Die Wolkenkinder
nicht anders sagen!“ bestätigte Lothar nach einem kurzen Rundumblick.
„ Stimmt schon“, gab auch Dietbert zu. „Das, was ihr da aber noch seht, ist der harte Kern, das sind die echten Männer!“
„ Du meinst, dass du dich auf die morgen verlassen kannst“, deutete Randolf diese Aussage.
„ Richtig! Die, die jetzt noch da sind, stehen hundertprozentig hinter unserer Sache und sind bereit dafür zu sterben. Ich muss sagen, dass ich mit diesen Männern im Rücken ein besseres Gefühl habe, als die ganze Zeit, wo wir noch so viele waren!“
„ Wie meinst du das?“ wunderte sich Lothar
„ Ganz einfach! Bislang wussten wir, dass wir Verräter in unseren Reihen hatten, dazu kamen noch Maulhelden, Drückeberger, die nur mitgezogen sind, um daheim nicht auf’s Feld zu müssen und weiteres feiges Gesocks! Die sind jetzt alle weg! Soll ich diesem Abschaum nachweinen?“
„ Nun gut“, nahm sich Randolf das Wort. „Aber wenn ich bedenke, was für eine Herkulestat vor uns liegt, wäre es schon ganz nett gewesen, man hätte eine deutliche Übermacht stellen können!“
„ Natürlich“, quälte sich Dietbert. „Wenn man fünf gegen eins steht, ist das Siegen immer leichter; wenn du aber während der Schlacht feststellen musst, dass dir deine Leute von der Fahne gehen, oder dir sogar in den Rücken fallen, dann ist alles zu spät – du hast Leute an Stellen eingeplant, die strategisch wichtig sind und auf einmal ist da keiner mehr...“
„ Verstehe!“ nickte Randolf einsichtig mit dem Kopf. „Du meinst also, dass wir jetzt mit den Verbliebenen zusammen so eine Art Pappenheimer sind, die auf Gedeih und Verderb zusammenhalten und notfalls gemeinsam in den Tod gehen!“
„ Du hast es erfasst! Der Vergleich gefällt mir!“
„ Schön wär’s! Aber hast du dir in der Zwischenzeit mal überlegt, wie du unter diesen Umständen die Burg überhaupt nehmen willst?“
„ Klar habe ich das! Und genau deswegen werden wir jetzt schnurstracks zum Zelt des Grafen pilgern und mit ihm und dem Oberst dort die Lage besprechen! Auf geht’s Männer!“
„Die Sache ist klar!“ fasste der Graf das Gehörte zusammen. „Wir können also nicht wie geplant vorgehen. Was schlagt Ihr vor, Oberst?“
„ Die traditionelle Methode wäre belagern und aushungern!“
„ Ich widerspreche Euch nur ungern Oberst“, schickte Dietbert vorsichtig voraus und machte einen anderen Vorschlag: „Ich glaube, dass die da drinnen eine fürchterlich lange Zeit aushalten können – Randolf sah die Vorräte und schätzt, dass diese für mindestens ein halbes Jahr reichen! Stimmt doch, oder?“
„ Ja, das stimmt!“ antwortete Randolf.
„ Also“, fuhr Dietbert fort, „geben unsere Männer wahrscheinlich eher auf als die! Deshalb schlage ich vor, dass wir heute Nacht, kurz vor Sonnenaufgang, die Zugbrücke erklettern und das Tor öffnen. Unsere Männer strömen ein und stellen sich im Kampf Mann gegen Mann!“
„ Nicht besonders ausgefeilt dein Plan“, mäkelte der Oberst, der es doch etwas persönlich genommen hatte, dass ihm aus der Mannschaft heraus widersprochen wurde.
„ Einfach, aber genial“, verteidigte sich Dietbert.
„ Völliger Blödsinn!“ winkte der Oberst verärgert ab. „Die Zugbrücke erklimmen..., pah... - als ob das so einfach wäre! Glaubst du denn, die Kerle schlafen da drin?“
„ Das ist die einzige Stelle, wo man überhaupt eindringen kann! Oder will mir da einer widersprechen?“
„ Kann ja sein!“ gab der Oberst zu. „Aber so, wie du das machen willst, geht das voll in die Hose!“
„ Also gut!“ unterbrach Randolf die zwei Streithähne. „Wir wissen also, dass wir nur durch das Tor eindringen können, dass man es aber nicht erklettern kann. Das Ding ist doch aus Holz - warum fackeln wir es nicht einfach ab?“
„ Ausgezeichnet!“ war der Graf sehr zufrieden. „Wir schleichen uns an, kippen Pech, Pulver und Zunder ans Tor, zünden das Ganze an und verschwinden! So wird’s gemacht, meine Herren!“
„ Meinetwegen“, gab der Oberst mürrisch nach. „Die Frage ist nur, ob der Kram richtig brennt und ob die Burgleute nicht löschen können?“
Randolf erwiderte: „Wenn wir genug brennbares Material ans Tor schaffen, brennt das schon und wenn wir in der Dunkelheit vorgehen, merken die das viel zu spät, um es noch rechtzeitig zu löschen. Eventuelle
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