Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)
schrammte. Billi wirbelte mit angelegtem Pfeil herum, als eine Gestalt hinter ihnen hervortrat.
Arthur zog das Templerschwert im Näherkommen aus der Scheide. Er trug sein Kettenhemd und darüber einen flickenbesetzten Ledermantel. Schneeflocken bedeckten seinen schwarzen Bart, und seine Narben waren bleicher als sonst; im frostigen, schwachen Sonnenlicht wirkten sie reinweiß. Gareth trat, die Finger an seinem Kompositbogen, neben ihn. Er sah Billis eigenen Bogen und nickte zustimmend. Er trug seinen Köcher am Gürtel: Alle Befiederungen waren aus schwarzen Adlerfedern. Der Templer war klein, aber breitschultrig dank all der Jahre, die er den schweren Bogen gespannt hatte.
»Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät«, sagte Arthur.
Mordred, der hochgewachsene, elegante Äthiopier, stand in der Nähe, die Hände ebenso eifrig wie besorgt um den Speerschaft geschlossen. Von seiner Hüfte hing ein Köcher, und er trug einen Langbogen auf dem Rücken. Er hatte sich einen Schal ums Gesicht geschlungen und seine Wollmütze tief heruntergezogen, so dass nur seine dunkelbraunen Augen zu sehen waren. Neben ihm standen Gwaine und Lance. Sie hatten überlebt, Gott sei Dank!
Gwaine hatte ordentlich etwas abbekommen; seine Stirn war sauber verbunden, und sein Mund, der gewöhnlich so schmal und grimmig war, zuckte leicht. Es mochte ein Lächeln sein, das erste, das der alte Krieger ihr je geschenkt hatte. Auf dem Rücken trug er einen Bogen und einen Köcher voller Pfeile, in den Händen hielt er eine schwere Streitaxt, und er hatte sich einen verbeulten Brustpanzer aus Stahl umgeschnallt. Ein plumpes rotes Kreuz war hoch oben auf die linke Seite gemalt. Templer bis zuletzt.
» Bonjour , Bilqis«, sagte Lance, strich sich den langen braunen Schnurrbart glatt und verneigte sich. Der Franzose hatte ein knielanges Kettenhemd aufgetrieben, älter und schwerer als Billis, und trug an der linken Hüfte ein Langschwert. Er hatte einen Schild bei sich, weiß mit einem schwarzen Querbalken. Schwarzer Balken im silbernen Feld: die Kriegsfahne der Templer. Er sah aus, als sei er geradewegs den Kreuzzügen entsprungen.
Billis Kehle war wie zugeschnürt vor Erleichterung. Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen. »Verdammt, das wurde auch Zeit!«
40
Lance küsste sie auf beide Wangen.
Billi grinste. »Ihr habt’s geschafft. Wie?«
Lance blickte überrascht drein. »Wieso hätten wir es nicht schaffen sollen?«
Mordred schüttelte ihr die Hand. »Du siehst aus, als hättest du vor, Ärger zu machen«, sagte er.
Billi lachte. Sie trug Köcher und Bogen auf dem Rücken, hatte ein gutes Kettenhemd und Säbel und Dolch am Gürtel. »Der Ärger kommt schon von selbst.«
Gwaine blieb stehen und sah auf Wassilissa hinab. »Sie ist immer noch am Leben?« Er sprach, als wäre sie nicht da. »Warum hast du sie nicht getötet?«
Billi zog Wassilissa eng an sich. »Ich habe eine Möglichkeit gefunden, Baba Jaga zu töten. Aber ich muss sie nahe heranlocken. Wenn wir Wassilissa hierbehalten, muss die alte Hexe zu uns kommen und uns damit die Chance geben, sie ein für alle Mal loszuwerden.«
»Also ist sie ein Köder?«
Wassilissa zuckte zusammen, als er es sagte. Sie stieß Billis Hand weg, trat zurück und musterte die Templer. Billi beugte sich zu ihr und sah ihr ins Gesicht.
»Wassilissa, wir sind hier, um dich zu beschützen, das schwöre ich. Aber du wirst mitspielen müssen.« Sie warf einen Blick zu ihrem Vater hinüber, aber er sah nur ausdruckslos zu. »Wenn Baba Jaga kommt, dann vernichten wir sie.«
»Und wenn ihr es nicht tut?«, fragte das Frühlingskind.
»Dann haben wir unser Bestes getan.« Billi berührte Wassilissas Wange.
Die anderen Templer hatten sich argwöhnisch um die Alte Graue geschart. Sie hatte sich noch nicht völlig verwandelt, aber ihre Haut war von Pelz bedeckt, und ihr Schädel hatte sich verlängert, um Platz für eine Schnauze und eine Reihe von Reißzähnen zu bilden. Sie achtete kaum auf sie.
Arthur schlug Billi auf die Schulter und nahm ihre Rüstung in Augenschein; dann nickte er befriedigt. »Gut gemacht«, sagte er. Er nickte Lance zu. »Mach das Auto bereit. Ich will schnell von hier weg können, wenn es sein muss.«
»Gut«, erwiderte Lance. Er nahm Wassilissas Hand und tätschelte sie. »Es ist schön, dich wiederzusehen, Wassilissa.« Dann warf er sich den Schild über die Schulter und verschwand in einer engen Straße.
Billi sah ihren Vater an und hielt ihren Pfeil hoch. »Diese
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