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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Rolle.
    Mehr als genug.
    Einer schnüffelte auf dem Hohlweg, den Billi und Iwan gerade verlassen hatten, als sie ausgerutscht waren. Seine schwarze Schnauze legte sich in Falten, und er knurrte bedrohlich, blieb aber angesichts des steilen Ufers vorsichtig.
    »Erschieß ihn«, drängte Billi.
    »Wenn er näher heran ist«, murmelte Iwan. »Das hier ist meine letzte Kugel.«
    Billi wischte sich die Hand ab und umfasste den Kukri. Sie starrte über das Eis hinweg den Wolf an.
    Ihre Blicke begegneten sich. Er stand reglos da, forderte Billi heraus anzugreifen; seine schwarzen Lefzen hoben sich und enthüllten einen scharfen Satz Reißzähne. Ein leises Lachen grollte in seiner Kehle.
    Komm schon, versuch’s doch! , schien er zu sagen.
    Iwan fluchte, während er sich über das Eis schleppte. Billi wich zurück, glitt langsam dahin, hielt das Messer erhoben und den Blick weiter auf den silbernen Wolf gerichtet.
    Die Wölfe begannen zu bellen, zu heulen und zu schnappen: Ihre Beute entzog sich ihnen langsam, und das gefiel ihnen nicht. Das Grinsen des silbernen Wolfs verflog, und er setzte eine Vorderpfote auf den matschigen Hang.
    »Beeilen wir uns, Iwan«, flüsterte Billi.
    »Warte nicht auf mich.« Aber es gelang ihm, in einen gewissen Rhythmus zu fallen, ein Aufsetzen und Gleiten, während er seine Geschwindigkeit erhöhte, nicht wirklich schnell, aber stetig. Das Eis knarrte, und Billi hörte das Tosen des Flusses darunter.
    Silber rannte den Hang hinab. Er rutschte ab, streckte einen Moment lang die Beine von sich und drehte sich langsam, unfähig, seine Bewegungen zu kontrollieren.
    Iwan schoss. Der Wolf wälzte sich auf den Bauch; die Kugel streifte ihn an der Schulter und rief ein überraschtes Winseln hervor.
    Scheiße .
    Billi packte Iwan. Mit eingehakten Armen begannen sie über den gefrorenen Fluss zu rutschen und zu schlittern; ihr Atem strömte in glitzernden Wölkchen hervor. Billi sah die Furcht in ihren Augen in Iwans gespiegelt. Die wilde Verzweiflung, das andere Ufer zu erreichen.
    Dann hörte Billi das leise Tappen von Wolfspfoten, stieß Iwan von sich und wirbelte zugleich herum.
    Silber sprang und landete auf ihr. Das Gewicht des Wolfs presste alle Luft aus ihr heraus, und sie stürzten aufs Eis. Der Aufprall rüttelte jeden Knochen in Billis Körper durch, und sie konnte nur noch der Bestie den Unterarm ins Maul rammen, als sie nach ihrer Kehle schnappte. Brennender Schmerz wallte auf, als die langen Reißzähne ihr durch den Mantelstoff hindurch ins Fleisch drangen. Billi schrie und rammte dem Wolf das Messer in die Seite; Blut sprudelte über ihre Hand, als sie die Klinge drehte. Der Wolf zerrte sie hierhin und dorthin, riss den Muskel auf und verteilte Billis Blut auf dem Mantel und dem Eis.
    »Billi!«, hörte sie, während das Eis wie ein Pistolenschuss krachte, laut und plötzlich. Der Boden neigte sich unter ihr, und eisiges Wasser bedeckte ihr Gesicht. Sie schnappte nach Luft und griff hilflos nach einem sicheren Halt, bevor ein Konzert des Berstens ertönte. Dann brach das Eis zusammen, und sie und der Wolf verschwanden in der endlosen Dunkelheit des Flusses.

31
    Die Eiseskälte zermalmt sie, zieht sich immer enger um ihre Lunge zusammen, quetscht die letzten paar Blasen hinaus, und sie sieht sie wie silberne Lebenskugeln durch die Schwärze ins schwindende Licht aufsteigen.
    Billi drehte sich, während der Fluss um sie herum schäumte, und versuchte, sich den Kiefern des Wolfs zu entwinden. Von Raffinesse konnte keine Rede mehr sein, als die beiden mit verzweifelter Wildheit gegeneinander kämpften. Billi biss die Zähne zusammen, klammerte sich ängstlich an die wenige Luft, die sie noch anhielt, und bohrte die Finger in die dicke, schleimige Schnauze, um die Kiefer von ihrem Gesicht wegzudrücken. Trotz der tosenden Dunkelheit starrten die atavistischen Augen des wilden Geschöpfs sie an. Es schüttelte sie heftig, aber Billi rammte ihr Messer tiefer hinein. Krallen schrammten über ihre Rippen, aber sie spürte sie jetzt kaum; ihr Körper war betäubt, und ihre Knochen waren zu Eiszapfen erstarrt.
    Das schwere Fell des Wolfs zog ihn nach unten, und sie begannen abzusinken. Blasen quollen stoßweise aus dem zitternden Körper der Kreatur hervor; sie wurde von krampfartigen Zuckungen heimgesucht und schlug mit den Gliedmaßen um sich, als sie von Panik übermannt wurde. Das Feuer in ihren Augen wurde schwächer. Während Billi sich nach oben strampelte, sah sie, wie der Wolf schlaff in

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