es etwa geschafft, das alles zu besprechen?«
»Nein«, japste Ninos. »Aber ich glaube, es wird sich noch ergeben.«
Einige hundert Meter vom Nachtclub entfernt, hielten sie an einer Bar an. Ninos verbrachte nahezu die gesamte nächste halbe Stunde mit seinem Mobiltelefon vor der Tür. Es würde zwar nicht genau so funktionieren, wie er es anfangs geplant hatte, aber Marcela war ihre Eintrittskarte.
Als er in die Bar zurückkehrte, fand er Emil in derselben Haltung vor wie im Club, nun mit einem geöffneten Knopf zu viel an seinem schlottrigen, hellblauen Hemd. Außerdem hatte er den Arm um eine Frau gelegt, die etwas trug, was aussah wie ein Badeanzug mit einem angenähten Röckchen. Sie hatte unwirkliche Brüste, die waagerecht vom Körper abstanden, und schien seine Aufmerksamkeit sehr zu genießen. Hie und da stieß sie ein kurzes Glucksen und Quietschen in Richtung Emil aus, wobei ihr Gesicht seinem Ohr ziemlich nahe kam.
»Ninosch! Dassis Candy«, sagte Emil und machte eine übertrieben theatralische Geste, um ihm seine Dame vorzustellen.
»Hi«, entgegnete Ninos höflich und wandte sich Emil zu. »Wir wollten
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