Die Wohltäter: Roman (German Edition)
um ihre Bedürfnisse; und in dieser Zahl war das Hauspersonal der Bewohner noch nicht mit eingerechnet.
Auf der gesamten Insel gab es nur eine begrenzte Anzahl von Privatvillen und einige Wohnkomplexe, in denen eine kleine Wohnung rund fünfzehn Millionen Kronen kostete, hinzu kam ein jährlicher Beitrag von einer Million für die Mitgliedschaft im Club der Insel, der in Vanderbilts altem Palast untergebracht war.
Die Insel hatte außerdem einen Golfplatz und mehrere Tennisplätze, Restaurants und sogar ein altes Observatorium zu bieten. Man hatte zwei Häfen gebaut, einen für große Schiffe und einen für die im Verhältnis dazu »kleineren Boote«.
»Und ich spiele in Titanic mit«, murmelte Emil und brachte Ninos zum Kichern, wie sie dort so saßen, einige Meter unter der Wasserfläche eingeklemmt. Er hatte Emil gezwungen, eine doppelte Portion Frühstück zu nehmen, da es ungewiss war, wann sie das nächste Mal die Gelegenheit haben würden, etwas zu essen. Sicherheitshalber hatte er auch zwei Butterbrote in die Tasche seines Overalls gestopft.
Bewaffnete Wächter kontrollierten eingehend ihre schriftliche Bescheinigung von Marcela, als sie an Land gingen, und sie fanden problemlos Einlass. Marcela machte keine halben Sachen, das hatte Ninos bereits am vorausgegangenen Abend festgestellt. Sie verwaltete einen großen Haushalt auf der Insel und hatte sie ganz einfach für einen Tag angeheuert, um den Rasen zu mähen. Das war völlig legitim. Und es war vereinbart, dass sie diese Arbeit auch tatsächlich ausführten, um Marcela nicht in Schwierigkeiten zu bringen.
So kompliziert es sei, Zugang zu Fisher Island zu erhalten, so leicht sei es, sich dort frei zu bewegen, sobald man einmal dort sei, hatte Marcela ihnen versichert. Sie selbst würde nicht da sein, aber als sie den Weg zum Haus gefunden hatten, das an einen maurischen Palast erinnerte, wurden Ninos und Emil vom Hausmeister begrüßt. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, wurden sie auf zwei große Rasenmäher gesetzt, mit denen man umherfahren konnte wie mit einem kleinen Auto.
Emil gab einige säuerliche Kommentare darüber ab, dass er auf der Journalistenschule doch nichts Taugliches gelernt habe, und erklomm die Maschine. Ninos dagegen gefiel die neue Aufgabe ziemlich gut. Es war ein bisschen wie Autoscooterfahren. Sie brauchten vier Stunden, um die riesigen Grasflächen in einen annähernd akzeptablen Zustand zu bringen, und trotzdem hatte Ninos genügend Zeit gehabt, Emil mit seinem Gefährt einige Runden um ein besonders unzugängliches Buschwerk zu jagen.
Als sie ihren Auftrag vollendet hatten, folgte die nächste Etappe. Zuvor jedoch mussten sich Emil und Ninos von Chlorophyll berauscht und von der Sonne schwindelig mit ihrem aufgeweichten Butterbrot in der Garage stärken und dann ihre Overalls hinter einem Kühlaggregat verstauen. Ninos trug zerknitterte, beigefarbene Leinenhosen und ein Hemd, das er unter seinem Overall versteckt hatte. Emil war ganz in Weiß gekleidet, in einem Pikeepullover, Shorts und kreideweißen Turnschuhen.
Ninos holte sein Telefon hervor und rief beim Country Club an, dem Tennisverein der Insel. Marcela hatte ihnen versichert, dass alle Bewohner dort Mitglied waren, also würden sie genau dort anfangen. »Ich möchte gern einen Platz für Mr. Møller buchen«, sagte Ninos in respekteinflößendem Tonfall. Nach einem Moment des Schweigens erhielt er die Antwort: »Wir haben kein Mitglied mit diesem Namen.«
Er hätte darauf vorbereitet sein müssen, stattdessen aber war Ninos völlig perplex. Sollte dieser Informant sich nun ebenfalls getäuscht haben, nachdem sie sich endlich unter Schwierigkeiten Zugang zur Insel verschafft hatten? Daran wollte er noch nicht einmal denken. Die gesamte Liste der möglichen Namen konnte er auch nicht durchgehen.
»Hallo?«, drang es aus dem Hörer. Ninos riss sich zusammen und schaltete sein Gehirn wieder ein: »Ich bitte vielmals um Verzeihung. Es handelt sich natürlich um Mr. Jaeger, der für einen Gast buchen möchte.« Er kniff die Augen zusammen und hoffte mit all seiner Kraft.
Nach einigen Ewigkeitssekunden kam die Antwort: »Welche Zeit wünschen Sie?«
Mit unsicherer Stimme bat Ninos darum, die nächstmögliche Zeit zu buchen. Ihm wurde ein Platz für fünfzehn Uhr reserviert. Damit hatten sie eine ganze Stunde zur Verfügung, um dorthin zu gelangen, erklärte er Emil, nachdem er aufgelegt hatte.
Da die Golfcarts überall parkten, fanden sie nichts Ungehöriges
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