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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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Pfunde, die er zugenommen hatte. Obwohl er fror, ließ er das Fenster offen stehen, um sich wach zu halten. Er hatte keine Lust, auf die Uhr zu sehen.
    Vor einigen Tagen war er im Keller des St. Georg-Krankenhauses zur Krankengymnastik gewesen und hatte gemeinsam mit anderen Rekonvaleszenten in orangefarbenen Schwimmwesten im Becken herumgeplanscht. »Du rufst aus Flen an, sagst, du bist spät dran«, schallte ein Schlager aus den Lautsprechern, und Ninos wurde von all der hellrosa Haut überwältigt, die an ihm vorübertrieb. Das wollte er sich auf keinen Fall noch einmal antun, hatte Rask jedoch versprochen, stattdessen zur Gruppentherapie zu gehen. Auf diese Gruppenidee kam Rask nämlich immer wieder zurück. Isolation sei gefährlich, meinte der Arzt. Ninos dachte genau umgekehrt – wenn all seine Verwandten damit aufhören würden,ihn ständig anzurufen, würde ihm vielleicht ein wenig Zeit bleiben, zu überlegen, was er tun sollte.
    Während seiner Jahre als Restaurantbesitzer hatte er viele Menschen an der Bar sitzen sehen, die aufgegeben hatten. Sie hatten beschlossen, dass ihr Leben von widrigen Umständen bestimmt sei, gegen die sie nicht mehr länger ankämpfen wollten. Inzwischen gehörte er selbst zu denjenigen, die vielleicht Hilfe in Anspruch nehmen sollten, ohne zu wissen, wie man das anstellte.
    Sein Telefonat mit Adolfsson von der Polizei Norrmalm hatte ihn zusätzlich wütend gemacht. Ninos gehörte nicht zu denjenigen, die ständig freiwillig die Polizei kontaktierten. Nach seinem Besuch auf dem Containerplatz mit Matay hatte er einige unruhige Nächte verbracht und eine unbezwingbare Lust verspürt, anzurufen und den Namen der Organisation weiterzugeben, die möglicherweise kher stahl. Denn für solche Dinge war die Polizei da, hatte Ninos gedacht, als er sich bemühte, die richtige Durchwahl herauszufinden. Nachdem man ihn einige Male auf erniedrigende Weise weiterverbunden hatte, war er am Ende endlich bei Adolfssons Kollegen gelandet. Aber kaum hatte er sein Anliegen vorgebracht, sah er auch schon ein, dass es in der Schublade »Tipps, die ein besseres Schicksal verdient hätten« landen würde. Der Beamte am anderen Ende der Leitung hatte kurz zugehört, ihn dann aber wie einen Wichtigtuer unter vielen abgefertigt. »Wir prüfen das«, hatte er geduldig geantwortet. Nach dem Telefonat hatte Ninos sich dumm gefühlt. Ein betrunkener Kneipengast und ein paar grüne Container – er merkte ja selbst, wie das klang.
    Fast spürte er so etwas wie Verantwortung gegenüber dem Engländer und seiner Anschuldigung, dass jemand unter dem Deckmantel einer Wohltätigkeitsorganisation Geld stahl. Er wusste nicht, wie er das abschütteln sollte, und spürte ein tiefes Misstrauen gegenüber der Polizei, die nicht so klang, als würde sie demnächst ausrücken und in dieser Sache die Initiative übernehmen.
    Ninos schob den Aschenbecher beiseite und schlenderte in den Flur, wo er sich selbst im Ganzen betrachten konnte. Vielleicht sollte er eins nach dem anderen versuchen, dachte er mürrisch.
    Das Haar würde als Erstes an die Reihe kommen, entschied er,als er sah, wie ihm die Haarsträhnen in die Augen fielen. Erst überlegte er, Manuel anzurufen, beschloss dann aber, direkt bei ihm aufzutauchen.
     
    Im Eingangsbereich des Friseursalons in Rissne standen ein großes Regal mit Haarpflegeprodukten und ein Pferd, das zu galoppieren begann, sobald man fünf Kronen in den Münzschlitz steckte. Ein stechender Geruch von Haarfärbemittel mischte sich mit süßer Warmluft aus den Föns. Ninos ging an dem verfärbten Waschbecken vorbei, wo bereits viel graues Haar diskret übertüncht wurde und rote Mähnen ein teures Blond verpasst bekommen hatten. Dahinter befand sich der Pausenraum des Personals, aber es wurde kaum zwischen Personal und Kunden unterschieden. Hier herrschte immer Gedrängel, es lockte der permanente Zugang zu Kaffee, Zigaretten, Tratsch, Neuigkeiten und sogar die Möglichkeit, neue Jobs oder Partner zu finden.
    Ninos Bruder Luciano war der einzige Nichtraucher. In jener Hälfte des Raums, in der die Raucher saßen, hatte er einen großen Abzug installiert, der den Rauch einsaugte, ihn in Frischluft verwandelte und wieder hinausblies. Ninos hatte Luciano, der kein begnadeter Handwerker war, darauf hingewiesen, dass der Abzug etwas locker saß und auf die Raucher herabzufallen drohte. In jedem Fall aber war es auf diese Weise auszuhalten, dass sich alle im selben Raum trafen.
    Luciano war sein

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