Die Wolkenkinder
Diskussion machten sich die beiden Freunde auf ihren Weg nach Canossa - dem Grafen also Beichte ablegen. Unterwegs trafen sie Lothar, der gerade eben dabei war, vom Bachlauf, an dem er sich frisch gemacht hatte, zu seinem Zelt zurückzukehren, dass er sich mit Dietbert geteilt hatte.
„ Na Jungs!“ begrüßte er sie. „So früh schon unterwegs?“
„ Ja, leider“, knurrte Randolf. „Wir müssen zum Grafen, Meldung machen!“
„ Meldung machen? Was ist denn jetzt schon wieder los?“ fragte Lothar nach, dem mittlerweile die Undiszipliniertheit des Bauernvolkes ebenfalls ziemlich auf die Nerven ging.
„ Was los ist?“ blökte Randolf verärgert. „Da haben sich heute Nacht ein paar Memmen einfach feige aus dem Staub gemacht! Das ist los!“
„ Damit habe ich eh gerechnet!“ winkte Lothar gelassen ab.
„ Du bist gut!“ entgegnete ihm Dietbert. „Das da welche abhauen würden, war schon bei der Zusammenstellung des Zuges klar, was du aber anscheinend nicht übersiehst, ist die Tatsache, dass es sich hier um den oder die Verräter gehandelt haben könnte!“
„ Muss ich zugeben.“ Lothar war jetzt nicht mehr ganz so gelassen. „Und jetzt?“
„ Wir werden alles mit dem Grafen besprechen“, antwortete Randolf.
„ Da komme ich mit!“
Der Graf war empört: „Wenn es uns gelingt, die Namen der Fahnenflüchtigen heraus zu bekommen, werde ich diese Lumpen nach Abschluss dieser Unternehmung hart bestrafen!“
„ Das wird nicht leicht!“ warf Oberst Gottfried ein, der natürlich hinzugezogen worden war. „Niemand weiß genau, wer wo sein Lager hatte und die Gruppe, die auf und davon ist, war den drum herum lagernden Männern nicht bekannt.“
„ Wo gibt’s denn so was!“ zweifelte Boos von Waldeck. „Sind doch alles Leute aus unserer Grafschaft!“
„ Das schon!“ gab Gottfried zu. „Aber Euer Land ist doch recht groß und anscheinend haben die Desertierten ihre Flucht schon gestern geplant und sich absichtlich zwischen Leuten niedergelassen, die sie nicht kannten.“
„ Schöne Sauerei das!“ fluchte der Graf.
„ Nun gut!“ übernahm Randolf das Wort. „Egal ob wir die Bande später erwischen oder nicht, wichtig ist erst einmal, welche Konsequenzen die ganze Sache hat!“
„ Richtig!“ stimmte Dietbert zu. „Wir müssen also befürchten, dass es sich bei den Desertierten um die Verräter handeln könnte. Ich schlage deshalb vor, das wir davon ausgehen, dass sie es waren, ob es stimmt oder nicht“
„ Und das heißt?“ fragte der Graf.
„ Nun“, fuhr Dietbert fort, „das wir bei unseren weiteren Planungen davon ausgehen müssen, dass die gegnerische Seite alles über uns weiß!“
„ Unter diesen Vorraussetzungen bin ich dafür, diese unglückliche Unternehmung unverzüglich Abzubrechen!“ meldete sich Lothar aus dem Hintergrund zu Wort.
„ Und dann!“ zischte ihn der Oberst an.
„ Keine Ahnung“, war Lothar kleinlaut. „Wir ziehen nach Hause und...“
„ Und geben uns vielleicht geschlagen?“ fiel ihm der Oberst ins Wort. „Nein, nein, meine Herren! So geht das nicht! Die Kerle auf der Burg würden Oberwasser bekommen und ihre Tyrannei verstärkt fortsetzen. Wir kämen als getretene Hunde nach Hause! Ohne mich!“
„ Sehr richtig, lieber Oberst!“ war Boos von Waldeck der gleichen Meinung.
„ Also gut!“ setzte Randolf erneut an. „Nehmen wir an, wir machen weiter, obwohl der Gegner unsere Pläne wahrscheinlich kennt. In diesem Falle bin ich aber dafür, dass wir schnell handeln, um den Abwehrmaßnahmen der Burgbesatzung zuvor zu kommen.“
„ Was können sie schon großartig tun?“ nahm Dietbert die Situation nicht all zu tragisch. „Wahrscheinlich wussten sie eh schon, dass wir kommen!“
„ Na ja!“ zweifelte Gottfried. „Sie könnten uns zum Beispiel Fallen stellen, also Fallgruben ausheben und der gleichen mehr. Wenn wir schnell genug zur Burg vorstoßen, haben sie für solche Abwehrmaßnahmen keine Zeit mehr!“
„ Gut, das muss ich zugegeben!“ räumte Dietbert ein. „Da ist was dran!“
„ Also“, machte der Graf der Beratung ein Ende. „Schluss jetzt mit dem Geschwätz! Wir brechen sofort auf und ziehen heute auf jeden Fall bis zur Burg!“
„ Aber die Männer sind zum Teil noch nicht marschbereit!“ machte Dietbert einen erneuten Einwand.
„ Auch egal! Dann sollen
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