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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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Räder absprangen. Das roch doch schwer nach Sabotage! Doch Beweise fand man keine, sodass man es als Zufall abtat, reparierte und endlich weiterzog.
       Man kam in die Berge, die Tiere taten sich schwerer und der Oberst ahnte bereits Böses. Und es kam wie der alte Haudegen befürchtet hatte: Man war, als die am Horizont liegenden Felswände ihr Abendglühen entfachten, wieder nur ein recht bescheidenes Stück vorangekommen. Nun gut, wurde der Oberst langsam stoisch und dachte, es sind halt doch nur einfache Bauern, keine richtigen Berufssoldaten. Was kann man da schon machen?
       In dieser Nacht wurde es ungemütlich. Das Lager erstreckte sich aufgrund der Masse an Mensch und Tier über eine beachtliche Fläche. Einige waren gezwungen am Waldrand zu kampieren und das zog prompt ein Rudel Wölfe an.
       Zunächst bemerkten es die im Schlaf grunzenden Männer überhaupt nicht, dass die Wölfe am Rande des Lagers umherstrichen und Essensreste fraßen, als die Meute sich allerdings über einen ängstlich schreienden Esel hermachen wollte, herrschte hellste Aufregung im ganzen Lager. Man kam dem bedrohten Langohr gerade noch zu Hilfe und glaubte schon die Wölfe vertrieben zu haben, als sie an anderer Stelle aus dem Wald hervorstachen, eine Ziege rissen und deren Besitzer ernsthaft verletzten. Spätestens jetzt war es mit der Nachtruhe für diese Ecke des Lagers endgültig vorbei. Man organisierte einen gut bewaffneten Stoßtrupp und setzte dem Wolfsrudel nach.
       Mit von der Partie waren Randolf und Dietbert, die in der Nähe des Zwischenfalls gelagert hatten und für die Bauern als richtige Soldaten des Grafens galten, auch wenn man sah, dass es sich um Jünglinge handelte – schließlich trugen sie Uniform und waren stark bewaffnet!
     
       „Still!“ raunte Dietbert den Anderen zu und kroch noch einige Schrittweit tiefer ins Unterholz. „Da vorne müssen sie sein! Ich habe deutlich was gehört!“
       Angespannt folgten ihm fünf Kameraden, darunter Randolf.
       „ Und? Siehst du was?“ flüsterte Randolf, nach weiterem zaghaften Vorantasten.
       „ Nö – ist alles viel zu dunkel! Wir sind hier in einem dichten Bergwald und das auch noch bei Nacht – was willst du da noch sehen können? Vielleicht gerade noch die Hand vor Augen, mehr aber auch wirklich nicht!“
       „ Lass uns verschwinden, bevor wir nicht mehr die Jäger, sondern die Gejagten sind!“ schlug Randolf, schwer beeindruckt von der Dunkelheit und den befremdlichen Geräuschen, die aus dieser Dunkelheit heraus an sein Ohr drangen, vor.
       „ So einfach ist das nicht!“ widersprach Dietbert. „Die Männer im Lager glauben an uns. Wir müssen für Sicherheit im Lager sorgen, sonst geht den einfachen Kerlen die Muffe und sie gehen uns reihenweise von der Fahne!“
       „ Dann knall halt einfach mal in die Luft und behaupte, dass du einen erwischt hättest!“ raunte Randolf Dietbert diesen unheroischen Vorschlag so zu, dass nur dieser ihn verstehen konnte.
       Dietbert verharrte, dachte lang nach - man wollte ja schließlich kein Feigling sein - und entschied: „Du hast recht! Die Viehcher sind eh längst über alle Berge und wer weiß schon, was sich noch so alles hier herumtreibt! Also: Gehen wir auf Nummer Sicher! Ich mach’s!“
       Er schoss also gerade aus, wartete einen Moment und schrie: „Habt ihr das gesehen!“
       Niemand hatte das Geringste gesehen, aber es wagte auch niemand eine eventuell unqualifizierte Bemerkung zu machen. Zunächst wollte jeder mit nach vorne geducktem Kopf versuchen die Lage einzuschätzen, um später im Lager mitreden zu können, wenn diese Aktion in immer neuen Variationen ausgeschlachtet werden würde!
       „ Da!“ schrie Dietbert auf. „Da vorne! Seht ihr: Er schleppt sich davon. Na, weit kommt der nicht mehr! Das wird den Anderen eine Lehre sein! Die sind wir los!“
       Dietberts Begleiter waren zwar überzeugt, sahen den angeschossenen Wolf aber ums Verrecken nicht, bis Randolf plötzlich - durch einen kleinen Ellenbogenstoß Dietberts ermuntert - mit einstimmte: „Ja! Jetzt sehe ich ihn auch! Der ist fertig! Dem hast du ganz schön was auf den Pelz gebrannt! Guter Schuss!“
       Auf einmal sahen die anderen den waidwunden Wolf ebenfalls: „Ein Mordsbursche! Ein Wunder, dass der bei diesem Treffer noch lebt! Aber lang macht der wirklich nicht mehr! War wahrscheinlich der Rudelführer!“
       „ Tja, Männer!“ erhob Dietbert wieder stolz die Stimme.

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